Porsche Leipzig GmbH qualifiziert Logistik-Mitarbeiter im Trainingscenter: Übung macht Logistikmeister

Redaktion (allg.)

Das Trainingscenter im Porsche-Werk Leipzig qualifiziert externe und eigene Logistikmitarbeiter des Sportwagenherstellers.
Fachkräfte werden in vielen Branchen und Regionen dringend gesucht – ein Trend in Deutschland, der durch die Konjunktur, Demografie und auch durch besonders rasch wachsende Segmente sowie Branchen in der Industrie angeheizt wird. Qualifizierung ist dabei ein möglicher Ausweg aus der Misere. Die Porsche Leipzig GmbH geht dabei einen eigenen Weg: In einem speziellen Trainingscenter für Logistik werden Mitarbeiter auf ihre Aufgaben vorbereitet. Dieses Angebot genießt nicht nur die eigene Belegschaft, sondern insbesondere Mitarbeiter von Firmen beziehungsweise Dienstleistern, die in die Logistikkette eingebunden sind.
Termin vor Ort: Etwas abseits des Versorgungszentrums, damit die Abläufe des regulären Betriebes nicht gestört werden, stehen einige Behälter. An ihnen blinken Lämpchen grün und rot, wenn die Kommissionierer mit ihrem Teilewagen durch den Gang fahren. Ein elektronisches Lesegerät erkennt, ob die Aufträge zur Bestückung des Kommissionierwagens in der richtigen Reihenfolge abgearbeitet werden. Da Material- und Informationsfluss immer übereinstimmen müssen, werden den Mitarbeitern systemseitig die benötigten Teile angezeigt.
1.000 Mitarbeiter geschult
„Was wir hier entnehmen, ist einzig für Übungszwecke vorgesehen und kommt nach dem Training wieder in den entsprechenden Behälter zurück“, erklärt Claudia Schrumpf. Sie leitet das im November 2013 eingeweihte Trainingscenter Logistik im Leipziger Porsche-Werk und hat innerhalb eines Jahres, mit Unterstützung ihrer Kollegen, bereits mehr als 1.000 Mitarbeitern die Abläufe der Intralogistik nahegebracht.
Eine solche Schulung dauert zwischen drei und fünf Tagen. Dabei geht es nicht nur um die reinen Abläufe und die Handhabung der elektronischen Hilfsmittel. „Wichtig ist auch, unseren neuen Mitarbeitern und Logistikpartnern die Unternehmensphilosophie der Porsche Leipzig GmbH näherzubringen. Das bedeutet konkret, dass Qualität und Fehlervermeidung an erster Stelle stehen. Das richtige Bauteil muss exakt zur richtigen Zeit am richtigen Ort in der richtigen Menge und der richtigen Qualität abgelegt werden. Nur so funktioniert der eng getaktete, schlanke Logistikprozess“, sagt die Trainerin. Das ist angesichts der zahlreichen Ausstattungsvarianten der Fahrzeuge alles andere als einfach. Für die derzeit in Leipzig montierten drei Baureihen, die es in 20 Modellvarianten gibt, ergeben sich rein rechnerisch mehr als eine Million Möglichkeiten, welche mit mehr als 10.000 Einzelteilen den Kundenwünschen entsprechend gefertigt werden.
Zugleich aber ist die Lagerhaltung extrem reduziert. Die sogenannte Reichweite der Versorgungszentren liegt bei weniger als einem Tag. Porsche verantwortet bei der Logistik die Planung und Steuerung. Die operativen Abläufe sind hingegen komplett an externe Partner vergeben: Mehrere Logistikdienstleister sorgen dafür, dass die weltumspannende „Perlenkette“ aus den Zulieferteilen auf die Stunde genau im Werk funktioniert – bis hin zur abgestimmten Reigenfolge der Fahrzeuge am Band. So ist die Fenthol & Sandtmann GmbH für die zeitgenaue Anlieferung der Materialien im Porsche Werk von einem nahe gelegenen Umschlagpunkt zuständig. Just-in-Time heißt das Schlagwort hier.
In Europa, Asien, Afrika und Amerika werden Chips, Kabel oder Spritzgussteile exakt so in das pyramidenartig aufgebaute Zulieferersystem eingespeist, dass am Ende in der Porschestraße die Reihenfolge der Behälter auf den Lkw exakt mit der Reihenfolge der geplanten Bandmontage übereinstimmt. Dort übernehmen Mitarbeiter von Schnellecke beziehungsweise Rudolph die Logistik bis zum Band: Käme auf dem Weg dorthin irgendetwas durcheinander oder würden im Lager durch Unachtsamkeit falsche oder nicht qualitätsgerechte Teile auf die Routenzüge geladen, müsste im schlimmsten Fall das Band angehalten werden. „Durch das intensive Training der Logistikmitarbeiter haben wir schon nach wenigen Tagen eine sehr geringe Fehlerquote erreicht, die im Promillebereich liegt und unsere Erwartungen übertroffen hat“, versichert der Leipziger Porsche- Logistikleiter Michael Weihrauch. Dies sei aber nur möglich, wenn die Logistikmitarbeiter die Prozesse im Werk und die Auswirkungen ihres eigenen Handelns verstehen.
Hohes Niveau
„Das in der Kommissionierung eingesetzte Pick-by-Light-System zeigt den Mitarbeitern, welche Teile zu picken sind. Diese werden schon wenige Minuten später am Montageband benötigt. Umso wichtiger ist es, dass die Mitarbeiter wissen, was ihre Zuverlässigkeit für den gesamten Montageprozess im Werk bedeutet“, sagt Weihrauch. Doch das hohe Niveau muss gesichert werden, zumal durch die in rascher Folge ablaufenden Werkserweiterungen und die Einführung neuer Technologien eine zusätzliche Dynamik entsteht. „Wir sind vor gut 13 Jahren mit 300 Mitarbeitern gestartet, heute arbeiten bei der Porsche Leipzig GmbH bereits mehr als 3.250 Menschen. Dazu kommen 1.200 Logistikkollegen von beispielsweise der Schnellecke Sachsen GmbH und Rudolph Automotive Logistik“, berichtet Weihrauch. „Noch vor wenigen Jahren hatten die meisten Logistikmitarbeiter, die heute im operativen Bereich tätig sind, keine Berührungspunkte mit der Automobilindustrie.“
Zwar haben im Osten Deutschlands fast alle Männer und Frauen eine Berufsausbildung, meist aber nicht im Bereich Logistik. Ein Elektriker, Kraftfahrer oder Dreher habe eine solide Grundausbildung, jedoch beispielsweise keine Erfahrungen mit den heute üblichen technischen Hilfsmitteln in der Logistik. Unter anderem muss der Umgang mit dem komplexen Tastenfeld eines MDE-Handgerätes erst trainiert werden. Auch solche Fertigkeiten werden im Trainingscenter in den über 13 möglichen Trainings geübt. Die didaktische Planung wurde zusammen mit der Porsche Consulting entwickelt, die bereits vor einigen Jahren im Porsche-Werk ein Konzept zum Erlernen von Optimierungsprozessen für Führungskräfte umgesetzt hat, um den Kaizen-Gedanken für das Einsparen überflüssiger Handlungen zu erlernen. Manches sieht dabei durchaus spielerisch aus. Während des Kaizen-Trainings etwa montieren Manager Spielzeugautos an knapp einem Dutzend Stationen und haben dabei die Aufgabe, den Montageprozess zu optimieren.
Doch das neue Trainingscenter ist nicht nur als „Einmaleffekt“ für neue Mitarbeiter geplant. „Jede Veränderung in den Logistikprozessen, beispielsweise bei den eingesetzten Betriebsmitteln oder unterstützenden Werkzeugen wird umgehend geschult“, erklärt Michael Weihrauch. So durchlaufen schon heute erfahrene Mitarbeiter die Trainingsprozesse. Weiterhin, und das ist sicher ein Novum, werden auch Porsche-Mitarbeiter aus anderen Bereichen, von Personal bis zur Qualität, im Trainingscenter Logistik geschult. Ziel ist dabei, Verständnis zu schaffen, Schnittstellen zu optimieren und Anforderungen an Bewerber optimal zu definieren.
Autor: Manfred Schulze, freier Journalist, Leipzig.

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