Logistik-IT: Von der Nische zum Wettbewerbsvorteil

Experten diskutieren das Für und Wider von Logistik-Apps. / Mit Bildergalerie
Diskutierten das Für und Wieder von Logistik-Apps: Dirk Franke, Thorsten Schmidt, Sandra Lehmann, Torsten Mallée und Dr. Christian Schwede (v.l.n.r.). (Foto: Matthias Pieringer)
Diskutierten das Für und Wieder von Logistik-Apps: Dirk Franke, Thorsten Schmidt, Sandra Lehmann, Torsten Mallée und Dr. Christian Schwede (v.l.n.r.). (Foto: Matthias Pieringer)
Sandra Lehmann

Aus dem privaten Umfeld längst nicht mehr wegzudenken, erobern Apps zunehmend auch die Intralogistik. Aber welche Vorteile hat die Nutzung von Applikationen für den Bereich und was bedeutet es für die Mitarbeiter, wenn Apps demnächst zum Arbeitsalltag gehören? Diese und weitere Fragen nahm das Fachforum „Intralogistik-Apps: Hilfsmittel für die Industrie 4.0“ in den Fokus, das am 14. März 2017 auf der Fachmesse LogiMAT stattfand und von LOGISTIK HEUTE-Redakteurin Sandra Lehmann moderiert wurde.

Mensch und Maschine verbinden

Wie Referent Dr. Christian Schwede, Abteilungsleiter Informationslogistik und Assistenzsysteme am Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik IML in Dortmund, erklärte, können Applikationen in der zunehmend vernetzen Logistik dazu beitragen, die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine wirtschaftlich zu verbessern und direkte Teilhabe an der vernetzten Welt ermöglichen. So biete etwa das am Fraunhofer IML entwickelte Smart Device „Coaster“ eine sichere mobile Vernetzung seines Benutzers sowohl mit dem Internet der Dinge als auch mit dem Internet der Dienste. Damit trägt das Gerät laut Schwede zu einer Digitalisierung der Geschäftsprozesse auch auf dem Hallenboden bei.

Komplexität nicht sichtbar

Dass Apps bereits in logistischen Prozessen eingesetzt werden, zeigte Dirk Franke, CEO der Picavi GmbH aus Herzogenaurach. Der IT-Experte erläuterte dem Publikum, dass sich Applikationen nicht nur in Smartphones oder Tablets verstecken, sondern etwa auch in Datenbrillen, die zur Kommissionierung eingesetzt werden. Der Vorteil von Apps in diesem Bereich liegt für Franke klar auf der Hand: Sie ermöglichen eine einfache und intuitive Bedienung von Wearables, sind flexibel anpassbar und schnell in die bestehende IT-Landschaft zu integrieren. „Der Clou daran ist, dass die Komplexität einer Anwendung für den Werker verborgen bleibt und er die Anwendung ohne große Schulung schnell einsetzen kann“, so Franke gegenüber dem Publikum.

Kennzahlen in Echtzeit

Aber nicht nur die Arbeit in Logistikzentren vereinfache sich durch die Nutzung entsprechender Apps, auch die Erstellung und Analyse von Kennzahlen falle dadurch um vieles leichter wie Thorsten Schmidt, Sales Manager beim Softwareanbieter Viastore, betonte. Der Einsatz der richtigen IT-Anwendung in Verbindung mit der Informationsverarbeitung in Echtzeit und der praktischen Darstellung auf einem mobilen Endgerät ermöglicht es aus Sicht des Vertrieblers kritische Situationen sofort zu erkennen und schnell zu handeln.

Beliebt, aber wenig genutzt

Trotz der aufgezeigten Vorteile, die Apps im Bereich Intralogistik bieten können, werden sie derzeit noch relativ selten genutzt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Softwareherstellers AEB, die in Zusammenarbeit mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg 2016 entstand. Demnach setzen lediglich 17 Prozent der Befragten aktuell Applikationen für logistische Prozesse ein, obwohl mehr als 80 Prozent darin zukünftig einen Wettbewerbsvorteil sehen (LOGISTIK HEUTE berichtete). Dr. Torsten Mallée, Director International Business Development bei AEB, der die Ergebnisse der Studie während des Fachforums präsentierte, führt dies vor allem auf zu hohe Erwartungen der Unternehmen zurück. „Viele, die Apps einsetzen wollen, sind sich nicht im Klaren darüber, dass diese zumindest im Businessbereich gepflegt und ständig mit den richtigen Daten gefüttert werden müssen. Das erfordert Personalaufwand, der bei etlichen Unternehmen nicht einkalkuliert ist.“ Aus Sicht Mallées wird sich der Trend zur App in der Logistik allerdings trotz dieser Hürden fortsetzen und auf absehbare Zeit auch die Grenze zwischen der privaten und beruflichen Nutzung eliminieren.