Automotive: elogistics award für innovative Logistikprojekte verliehen

Arbeitskreis AKJ Automotive zeichnet 2016 fünf Logistiklösungen aus.
(Foto: AKJ Automotive)
(Foto: AKJ Automotive)
Matthias Pieringer

Der Arbeitskreis AKJ Automotive hat am 6. April auf seinem 31. Jahreskongress in Saarbrücken den „elogistics award 2016“ für innovative Projekte verliehen. Geehrt wurden Einreichungen, die Logistik und Informationsverarbeitung vorbildlich verbinden. Die Jury – bestehend aus Experten aus Automobilindustrie und Mitgliedern der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes – zeichnete fünf Lösungen mit dem „elogistics award“ aus (im Folgenden alphabetisch nach Unternehmensname des Anwenders gelistet):

  • DHL Customer Solutions & Innovation mit der Lösung „Vision Picking“ im Schwerpunkt „Lösungen für Einzelprozesse“ (Umsetzung in Zusammenarbeit mit dem Dienstleister Ubimax GmbH)

Die Herausforderung: DHL ist als Dienstleister für den Kunden Ricoh im Bereich der Distribution von Fertigprodukten tätig und suchte nach Wegen, die Produktivität und Qualität der durchgeführten Kommissionierprozesse deutlich zu steigern und gleichzeitig die Ergonomie für die Mitarbeiter zu verbessern. Die neuen Anforderungen waren mit den herkömmlichen Technologien nicht mehr erreichbar.
Die Lösung: Viele Unternehmen haben bereits Pilotprojekte mit Datenbrillen zur Unterstützung von Kommissionierprozessen durchgeführt. Die von DHL implementierte Kombination aus Hardware- und Software-Bausteinen geht über die meisten bisher bekannt gewordenen Individuallösungen hinaus: Die Jury lobte insbesondere die durchdachte Gesamtlösung aus einer modularen Software und der Möglichkeit einer Integration verschiedener Smart Glasses als Hardware-Komponenten. Das Gesamtsystem sei durch die Skalierbarkeit und funktionale Erweiterungsmöglichkeit zukunftssicher.

  • Dräxlmaier Group mit der Lösung „TISS - Transport-Informations- und Steuerungssystem“ im Schwerpunkt „Netzwerksteuerung“ (Umsetzung in Zusammenarbeit mit dem Dienstleister Leogistics GmbH)

Die Herausforderung: Global agierende First-Tier-Lieferanten wie Dräxlmaier betreiben ein umfangreiches Transportnetzwerk zur Belieferung der eigenen Werke, zur Sicherstellung des konzerninternen Produktionsverbunds und zur Belieferung der Kundenwerke. Dieses Transportnetzwerk ändert sich täglich durch neue oder auslaufende Lieferanten, Verlagerung von Produktionsumfängen und neue sowie auslaufende Kundenprojekte. Die Herausforderung bestand darin, für alle Transportarten ein durchgängiges System von der Bedarfsentstehung über die Durchführung bis hin zur Abrechnung zu etablieren. Dabei galt es, eine ebenso hohes Maß an Transparenz wie schnelle Datenverfügbarkeit zu erreichen.
Die Lösung: Die Dräxlmaier Group hat gemeinsam mit dem Dienstleister Leogistics GmbH ein webbasiertes Transport-Steuerungs- und Planungs-Tool (TISS) entwickelt. Die Anwendung gewährleistet den Angaben zufolge die Steuerung, die Kontrolle und das Tracking von Transporten und Yards. Die schnelle Datenverfügbarkeit unterstützt sowohl die automatische als auch die manuelle Disposition. Die Jury hat insbesondere die flexible Erweiterbarkeit der Lösung um Informationen, Prozesse und Funktionen in der Prozesssteuerung überzeugt.

  • Magna International Europe GmbH mit der Lösung „Magna-Logistics-Planning-Tool“ im Schwerpunkt „Planungstool“ (Umsetzung in Zusammenarbeit mit dem Dienstleister RISC Software GmbH)

Die Herausforderung: Viele weltweit agierende Unternehmen stehen vor der permanenten Herausforderung der Planung von Logistikprozessen und Logistiksystemen innerhalb der eigenen Standorte und im gesamten Netzwerk mit Lieferanten und Kunden. Planungen sollen schnell und flexibel angestoßen werden können und systematisch das gesamte im Unternehmen bereits vorhandene Planungs-Know-how berücksichtigen. Der Anspruch an die Planungsergebnisse ist vielfach sehr hoch: weltweit standardisierte Darstellung, nachvollziehbare Lösungen und flexible Erweiterbarkeit.
Die Lösung: Der Zulieferer Magna hat zusammen mit dem Dienstleister RISC Software eine IT-Plattform entwickelt, die die beschriebenen Herausforderungen abdeckt. Für die Jury-Entscheidung maßgebend war die durchgängige Unterstützung der Planung von externen und internen Logistikprozessen.

  • Odelo Slovenjia d.o.o. mit der Lösung „Digitalisierung der Materialversorgung“ im Schwerpunkt „Gesamtlösung Materialversorgung“

Die Herausforderung: Die effiziente und kostenoptimierte Organisation der Materialversorgungsprozesse ist eine große Chance für Automobilzulieferer, um ihre Wettbewerbsposition zu stärken. Um die bestehenden Potenziale heben zu können, ist ein durchgängiges Konzept notwendig, das interne Prozesse und externe Zulieferprozesse in eine umfassende Gesamtlösung integriert, deren Leitmotiv die konsequente Umsetzung des Pull-Prinzips ist.
Die Lösung: Der Zulieferer Odelo hat für sein Werk in Slowenien ein Materialversorgungskonzept umgesetzt, das konsequent auf die Pull-Systematik mit e-Kanban setzt, inklusive der Vorteile eines web-basierten Materialmonitors für alle beteiligten Partner. Die Jury erkennt insbesondere an, mit welcher Konsequenz das Pull-Prinzip in den internen Prozessen und bei der externen Zulieferung umgesetzt wurde. Es sei gelungen, das verbrauchsgesteuerte Ziehprinzip in sehr unterschiedlichen Zulieferbeziehungen umzusetzen: für lokale Zulieferungen aus Slowenien im Milkrun, für EU-Lieferanten über Crossdocks, aber auch für globale Lieferbeziehungen, die ein Zoll-Lager vor Ort erfordern.

  • Schaeffler AG mit der Lösung „Seamless Supply Information Integration“ im Schwerpunkt „Gesamtsteuerung Inbound“

Die Herausforderung: Inbound-Logistikprozesse schlank gestalten - vor diese Aufgabe sehen sich viele Unternehmen in der Automobil- und Zulieferbranche gestellt. Der Lean-Gedanke der Reduzierung von Verschwendung in den logistischen Prozessen und beim Informationsaustausch lässt sich nur durchsetzen, wenn es gelingt, eine integrierte und standardisierte Gesamtlösung zu erarbeiten und zu implementieren – unter Einbeziehung aller beteiligten Partner in der Wertschöpfungskette einschließlich der Logistikdienstleister.
Die Lösung: Schaeffler hat sich dieser Herausforderung angenommen und zunächst in einem Werk in Großbritannien eine durchgängige Lösung implementiert, die Basis für das Ausrollen auf andere Konzernstandorte ist. Die Jury würdigt das umgesetzte Konzept für die Integration des gesamten Informationsflusses in den Inbound-Prozessen und für die Erreichung der Ziele (Überbestände reduzieren, kurzfristige Produktionsumplanungen vermeiden, Verschwendung durch Doppelarbeit vermindern, schlecht ausgelastete Transporte verringern).