Schienengüterverkehr: Streik ist laut Verband „eine Katastrophe“

BME-Logistikbereichsleiter sieht große Probleme für Stahl- und Chemieindustrie.

61 Stunden lang wurde dieses Wochenende die Berliner Deutsche Bahn AG von der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bestreikt. Nicht nur für die zahlreichen Bahnreisenden eine aufreibende Situation, sondern auch für die Industrie, die auf den reibungslosen Schienengüterverkehr angewiesen ist. „Das ist eine Katastrophe“, sagte Gunnar Gburek, Bereichsleiter Logistik beim Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) in Frankfurt, gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Selbst ohne Produktionsausfälle würde den Unternehmen ein finanzieller Schaden entstehen. So müssten beispielsweise Lieferungen auf Lastwagen umgeschichtet werden oder Lager nach dem Streik mit großem Aufwand wieder aufgefüllt werden. Ein Ausweichen auf andere Anbieter sei bei einem Marktanteil von nur etwa einem Fünftel kaum möglich.

Vor allem die Chemie- und Stahlindustrie sind laut Gburek besonders betroffen, da sie auf kontinuierlichen Rohstoffnachschub beziehungsweise Abtransport angewiesen seien. Der Logistikbereichsleiter hatte bereits im Vorfeld vor mehrtägigen Streiks und deren Auswirkungen gewarnt. Je nach Intensität und Dauer müssen die Unternehmen im Streikfall bis zu zwei Drittel ihrer Schienengüter auf andere Verkehrsträger umverteilen lassen, prognostizierte Gburek in einer BME-Pressemitteilung. Außerdem könnten die Streiks – sofern sie auch Züge im kombinierten Verkehr betreffen – auch unmittelbare Auswirkungen auf die Versorgungsketten im Handel haben.

Die Deutsche Bahn zeigt sich hingegen mit ihrem Streikmanagement zufrieden. Der Geschäftsbereich DB-Schenker Rail, zuständig für den europaweiten Schienengüterverkehr, habe „mit einem reduzierten Angebot einen weitgehend stabilen Betrieb übers Wochenende“ sichergestellt, heißt es in einer Pressemitteilung. Versorgungsrelevante Züge seien bevorzugt behandelt worden, um damit die Auswirkungen auf die Industrie möglichst zu vermeiden. „Der Schwerpunkt im Betriebsablauf liegt nun ab Montag auf dem Abbau der rückgestauten Züge“, teilt die Bahn mit.