Intralogistik: Wenn der Kurs fällt

Was der Wertverfall an der chinesischen Börse für die deutsche Intralogistik bedeutet.
Intralogistiksysteme von deutschen Herstellern erfreuen sich China großer Beliebtheit. Gibt es im Reich der Mitte einen wirtschaftlichen Abschwung, könnte sich das allerdings ändern. (Foto: SSI Schäfer)
Intralogistiksysteme von deutschen Herstellern erfreuen sich China großer Beliebtheit. Gibt es im Reich der Mitte einen wirtschaftlichen Abschwung, könnte sich das allerdings ändern. (Foto: SSI Schäfer)
Sandra Lehmann

Chinas Börse befindet sich auf Talfahrt. Seit Mitte Juni ist der Aktienindex in Shanghai um mehr als ein Drittel eingebrochen. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung in ihrer Onlineausgabe vom 8. Juli. Während die chinesische Regierung mit einem staatlichen Verbot von Panikverkäufen und einem temporären Handelsverbot für fast 1.300 börsennotierte Unternehmen den Kursverfall aufhalten möchte, könnte sich für einige deutsche Hersteller von Intralogistikequipment die Frage stellen, was der Kursverlust an der chinesischen Börse für ihren Umsatz bedeutet.

Deutsche Intralogistik ist Exportschlager

China gehörte nach Angaben des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA), Frankfurt am Main, neben Frankreich und den USA auch 2014 zu den Hauptabnehmerländern intralogistischer Systeme aus Deutschland. Laut des Branchenverbands lag der Wert deutscher Intralogistikexporte nach Asien im vergangenen Jahr bei insgesamt 1,9 Milliarden Euro. Das ist mehr als für die Regionen Afrika (500 Millionen Euro) sowie Mittlerer und Naher Osten (750 Millionen Euro) zusammengenommen.

Lage noch nicht dramatisch

Trotzdem gäbe es erst einmal keinen Grund zu Panik, betont Gunnar Gburek, Leiter der Sektion Logistik beim Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt am Main. Aus seiner Sicht sind die Kursschwankungen zwar deutlich, aber in der deutschen Logistikwirtschaft noch nicht angekommen. Für Industrieunternehmen, die in China direkt produzieren, sei der zeitweise Kursverfall sogar von Vorteil. „Wenn die Löhne durch den Wertpapierverfall wieder sinken, können auch deutsche Unternehmen in China wieder kostengünstiger wirtschaften und machen mehr Umsatz.“

Aktienblase wird platzen

Für die Anbieter intralogistischer Systeme könne es allerdings zu etwaigen Margeneinbrüchen kommen. Diese werden jedoch erst dramatisch, wenn die Aktienblase, die derzeit in China existiert, eines Tages platzt, sagt Gburek. Dass die chinesische Börse ähnlich wie die deutsche um die Jahrtausendwende irgendwann abstürzt, davon ist der Logistikexperte überzeugt. „Dann werden auch chinesische Unternehmen weit weniger in Intralogistik investieren können, als dies bisher der Fall ist. Besonders exportorientierte Logistikunternehmen werden den wirtschaftlichen Abschwung dann zu spüren bekommen“, sagt Gburek.

Konjunkturprogramm gut für deutsche Unternehmen

Noch merken die Unternehmen davon allerdings wenig – im Gegenteil. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, hat die chinesische Regierung gegen den Wertpapierverfall ein neues Konjunkturprogramm aufgelegt. Insbesondere Straßen- und Schienennetze in bisher strukturschwachen Regionen wie dem Westen Chinas sollen davon profitieren. Gunnar Gburek geht davon aus, dass dies vor allem die bisherigen Lücken in den Transportnetzen schließen wird. Aber nicht nur für die logistischen Strukturen in China sieht Gburek darin einen Vorteil. „Das Konjunkturprogramm wird aller Voraussicht nach zum Bau einiger neuer Logistikparks führen. Ähnlich wie wir das bereits aus Deutschland kennen. Der dadurch größer werdende Absatzmarkt für intralogistisches Equipment kann auch für deutsche Unternehmen von Vorteil sein.“

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