Risikomanagement: Nur im Kalten Krieg war es politisch instabiler

Risiken steigen weltweit an – erstmals führt Umweltrisiko Rangliste an.
Der Klimawandel bringt zahlreiche Risiken mit sich. Deshalb wird das Versagen der Klimapolitik als potenziell folgenschwerstes Risiko im Jahr 2016 eingeschätzt. (Symbolbild: Fotolia/Tilio & Paolo)
Der Klimawandel bringt zahlreiche Risiken mit sich. Deshalb wird das Versagen der Klimapolitik als potenziell folgenschwerstes Risiko im Jahr 2016 eingeschätzt. (Symbolbild: Fotolia/Tilio & Paolo)

Bei allen Risiken – ob umweltbezogen, gesellschaftlich, wirtschaftlich, geopolitisch oder technologisch – ist die Eintrittswahrscheinlichkeit gestiegen und wird voraussichtlich die globale Agenda in diesem Jahr bestimmen. Das ergab der „Global Risks Report 2016“ des Weltwirtschaftsforums. Fast 750 Fachleute bewerteten für die diesjährige Befragung 29 verschiedene globale Risiken hinsichtlich ihrer Auswirkungen und ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit über einen Zeitraum von zehn Jahren. Als potenziell folgenschwerstes Risiko im Jahr 2016 wurde das Versagen der Klimapolitik eingeschätzt. Erstmals seit der Erstauflage des Berichts 2006 steht somit ein Umweltrisiko an der Spitze der Rangliste.

Es folgen:

  • 2. Massenvernichtungswaffen,
  • 3. Wasserkrisen,
  • 4. unfreiwillige Migrationsströme und
  • 5. Energiepreisschocks.

Als Risiko mit der höchsten Eintrittswahrscheinlichkeit sahen die Experten für 2016:

  • 1. unfreiwillige Migrationsströme,
  • 2. extreme Wetterereignisse,
  • 3. Versagen der Klimapolitik,
  • 4. zwischenstaatliche Konflikte mit regionalen Auswirkungen und
  • 5. Naturkatastrophen.

Noch nie in den elf Jahren, in denen der Bericht globale Risiken bisher erfasst hat, hat es eine so breit gefächerte Risikolandschaft gegeben, teilt das Weltwirtschaftsforum am 15. Januar 2016 mit. Erstmals sind vier der insgesamt fünf Kategorien – Umwelt, Geopolitik, Gesellschaft und Wirtschaft – unter den fünf folgenschwersten Risiken vertreten. Lediglich technologische Risiken kommen unter den Top Fünf nicht vor. Als Spitzenreiter dieser Kategorie belegen Cyberangriffe den 11. Platz bei Eintrittswahrscheinlichkeit und Auswirkungen. Diese Bandbreite zeige sich in einer Zeit, in der globale Risiken sich immer stärker zu manifestieren scheinen. Die Daten des Berichts ergeben für alle Risiken eine durchweg höhere Eintrittswahrscheinlichkeit.

Führungskräfte gefordert

Die Datenlage spricht hier für eine immer stärkere Verknüpfung der Risiken: Einige wenige Schlüsselrisiken üben insgesamt großen Einfluss aus. Am oberen Ende der Skala stehen 2016 als am stärksten verknüpfte Risiken massive soziale Instabilität und strukturelle Arbeitslosigkeit beziehungsweise Unterbeschäftigung. „Durch Ereignisse wie die Flüchtlingskrise und Terroranschläge in Europa ist die globale politische Instabilität so hoch wie seit dem Kalten Krieg nicht mehr. Das prägt immer stärker eine Atmosphäre der Unsicherheit, in der internationale Unternehmen zunehmend ihre strategischen Entscheidungen treffen müssen. Noch nie war es so wichtig, dass sich Führungskräfte damit auseinandersetzen, welche Konsequenzen diese Risiken für Wirkungsradius, Ruf und Lieferketten ihrer Unternehmen haben“, so John Drzik, President Global Risks and Specialties von Marsh.

Länder: Risiko Energiepreisschock

Zum zweiten Mal enthält der Global Risks Report auch länderspezifische Daten dazu, wie Unternehmen globale Risiken in ihren jeweiligen Ländern einschätzen. Das verbreitetste Risiko ist ein Energiepreisschock – in 93 Volkswirtschaften auf der Liste der fünf größten Risiken. Die oben erwähnten Cyberangriffe gehören in 27 Ländern zu den Top-Fünf-Risiken; dies zeigt, wie stark Unternehmen in vielen Ländern bereits von dieser zunehmenden Bedrohung betroffen sind.

Der Global Risks Report 2016 wurde mit Unterstützung der strategischen Partner Marsh & McLennan Companies und Zurich Insurance Group erarbeitet. Als akademische Berater für den Bericht fungierten zudem folgende Institutionen: die Oxford Martin School (Universität Oxford), die Nationaluniversität Singapur, das Wharton Risk Management and Decision Processes Center (Universität Pennsylvania) sowie das Beratungsgremium des Global Risks Report 2016.