Panama Papers: Gestohlene Schätze in Schweizer Schließfächern

Nazi-Raubkunst im Genfer Zollfreihafen gefunden.
Mekka für illegale Kunsteinlagerung? Laut Medienberichten wurde im Zollfreihafen von Genf bereits mehrmals geraubte Kunst gefunden. (Symbolbild: Fotolia/Samuel Borges)
Mekka für illegale Kunsteinlagerung? Laut Medienberichten wurde im Zollfreihafen von Genf bereits mehrmals geraubte Kunst gefunden. (Symbolbild: Fotolia/Samuel Borges)
Sandra Lehmann

Gemälde, seltene Weine und Kunstobjekte aller Art: Zollfreihäfen, auch Freeports genannt, gelten bei Kunstsammlern und -besitzern als beliebte Lagerorte. Denn hier können Kunstschätze nicht nur fachgerecht, sondern vor allem steuer- und zollfrei untergebracht werden – und das häufig ohne tiefgehende Kontrolle der Besitzverhältnisse. Zollgebühren oder Steuern werden in der Regel erst dann fällig, wenn ein Objekt das Hafengelände verlässt.

Illegale Transaktionen

Dass dieses Vorgehen auch illegalen Transaktionen Tür und Tor öffnen kann, wurde Anfang April offensichtlich. Wie die „Süddeutsche Zeitung“, München, berichtet, wurde das Gelände des Genfer Zollfreihafens von der örtlichen Staatsanwaltschaft im Zuge der Panama-Papers-Affäre durchsucht. Dabei sollen die Beamten auf das seit Jahren als verschollen geltende Gemälde „Sitzender Mann“ des italienischen Malers Amedeo Modigliani gestoßen sein.

Untersuchung der Staatsanwaltschaft

Über das Bild, das laut „Süddeutscher“, dem jüdischen Kunstsammler und -händler Oskar Stettiner während der Naziherrschaft geraubt wurde, läuft seit Jahren ein Rechtsstreit zwischen den Erben Stettiners und der Kunstsammlerfamilie Nahmad. Diese hatten stets bestritten, im Besitz des Bildes zu sein. Durch die Panama Papers liege nun aber der Verdacht nahe, dass die Firma, unter deren Name das Gemälde in Genf verzeichnet ist, den Nahmads gehört. Wie das Blatt weiter berichtet, sollen die korrekten Besitzverhältnisse nun in einer Untersuchung durch die Schweizer Staatsanwaltschaft geklärt werden.

Weitere Kunstraubdelikte

Der Gemäldefund ist indes nicht der erste Kunstraubskandal, der das Genfer Zollfreilager betrifft. So fand die Schweizer Polizei nach Angaben der „Süddeutschen“ erst im Januar dieses Jahres 45 Container auf dem Freihafengelände, in denen sich 17.000 geraubte römische und etruskische Antiken befanden, die dort seit 15 Jahren unter dem Namen einer Offshorefirma lagerten.