Kion Group schielt nach Amerika

Staplerbauer sieht durch Dematic-Übernahme Marktpotenzial jenseits des Atlantiks.
Wollen gemeinsam den nordamerikanischen Markt erobern: Gordon Riske, CEO der Kion Group AG (links), und John Baysore, CEO und President von Dematic. (Foto: Kion Group)
Wollen gemeinsam den nordamerikanischen Markt erobern: Gordon Riske, CEO der Kion Group AG (links), und John Baysore, CEO und President von Dematic. (Foto: Kion Group)
Thilo Jörgl

Durch die Übernahme des Automatisierungsspezialisten Dematic sieht der Wiesbadener Flurförderzeugspezialist Kion Group AG, bekannt unter anderem für seine Marken Linde und Still, zusätzliches Wachstumspotenzial – vor allem in Nordamerika. „Mit der Akquisition schaffen wir ein Unternehmen, dessen Angebot die gesamte Lieferkette umspannt. Unser Produktportfolio ist einzigartig und reicht von Gabelstaplern bis zu voll automatisierten Materialflusslösungen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kion Group Gordon Riske beim Kion-Medientag am 2. Dezember in Heusenstamm bei Frankfurt am Main.

Lücken schließen

Christian Harm, Head of Corporate Strategy des börsennotierten Konzerns, betonte, dass das Unternehmen bis 2018 Lücken im Produktportfolio schließen werde. Vor allem mit Lagertechnikgeräten wolle man künftig bei neuen und bestehenden Dematic-Kunden in Nordamerika punkten. Weltweit hat der Automatisierungsspezialist bereits mehr als 4.500 integrierte Systeme für Kunden installiert.

Neue Potenziale in China

Der neue CEO von Dematic, John Baysore, betonte, dass Dematic sich neue Potenziale in China, dem weltgrößten Intralogistikmarkt, erwarte. Dort habe die Kion Group bereits viele Kunden. Weltweit verfüge Kion ohne Dematic schon über mehr als 3.000 Kunden, denen sein Unternehmen nun ab sofort Automatisierungslösungen anbieten könne, sagte Baysore.

Digitalisierung und Urbanisierung

Als Türöffner für den Markt im Reich der Mitte sieht er auch Weichai Power, den Ankerinvestor bei Kion. Allgemeinen Rückenwind für die Dematic-Geschäfte erwartet sich der Amerikaner durch Megatrends wie Digitalisierung und Urbanisierung. „Die Automatisierungslösungen von Dematic werden von Kunden benötigt, die sich wandelnden Konsumentenbedürfnissen anpassen und ihren Wettbewerbsvorteil wahren wollen“, so Baysore. Gut aufgestellt sieht der Amerikaner sein Unternehmen unter anderem mit Angeboten für Kunden aus den Branchen Handel, E-Commerce, KEP, Lebensmittelproduktion und –handel sowie Fashion. Im Auge hat das Unternehmen laut Baysore verstärkt Bereiche wie etwa Großhandel, Pharma, Produktion sowie Third Party Logistics. In den USA betreibt Dematic beispielsweise bereits zwei Lager als Dienstleister für Kunden.

Robotik für den E-Commerce

Technologisch sieht Manager Baysore seine Firma gut aufgestellt, unter anderem dank des Multishuttle sowie der Lebensmittelhandellösung AMCAP. Und im Bereich Software setzt Dematic unter anderem auf die Erfahrung einiger IT-Spezialisten, die vom Handyhersteller Blackberry geholt worden waren. Baysore glaubt, dass künftig vor allem im E-Commerce vermehrt Technologien eingesetzt werden, die Waren automatisch zu Robotern transportieren beziehungsweise umgekehrt (Goods to Robots und Robots to Goods).

Drei neue Segmente

Die Kion Group verkündete zudem, dass der Konzern nach der Übernahme von Dematic nach drei Segmenten gesteuert wird:

  • Industrial Trucks and Services
  • Supply Chain Solutions
  • und Corporate Services.

Der Bereich Industrial Trucks und Services umfasst laut einer Mitteilung das bisherige Geschäft der Kion Group und besteht aus vier Operating Units: Linde Material EMEA und Still EMEA sowie Kion APAC und Kion Americas, die markenübergreifend jeweils zuständig für die Region Asien-Pazifik und den amerikanischen Kontinent sein werden. Der Bereich Supply Chain Solutions beinhaltet die Marken Dematic, Egemin Automation sowie Retrotech. Corporate Services umfasst zentrale Funktionen und konzernweite Dienstleistungen wie interne Logistik- sowie IT-Dienste. Nach Abzügen bestimmter Verbindlichkeiten beträgt der Kaufpreis für die Anteile von Dematic rund 2,0 Milliarden US-Dollar. Kion geht von einem Unternehmenswert von 3,25 Milliarden US-Dollar aus. Durch die Übernahme entstehe ein „Anbieter mit mehr als 6,7 Milliarden Euro Pro-Forma-Umsatz im Kalenderjahr 2015 und hoher Profitabilität mit einer kombinierten bereinigten EBIT-Marge von rund 9,4 Prozent im selben Zeitraum“, heißt es aus der Kion-Zentrale.