Nepal: Probleme mit der Logistik

Hilfsgüter erreichen Bedürftige nur schleppend.
DHL-Logistiker bereiteten Vertreter nepalesischer Flughäfen 2010 logistisch auf einen möglichen Katastrophen-Einsatz vor. Foto: DHL
DHL-Logistiker bereiteten Vertreter nepalesischer Flughäfen 2010 logistisch auf einen möglichen Katastrophen-Einsatz vor. Foto: DHL
Thilo Jörgl

Nach dem verheerenden Erdbeben in der Himalaya-Region mit mehr als 5.000 Toten kommen zwar Hilfsgüter aus aller Welt in Nepal an. Doch aufgrund logistischer Probleme erreichen sie die Bedürftigen in entlegenen Dörfern nur sehr langsam. Gegenüber Journalisten sagte Unni Krishnan, Koordinator der Hilfsorganisation Plan, dass in dem Gebirge der Transport von Hilfsgütern grundsätzlich eine Herausforderung sei. Man wisse zwar, dass Tausende Häuser zerstört seien, aber nicht genau wo. Es sei daher nicht möglich, Hilfspakete aus der Luft abzuwerfen.

Hohes Flugaufkommen

Die Transporte der Hilfsorganisationen in Nepal werden durch die zerstörte Infrastruktur, schlechtes Wetter und fehlende Hubschrauber erschwert. Dazu kommt, dass es laut Malteser International nur eingeschränkt möglich sei, Hilfsgüter über den beschädigten Flughafen in Kathmandu einzufliegen. In der nepalesischen Hauptstadt fehlt es zudem an Strom und Treibstoff. Auch Trinkwasser und Nahrungsmittel sind knapp. Aufgrund des hohen Flugaufkommens in Kathmandu konnte beispielsweise ein Team der Allgäuer Hilfsorganisation Humedica am vergangenen Montag nicht in Kathmandu landen. Erst am Dienstag konnten die Helfer ihre Arbeit aufnehmen.

Logistiker von DHL vor Ort

Bereits am Montag konnte indes ein Disaster Response Team (DRT) mit Mitarbeitern des Logistikdienstleisters DHL in Kathmandu seine Arbeit aufnehmen. In Zusammenarbeit mit dem UN-Büro für die Koordination humanitärer Angelegenheiten (UNOCHA) wird die Gruppe humanitäre Hilfslieferungen in Nepal mobilisieren und koordinieren. Das Team bestehe aus „hochqualifizierten Freiwilligen, die ihr logistisches Know-how zur Verfügung stellen und die Koordinierung der Hilfslieferungen am Flughafen unterstützen“, sagte Frank Appel, Vorstandschef der Deutschen Post DHL Group. Chris Weeks, Direktor für humanitäre Angelegenheiten bei DHL, wies darauf hin, dass DHL-Experten bereits 2010 zusammen mit nepalesischen Behörden und den Vereinigten Nationen ein „Get Airports Ready for Disaster“-Programm, kurz GARD, durchgeführt hatten. Beteiligt waren damals die Flughäfen Kathmandu, Nepalganj, Biratnagar, Simara und Pokhara. Diese Airports seien „gut auf die Arbeit nach einer Katastrophe“ vorbereitet“, betonte Weeks.

Bergsteiger Messner kritisiert Rettungsprioritäten

Bergsteigerlegende Reinhold Messner kritisierte in den Medien, dass derzeit im Himalaya festsitzende Bergsteiger vor den in den Bergdörfern verletzten Nepalesen gerettet werden. Er sprach von einer „Zwei-Klassen-Rettung“. Hintergrund: Das arme Land Nepal verfügt nur über sechs Hubschrauber, dazu kommen 20 private Maschinen. Drei Helikopter wurden bei der Rettung am Mount Everest eingesetzt. Zum Unglückszeitpunkt waren dort etwa 1.000 Bergsteiger im Basislager, davon 490 Ausländer.