Studie: Multimodale Logistik in Europa im Aufwind

Allerdings ist der deutsche Markt teilweise geschrumpft.
Der BASF-Kombiterminal in Ludwigshafen ist ein wichtiger Umschlagplatz für den multimodalen Verkehr. Der Immobilienvermittler und -berater Colliers International glaubt, dass sich die Kombination von mehreren Verkehrsträgern bei Transporten in Europa immer mehr verbreitet. (Archivfoto: BASF SE)
Der BASF-Kombiterminal in Ludwigshafen ist ein wichtiger Umschlagplatz für den multimodalen Verkehr. Der Immobilienvermittler und -berater Colliers International glaubt, dass sich die Kombination von mehreren Verkehrsträgern bei Transporten in Europa immer mehr verbreitet. (Archivfoto: BASF SE)
László Dobos

Die multimodale Logistik in Europa steht vor einer guten Entwicklung in Europa. Zu diesem Schluss kommt ein aktueller Marktbericht des Immobilienvermittlers und -beraters Colliers International Deutschland GmbH mit Sitz in Frankfurt. Der Bericht zeigt exemplarisch Infrastrukturmaßnahmen, die den Gütertransport über mehrere Verkehrsträger ermöglichen, sowie Firmen, die ihre Lieferketten zunehmend multimodal organisieren. Projektentwickler und Investoren bieten laut dem Bericht zunehmend multimodale Infrastrukturen vor Ort, um so die Vernetzung zu optimieren und für so viele Mieter wie möglich attraktiv zu sein. Je höher die Entwicklungsstufe des regionalen Schienengüterverkehrs, desto größer sei das Interesse. In Großbritannien seien erst kürzlich einige Logistikparks mit direkter Anbindung an den Schienenverkehr entstanden.

Paris ist laut Colliers eine der führenden europäischen Städte bei der multimodalen Logistik. Dort werden Logistikzentren um wichtige Schienenverkehrsknotenpunkte und entlang der Seine modernisiert. Neue Logistikflächen werden als sogenannte Logistikhotels in größere, gemischt genutzte Objekte integriert, sagt Peter Kunz, Head of Industrial & Logistics bei Colliers International.

Die Immobilienfirma zeigt in der Publikation auch Zahlen über den kombinierten Verkehr von Straßen- und Eisenbahntransport. Demnach ist zwischen 2013 und 2015 der Markt für diese Art des kombinierten Verkehrs in Deutschland um 17 Prozent, in Italien um drei Prozent geschrumpft. In allen anderen großen europäischen Märkten ist der Markt in dieser Zeit gewachsen, vor allem in Polen und in Großbritannien mit einer Wachstumsrate von 55 beziehungsweise 29 Prozent.

Der Bericht nennt einige Faktoren, die den multimodalen Güterverkehr in Europa treiben dürften:

Großprojekte

Viele europäische Häfen streben laut Colliers ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Transportwegen an und setzen ehrgeizige Infrastrukturprojekte um, um dieses Ziel zu erreichen. Aufgrund der Bedeutung des Seehandels seien Häfen für den multimodalen Transport wichtig. Es gibt mehrere Großprojekte für Multimodalität in Europa. Ein Beispiel findet man in den Alpen: „Der Gotthard-Tunnel wurde 2016 eröffnet. Auf der gleichen Strecke entsteht derzeit ein zweiter Tunnel, der 2019 eröffnet werden soll und zu einer Steigerung des Schienenverkehrs um 60 Prozent von 160 auf 260 Züge pro Tag führen wird. Daraus ergeben sich neue Möglichkeiten für den multimodalen Logistiksektor und wir stellen bereits jetzt fest, dass einige Betreiber verstärkt in neue Anlagen und Warenumschlagplattformen entlang dieses Korridors investieren”, ergänzt Kunz.

Trend zur Nachhaltigkeit

Die Politik habe großes Interesse daran, den Straßengüterverkehr zu reduzieren, um den Kohlendioxidausstoß zu senken und nachhaltigere Transportlösungen zu fördern. In ihrer „Transport 2050 Roadmap“ hat die EU das Ziel formuliert, bis 2030 einen Anteil von 30 Prozent des Straßengüterverkehrs bei Distanzen über 300 Kilometer auf den Schienen- oder Wasserverkehr zu verlagern. Bis 2050 sollen es sogar 50 Prozent sein. Für diese Distanzen gilt laut Colliers der Schienenverkehr als eine kostengünstige und emissionsarme Alternative zum Transportweg Straße. Im multimodalen Gütertransport können aufgrund von Warenumschlagaktivitäten zusätzliche Kosten entstehen, insbesondere im Kurzstreckenbereich. „Trotzdem sind sich Unternehmen darüber einig, dass die höheren kurzfristigen Kosten, die durch nachhaltigere Transportlösungen entstehen, ausgeglichen werden können durch die langfristigen Vorteile, die sich aufgrund der Umsetzung von Maßnahmen im Bereich Corporate Social Responsibility sowie im Hinblick auf strengere Umweltgesetze ergeben”, sagt Kunz.