Hochschule Bremerhaven: Studie zum Lkw-Ladungsbetrug

Wissenschaftler raten zur Vorsicht bei Internet-Frachtenbörsen.
Redaktion (allg.)

Internet-Frachtenbörsen sind bei Ladungsdieben sehr beliebt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Instituts für Logistikrecht & Riskmanagement (ILRM) der Hochschule Bremerhaven. Für seine Masterarbeit „Ladungsbetrug und Unterschlagung beim Verkehrsträger Straße in Deutschland“ hat Stefan Siuda Ende des vergangenen Jahres 53 deutsche Transportunternehmen sowie Transportversicherer, Detekteien und Polizeibehörden zu ihren Erfahrungen mit Frachtbetrügern befragt.

Jeder zweite Transportunternehmer war demnach schon einmal Opfer von Ladungsdieben, wobei die Hälfte davon einer Täuschungshandlung, wie Betrug oder Unterschlagung, unterlag. In 70 Prozent der Fälle gibt es einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen den Täuschungsdelikten und der Nutzung von Internet-Frachtenbörsen, geht aus der Umfrage hervor.

Laut Siuda sind Frachtdiebstähle oft über die Grenzen Deutschlands hinaus organisiert. Mindestens 45 Prozent der rund 160 untersuchten Betrugsfälle ereigneten sich im Ausland. Die Täter wählen bewusst grenzüberschreitende Transporte, um sich einen Zeitvorteil zu verschaffen, denn die bürokratischen Hürden der internationalen Polizeiarbeit sind oft zeitraubend. Der Studie zufolge ist Italien mit 23 Fällen Spitzenreiter in Sachen Ladungsbetrug gefolgt von Tschechien mit zwölf Fällen.

Auch Jahreszeit und Wochentage spielen eine Rolle. Frachtdiebe bevorzugen laut Siuda das Frühjahr und den Herbst. Und 58 Prozent aller Täuschungsdelikte passieren zwischen Freitag und Montag.

Diebe entwenden nicht nur hochwertige EDV-Geräte oder Spirituosen, sondern auch Steine oder Dünger. Grundsätzlich stehlen sie laut der Umfrage Güter, die leicht wieder absetzbar sind, zum Beispiel Fahrzeugteile oder Lebensmittel. Die mittlere Schadenshöhe der von Siuda erfassten Täuschungshandlungen lag bei knapp 51.000 Euro.

Um potenziellen Betrügern auf die Spur zu kommen, ist es besonders wichtig, die Angaben neuer Auftraggeber umfassend auf Plausibilität zu prüfen, rät Kravag, ein Unternehmen der Wiesbadener R+V Versicherung AG. Basierend auf den Erkenntnissen der Studie hat der Spezialversicherer die Broschüre „Unterschlagung von Lkw-Ladungen verhindern“ mit möglichen personellen und organisatorischen Maßnahmen gegen Täuschungshandlungen herausgebracht.

(akw)