Studie: Herausforderungen einer nachhaltigen Stadtlogistik

Elektrische Zustellfahrzeuge und Mikro-Depots als "Letzte Meile"-Konzepte.

In Berlin hat kürzlich der Bundesverband Paket und Expresslogistik (BIEK) die Studie „Nachhaltige Stadtlogistik durch Kurier-, Express- und Paketdienste“ vorgestellt. Sie untersucht Treiber, Ziele, Konzepte sowie Rahmenbedingungen einer nachhaltigen Stadtlogistik durch KEP-Dienstleister. Der Autor der Studie Prof. Dr. Ralf Bogdanski, Professor für nachhaltige Unternehmensführung und Logistik an der Fakultät Betriebswirtschaft der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm, zeigt dazu Logistikdaten der „Letzten Meile“ in Nürnberg und Frankfurt am Main und stellt die Logistikkonzepte der KEP-Dienste vor.

KEP-Dienste haben hohe Innovationsbereitschaft

Grundsätzlich führe die Problematik der „Letzten Meile“ zu einer „hohen Innovationsbereitschaft der KEP-Dienste hinsichtlich einer nachhaltigen Stadtlogistik“, so die Studienauswertung. Die Unternehmen können jedoch nicht allein agieren, es sei eine Kooperation der KEP-Dienste untereinander und mit ihren Stakeholdern erforderlich.

Keine generelle Privilegierung der Elektromobilität

Als eine nachhaltige Transporttechnologie geht aus der Studie der Einsatz vollelektrischer Zustellfahrzeuge auf der „Letzten Meile“ hervor – allerdings nur aus ökologischer Sicht. Ökonomische und soziale Ziele bleiben hierbei auf der Strecke. Daher werde es die von den KEP-Diensten gewünschten kommunalen Privilegierungen der Elektromobilität, um die höheren Kosten zu kompensieren, nicht generell geben. Begrenzte logistische Privilegierungen seitens der Kommunen könnten aber ein starker Anreiz für die Unternehmen sein.

Mikro-Depots zur Beladung von Lastenrädern

Als weitere Voraussetzung für den Einsatz nachhaltiger Transporttechnologien nennt die Studie unter anderem die Implementierung von Mikro-Depots in den Zustellbezirken von KEP-Diensten. Sie sollen das Bestücken von Lastenfahrrädern oder fußläufigen Transporthilfen ermöglichen. Wie LOGISTIK HEUTE berichtete, testen gerade die Freie und Hansestadt Hamburg, das Business Improvement District (BID) Neuer Wall und UPS (United Parcel Service) ein ähnliches Modell. Kritisch ist hierbei nach Studienangaben allerdings „das Angebot kostengünstiger, geeigneter Flächen oder Immobilien, die das Stadtbild nicht beeinträchtigen“.

Paketshops und Schließfächer haben Potenzial

Grundsätzlich sei immer noch die Adresszustellung das dominante Zustellkonzept und werde es auch bleiben. Frei verfügbare Ladezonen könnten laut Studie die Problematik der Zustellung auf der „Letzten Meile“ verbessern. Hierzu wären aber Änderungen der Straßenverkehrsordnung nötig. Zudem erreiche die Adresszustellung nur in Kombination mit nachhaltigen Transporttechnologien eine vollständige Nachhaltigkeit in der Stadtlogistik. Die größten Nachhaltigkeitspotenziale räumt die Studie der Zustellung an Paketshops oder automatisierte Schließfächer als Alternative ein.