Karriere: Logistik hat ein Fachkräfte- und Qualifikationsproblem

Weltbank veröffentlicht Studie zum globalen Logistik-Arbeitsmarkt.
Fach- und Führungskräfte sind in der Logistik laut einer Studie von Weltbank und KLU Mangelware. (Symbolbild: Monkey Business/Fotolia)
Fach- und Führungskräfte sind in der Logistik laut einer Studie von Weltbank und KLU Mangelware. (Symbolbild: Monkey Business/Fotolia)
Sandra Lehmann

Die Logistikwirtschaft hat weltweit ein Fachkräfte- und Qualifizierungsproblem. Das geht aus der kürzlich erschienenen Studie „Logistics competences, skills and training: A Global Overview“ hervor, die von der Weltbank in Kooperation mit der Kühne Logistics University (KLU) erstellt wurde.

Fünf Prozent Wachstum jährlich

Demnach fehlen für die global jährlich um circa fünf Prozent wachsende Logistikwirtschaft geeignete Fach- und Führungskräfte. „Der Wirtschaftszweig hat es nicht geschafft genügend qualifiziertes Personal anzuziehen, um dieses Wachstum nachhaltig zu unterstützen und immer komplexere Abläufe in der Lieferkette abzudecken“, erklärt KLU-Prof. Dr. Alan McKinnon, einer der Autoren der Studie.

Regionale Unterschiede

Laut der Wissenschaftler hätten bereits heute etliche Unternehmen Schwierigkeiten ihren Personalbedarf adäquat zu decken. Dabei unterscheide sich der Fachkräftemangel von Region zu Region. In Entwicklungs- und Schwellenländern fehlen der Studie zufolge vor allem Führungskräfte, die in der Lage sind, komplexe Abläufe zu überschauen und effizient zu managen. In Industrienationen hingegen mangele es vorwiegend an gut ausgebildeten Fachkräften im operativen Bereich. In Deutschland, Großbritannien und den USA würden beispielsweise vor allem Lkw-Fahrer gesucht.

Konkurrenz und schlechtes Image

Für den weltweiten Mangel an gut ausgebildetem Logistik-Personal sehen die Autoren der Studie unterschiedliche Gründe. Zum einen stehe der Wirtschaftszweig in direkter Konkurrenz zu anderen Arbeitsfeldern, zum anderen seien in etlichen Ländern die Löhne im Bereich nach wie vor niedrig und der Ruf der Logistik schlecht. Geeignete Arbeitnehmer würden sich deshalb häufig Jobs in besserbezahlten Branchen suchen.

Keine geregelte Ausbildung

Ein Problem sind aus Sicht der Studie auch die Fähigkeiten der bereits vorhandenen Mitarbeiter. Diese könnten mit dem technischen Fortschritt im Logistikbereich häufig nicht mithalten. In Entwicklungs- und Schwellenländern fehle darüber hinaus eine einheitlich geregelte Ausbildung für den Wirtschaftszweig. Mitarbeiter erhalten den Autoren zufolge häufig nur eine kurze Einführung in ihren Job.

Mangelnde strategische Kenntnisse

Auf den höheren Ebenen fehle darüber hinaus eine spezialisierte Ausbildung in Logistik und Supply Chain Management. „Viele Führungskräfte sind aufgrund ihrer fachlichen Kenntnisse aufgestiegen, Ihnen fehlt aber die Fähigkeit, Logistikprozesse auf einer strategischen Ebene zu führen“, so Kai Hoberg, Professor für Supply Chain und Operations Strategy an der KLU sowie Autor der Studie.

Mehr Ressourcen in Ausbildung

Um dem weltweiten Fachkräftemangel in der Logistik entgegen zu wirken, schlagen die Autoren verschiedene Maßnahmen vor: Die Zeit und die Ressourcen, die in die Logistikausbildung fließen, müssen auf allen Ebenen deutlich ausgeweitet werden. Die Art und Weise der Ausbildung solle ebenfalls angepasst werden, um diese attraktiver zu machen. Zudem sehen die Wissenschaftler in praktischen Lernerfahrungen einen wesentlichen Baustein zur Verbesserung der Qualifikation. „Business Games und Simulationen bieten die Möglichkeit, selbst Entscheidungen zu treffen und deren Auswirkungen zu beobachten“, erläutert Hoberg.

Unterstützung durch Vereine

Zusätzlich empfehlen die Wissenschaftler einen Wissenstransfer von den Industrienationen in die Entwicklungsländer. Die Unterstützung nationaler Vereine aus dem Logistikbereich, wie etwa der Bundesvereinigung Logistik e.V., spielt dabei laut Studie eine wichtige Rolle.

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