Studie: Weniger Geld für Start-ups

Gesamtwert der Risikokapitalinvestitionen 2016 gesunken.
Mehr Finanzierungsrunden, aber insgesamt weniger Geld gab es 2016 für Start-ups in Deutschland. (Symbolbild: Apops/Fotolia)
Mehr Finanzierungsrunden, aber insgesamt weniger Geld gab es 2016 für Start-ups in Deutschland. (Symbolbild: Apops/Fotolia)
Sandra Lehmann

Deutsche Start-ups waren 2016 in mehr Finanzierungsrunden involviert als 2015, konnten dadurch aber deutlich weniger Kaptal binden. Das geht aus dem „EY Start-up Barometer“ hervor, das kürzlich von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young GmbH (EY) veröffentlicht wurde.

Rückgang um 30 Prozent

Demnach stieg die Anzahl der Finanzierungsrunden im vergangenen Jahr von 417 auf 486 Transaktionen. Der Wert dieser Investitionen ging laut EY allerdings stark zurück. So investierten Kapitalgeber hierzulande nur noch 2,2 Milliarden Euro in Jungunternehmen. Das entspreche einem Rückgang von rund 30 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert (3,1 Milliarden Euro). Grund für das Schrumpfen der Investitionssummen ist laut der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft das Ausbleiben von Megadeals.

Deutschland verteidigt Platz zwei

Damit verliert Deutschland auch europaweit als Geldgeber für Nachwuchsfirmen an Boden. Zwar ist die Bundesrepublik im Europaranking nach wie vor Zweitplatzierter, liegt jedoch, was das Investitionsvolumen betrifft, weit hinter Spitzenreiter Großbritannien zurück. Hier nahmen Start-ups 2016 in 535 Finanzierungsrunden etwa 3,7 Milliarden Euro ein.

Chancen weiter hoch

Trotz des Einbruchs der Investitionssummen schätzt Peter Lennartz, Partner bei EY und verantwortlich für die Studie, die Chancen für Jungunternehmen in Deutschland weiterhin hoch ein: „Die steigende Zahl an Finanzierungsrunden in den führenden deutschen Start-up-Regionen zeigt, dass der Start-up-Standort Deutschland weiter an Attraktivität gewonnen hat und sich neben dem Zentrum Berlin auch die anderen deutschen Start-up Ökosysteme positiv entwickeln. Die Start-up-Szene in Deutschland steht heute auf einer breiteren Basis als je zuvor“, so der Experte.

Mobilität und Logistik boomen

Besonders profitieren würden aus seiner Sicht derzeit Nachwuchsfirmen aus dem Sektor Mobilität, zu dem EY auch die Logistik zählt. In diesem Bereich wurden nach Angaben der Gesellschaft 2016 in zehn Finanzierungsrunden etwa 63 Millionen Euro investiert. Die Logistik liege damit innerhalb des Sektors auf Platz zwei. „Das Interesse der Investoren an innovativen Geschäftsmodellen in den Bereichen Mobilität und Energie ist spürbar gestiegen“, sagt Lennartz.

Hello Fresh Spitzenreiter

Als Spitzenreiter in Sachen Finanzierung in Deutschland behauptet sich laut Barometer weiterhin der Bereich E-Commerce. Mit einem Gesamtvolumen von 422 Millionen Euro, sei in diesen Sektor 2016 mit Abstand das meiste Geld geflossen. Insbesondere Food-Start-ups hätten dabei das Interesse der Investoren erregt. So konnte der Kochboxen-Versender Hello Fresh mit 85 Millionen Euro 2016 die größte Transaktion aller Jungunternehmen in Deutschland abschließen.

Konzerne fördern Start-ups

Ein Trend, der sich Lennartz zufolge 2017 fortsetzen und auch andere Sektoren betreffen wird: „Die Bedeutung von Start-ups für die aktuelle und zukünftige Entwicklung der deutschen Wirtschaft hat im Jahr 2016 weiterhin zugenommen und wird sich in den nächsten Jahren weiter erhöhen. Immer mehr Konzerne investieren in Start-ups und fördern die Zusammenarbeit, um im Innovationswettlauf vorne dabei zu sein. Auch der deutsche Mittelstand hat inzwischen die Chancen der Zusammenarbeit mit Start-ups entdeckt, hat aber gegenüber den Konzernen noch starken Nachholbedarf.“