Automatisierte Lagertechnik: Hersteller in Zwickmühle - Preise purzeln, Kunden wünschen Investitionssicherheit: Gang durch die Wüste

Redaktion (allg.)


Die Hersteller automatisierter Lagertechnik stecken in der Zwickmühle. Einerseits purzeln die Preise, andererseits wünschen sich die Kunden höchste Investitionssicherheit.
Unkenrufe hatte es so manche gegeben, wohl kaum ein Anbieter automatisierter Lagertechnik rechnete für das vergangene Jahr mit Wachstumssprüngen. Und so erklärten einige Hersteller noch auf der LogiMat 2009 ihren strategischen Plan B, das Flautejahr und die dabei freiwerdenden Kapazitäten für Innovationen nutzen zu wollen. Das klang zumindest schon einmal positiv, Insider aber winken ab. „Es wird sich noch zeigen, ob freigewordene personelle Kapazitäten auch zu mehr Neuentwicklungen innerhalb der Branche führen“, meint Peter Bimmermann von der Vanderlande Industries GmbH in Mönchengladbach. Der Business Development ­Manager ergänzt süffisant: „Analog zum Sprichwort ,Viele Köche verderben den Brei’ liegt der Zusammenhang nicht zwangsläufig auf der Hand.“

Und der vielzitierte Branchenkopf der Intralogistik und Chef der Stuttgarter Via­store Systems GmbH, Christoph Hahn-Woernle, ist gegenüber LOGISTIK HEUTE der Ansicht: „Natürlich sind Innovationen etwas außerordentlich Wichtiges. Wir müssen jedoch aufpassen, dass uns vor lauter Innovationsfreude beim Gang durch die Wüste das Wasser nicht ausgeht.“ Wo das Wasser im Markt für Regalbediengeräte (RBG) & Co. aktuell steht, das mag derzeit kaum ein Unternehmen mit konkreten Zahlen zu unterfüttern. Die Mlog Logistics GmbH in Heilbronn gibt als eine der wenigen ihre Ergebnisse bekannt. Marketing- und Vertriebsleiter Mark Vogt ist mit einem Minus von 15 Prozent gemessen am Rekordumsatz von 70 Mio. Euro im Jahr 2008 „noch zufrieden“. Und Martin Fackelmann von SSI Schäfer in Giebelstadt, berichtet: „Wir haben 2009 mit einem blauen Auge abschließen können.“

 

Werbeinblendung:
Advertorial

GO! – Starke Partnerschaft für Top-Service

Robuste Ladungsträger für extreme Umläufe – Craemer Pooling-Paletten aus Kunststoff

Projekte liegen auf Eis Also noch einmal glimpflich davongekom­men? Produktmanager Fackelmann wähnt die Intralogistikbranche noch nicht über den Berg: „Viele Projekte sind im vergangenen Jahr an der Finanzierung gescheitert und gingen ,on hold’. Wir erwarten einen harten Verdrängungswettbewerb auf­grund einer reduzierten Marktnachfrage.“ Was im Einkäufermarkt der RBG von den einen vorsichtig mit „spitz kalkuliert“ umschrieben wird, bringt Wolfgang Cieplik, Vorstandsmitglied der Unitechnik Cieplik & Poppek AG, Wiehl, warnend auf den Punkt.„Die wenigen Projekte auf dem Markt sind hart umkämpft. Bei den Dumpingpreisen, die derzeit auf dem Markt kursieren, sollte der Kunde nicht den Blick für den langfristigen Erfolg und die Total Cost of Ownership (TCO) verlieren.“ Hier zeigt sich ein echtes Dilemma. Einerseits hat sich in Industrie und Handel mangels Cash offenbar ein Investitionsstau bei Intralogistikprojekten aufgebaut, den der Markt über Dumpingpreise zu regulieren bereit scheint. Andererseits wächst gerade in mauen Zeiten für langlebige Anlagen wie RBG der Wunsch nach Planungssicherheit.

„Wir haben festgestellt, dass Kunden die TCO immer mehr in den Vordergrund stellen“, weiß deshalb auch Francis Meider, Managing Director Technolgy Center der Swisslog AG, Buchs (CH), zu berichten. Und Bimmermann von Vanderlande ergänzt: „Natürlich spielt die Flexibilität eines Konzepts ebenfalls eine wichtige Rolle, denn das vergangene Jahr hat deutlich gezeigt, dass ein System auch bei sinkenden Durchsätzen wirtschaftlich arbeiten soll.“ Was in puncto Finanzierung in Bewegung ist, spiegelt sich im Angebot wider. Für viele der RBG-Anbieter hat sich vergangenes Jahr eine Veränderung der ­Kundenbedürfnisse herauskristallisiert. Zukunftssicherheit ist ein Stichwort, das häufiger fällt, wenn sich Käufer im Verdrängungswettbewerb um ihre Systemhersteller sorgen. „Aus unserer Sicht beeinflusst die aktuelle Gesamtsituation die Themen Flexibilität und Modularität“, sagt Volker Welsch, Vertriebsleiter bei der PSB Intralogistics GmbH in Pirmasens. Modulare Intralogistik ist ein Konzept, das künftig langfristige und maximale Verfügbarkeit garantieren soll. Auch SSI Schäfer sieht den Trend in diese Richtung laufen.

Nicht nach GU-Manier Ein weiterer Aspekt: „Wir verstehen uns nicht als Händler, der Mechanik, Steuerungs- und Rechnertechnik am Markt zukauft und in Generalunternehmer-Manier zu einem Projekt zusammenführt“, so Welsch. „Wir liefern aus eigener Hand und sind somit in der Lage, unsere Anlagen in den nächsten Jahrzehnten auch komplett mit eigenem Personal zu warten.“ Das scheint die TGW Logistics Group GmbH im österreichischen Wels anders zu sehen. „Für uns war 2009 ein Jahr der Wende: Waren wir vorher immer noch hauptsächlich als Mechatronik-Zulieferer bekannt, so schafften wir es im abgelaufenen Jahr, uns als Systemintegrator und Generalunternehmer der Intralogistik zu positionieren“, freut sich Geschäftsführer Rudolf Hansl, der nach eigenem Bekunden 2009 sogar ein paar „wirklich schöne Aufträge“ gewinnen konnte. Bei all den vom Markt ­getriebenen Themen kein Wunder, dass es sich auch bei den technologischen Trends meist um Wirtschaftlichkeit dreht. „Energieeffizienz durch Gewichtsoptimierung sowie flexible Lastaufnahmemittel zeichnen sich im ­Bereich RBG ab“, sagt Francis Meier von Swisslog. Und Mlog geht zum Thema Netzrückspeisung ins Detail: „Höhere Energieeffizienz, zum Beispiel durch Rückspeisung der Bremsenergie in frequenzgeregelte Antriebe, verbessert die Wirtschaftlichkeit.“ Laut SSI Schäfer kommen bei der Konstruktion von RBG künftig verstärkt alternative Materialien wie Kunststoffe, Karbon und Aluminium zum Zuge. Zudem würden sich durch neue Antriebs- und Steuerungstechnik die Zykluszeiten weiter verkürzen. Die Fahr- und Hubbewegungen der RBG seien inzwischen jedoch nahezu ausgereizt, so Fackelmann. Die Mehrheit der Hersteller scheint sich mit Blick auf die Zukunft weitgehend einig: „Die Nachfrage für klassische RBG wird gleichbleiben, da weiterhin sehr flexible Systeme gefragt sind“, prognostiziert Gilgen-CEO Holzer. Und Thomas Balluff, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Daifuku Europe Limited in Mönchengladbach, ist überzeugt: „Sicherlich gab es und wird es auch in Zukunft Raum für Sonderlösungen geben, jedoch werden diese das klassische RBG als das wesentliche Element im Bereich der automatisierten Lagertechnik nicht ablösen.“ Oder wie Bimmermann von Vanderlande das Thema Neuentwicklungen zur LogiMAT 2010 kommentiert: „Lassen wir uns doch einfach mal überraschen.“ Pf Bilder: SSI Schäfer; TGW; Viastore

◂ Heft-Navigation ▸

Artikel Automatisierte Lagertechnik: Hersteller in Zwickmühle - Preise purzeln, Kunden wünschen Investitionssicherheit: Gang durch die Wüste
Seite | Rubrik