Automotive: Hersteller mietet, Dienstleister bewirtschaftet

Jordan Corynen, Director Germany beim Logistikimmobilienentwickler Goodman, im Interview mit LOGISTIK HEUTE.
Matthias Pieringer

Jordan Corynen, Deutschland-Verantwortlicher beim Logistikimmobilienentwickler Goodman, erläutert, welche Standorte bei der Automobilindustrie und ihren Logistikdienstleistern heute vor allem gefragt sind. Außerdem geht er darauf ein, welche Rolle das Thema „Flexibilität“ für beide Zielgruppen spielt.

LOGISTIK HEUTE: Die Automobilindustrie und ihre Logistikdienstleister zählen zu Ihren Top-Kunden in Deutschland. Was sind die wichtigsten Anforderungen, die Logistik­immobilien für diese Nutzer erfüllen müssen?
Jordan Corynen: Logistikimmobilien für die Automobilwirtschaft haben ein spezielles Design, das einige branchentypische Abläufe ermöglicht. Dazu zählen vor allem große Außenlagerflächen sowie Tunnelkonstruktionen zum seitlichen Be- und Entladen von Lkw. Dadurch lassen sich die üblichen Just-in-Time- oder Just-in-Sequence-Lieferungen effizient umsetzen. Zentrales Kriterium für Automobilhersteller, Zulieferer oder deren Logistikdienstleister ist außerdem die Nähe zum Fertigungswerk. Ein guter Standort garantiert kurze Wege und damit eine zuverlässige Produktionsversorgung.

Welche Standorte sind bei der Automobilindustrie und ihren Logistikdienstleistern in Deutschland derzeit besonders angesagt?
Neben der Nähe zum Fertigungswerk ist auffallend, dass die Automobilwirtschaft aktuell Standorte bevorzugt, die eine internationale Logistik ermöglichen. So nutzt zum Beispiel BMW über den Logistikdienstleister DB Schenker im GVZ Leipzig eine von uns entwickelte, 145.000 Quadratmeter große Immobilie, in der Fahrzeugmodule für Werke in China und Südafrika konfektioniert und versendet werden. Ein ebenso gefragter Standort ist derzeit der Duisburger Hafen mit direkter Rheinlage und guten Gleisanbindungen. Dort haben wir für Volkswagen und seinen Dienstleister Syncreon einen Exporthub mit rund 24.000 Quadratmetern realisiert. Traditionell sehr beliebt ist außerdem die Hansalinie in Bremen. Um an diesen Top-Standorten attraktive Lösungen zu bieten, ist häufig die Revitalisierung alter Industrieflächen notwendig, die von Entwicklern entsprechende Kompetenzen erfordert.

[pagebreak]

Welche Modelle in den Geschäftsbeziehungen zwischen Entwickler, Automobilindustrie und Logistikdienstleister sind hierzulande im Kommen?
Aufgrund der globalen Marktdynamiken spielt Flexibilität in den Planungen der Unternehmen eine immer größere Rolle. Bei Logistikimmobilien steigt dadurch die Attraktivität von Mietlösungen im Gegensatz zu Eigenentwicklungen. Wir sehen aktuell die Tendenz, dass Automobilhersteller dazu übergehen, die Immobilien selbst anzumieten und anschließend einen spezialisierten Logistikdienstleister mit der Bewirtschaftung zu beauftragen. Als Entwickler und Investor haben wir dennoch beide Zielgruppen im Blick. Durch die steigende Flexibilität achten wir als langfristiger Investor bei jeder Neuentwicklung auf die Drittverwendbarkeit unserer Immobilien.

Welche Auswirkungen hat die Globalisierung der Automobilindustrie auf den Markt für Logistikimmobilien?
Automobilhersteller, aber auch große Zulieferer und Logistikdienstleister, betrachten ihre Logistik heute als ein globales Netzwerk. Umso wichtiger sind daher Partnerschaften mit Immobilienentwicklern, die weltweit tätig sind. Auf diese Weise lassen sich Synergien nutzen und beide Seiten profitieren von einem gemeinsamen Erfahrungsschatz. So hat Goodman beispielsweise zur Lagerung von BMW-Modulen fast parallel zur Fertigstellung des 145.000 Quadratmeter großen Logistikzentrums in Leipzig mit der Entwicklung eines 33.000 Quadratmeter großen Verteilzentrums in China begonnen. Bei diesen und ähnlichen Projekten unterstützen wir gleichzeitig die großen Logistikdienstleister wie DB Schenker oder Kühne + Nagel weltweit in ihren Geschäftsaktivitäten.

Die Fragen stellte Matthias Pieringer.