Forschung: Wann geht der Kapitän von Bord?

Forschungsarbeit „MUNIN“ endet Ende August 2015.
Wie können Schiffe autonom unterwegs sein? Damit befasst sich das Forschungsprojekt MUNIN. (Symbolbild: Hapag Lloyd)
Wie können Schiffe autonom unterwegs sein? Damit befasst sich das Forschungsprojekt MUNIN. (Symbolbild: Hapag Lloyd)

Am 10. und 11. Juni 2015 haben sich Projektpartner und Gäste zur Abschlussveranstaltung des Forschungsvorhabens „MUNIN“ getroffen. Denn nach drei Jahren Forschungsarbeit am Konzept des autonomen Schiffs unter Leitung des Hamburger Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen CML wird die Arbeit Ende August enden. Die erzielten Ergebnisse und Lösungen stellten die Partner in Vorträgen und Live-Vorführungen vor. Für Projektleiter Hans-Christoph Burmeister vom CML stellt sich aber schon heute nicht mehr die Frage, ob die autonome Schifffahrt kommt, sondern nur noch wann.

Autonom fahrende Schiffe ermöglichen

Die Aufgaben im MUNIN-Projekt lagen in der theoretischen Analyse des Themas „Autonome Seeschifffahrt“ und der Entwicklung praktischer Lösungsansätze, die gemeinsam die Umsetzung eines autonom fahrenden Schiffes möglich machen sollen. Insgesamt lag der Schwerpunkt in der Entwicklung autonomer Entscheidungssysteme an Bord eines Massengutfrachters, die jedoch in landbasierten Kontrollstationen fernüberwacht werden.

Wirtschaftlichkeit und Risiken

Das Vortragsprogramm an der Technischen Universität Hamburg-Harburg umfasste unter anderem einen Überblick über die erforderliche Kommunikationsarchitektur sowie rechtliche Fragen. Darüber hinaus wagte Lutz Kretschmann vom Fraunhofer CML einen Ausblick auf die mögliche Wirtschaftlichkeit und die Risiken.

Überwachung in Echtzeit

Die Vorführungen in den Räumen des Fraunhofer CML stellten zudem beispielsweise die Überwachungsmöglichkeiten der Maschinenfunktionen von Land aus dar. Im sogenannten Shore Control Centre können dabei die Schiffe weltweit in Echtzeit überwacht werden. Außerdem wurde die Möglichkeit der Fernsteuerung gezeigt.

Autonome Ausweichmanöver

Besonders interessant: Die „unbemannte Brücke“, auf der im Schiffsführungssimulator demonstriert wurde, wie sich begegnende Schiffe autonom Ausweichmanöver fahren. Voraussetzung hierfür ist der Einsatz des im Rahmen des Projektes entwickelten automatisierten Ausguck-Systems, das kleinste Gegenstände auf der Wasseroberfläche erkennen kann und entsprechende Warnungen an die Schiffssteuerung weitergibt.

Schiffsroute nach Wettervorhersage

Ergänzt werden kann die autonome Steuerung um ein ebenfalls am CML entwickeltes „Weather-Routing-System“. Hiermit werden Schiffsrouten den Wettervorhersagen entsprechend angepasst. Darüber hinaus optimiert das System den Kurs des Schiffes so, dass potenziell gefährliche Seegangseinflüsse minimiert werden und ermöglicht damit autonome Navigation auch in stürmischer See.