Logistik-Karriere: Supply Chains aktiv managen und Fokus auf mehr als Preis bzw. Belieferung: Veränderte ­Anforderungen

Redaktion (allg.)

Die gestiegene Komplexität der Wertschöpfungsketten führt zu neuen Anforderungen der Unternehmen und hat damit erheblichen ­Einfluss auf das Berufsbild des Einkäufers.

Vermehrte Arbeitsteiligkeit führt zu der Notwendigkeit, Supply Chains aktiv zu „managen“, was den Einkauf als klassische Unternehmensfunktion massiv verändert hat. So lag der Fokus des Einkaufs in den 80er-und 90er-Jahren primär auf dem Preis und der Sicherstellung der Belieferung sowie deren vertraglicher Abwicklung. Diese Bereiche sind heute zunehmend sekundär. Um diese Entwicklung aufzufangen, sollte sich der Einkauf mehr und mehr zum „Supply Management“ entwickeln. Vom Einkauf wird erwartet, dass er die gesamte Wertschöpfungskette versteht, Beschaffungsalternativen für Rohmaterialien, Komponenten und insbesondere Halbfabrikate sowie Teilprozesse aufzeigt und so jederzeit die für das Unternehmen optimale Fertigungstiefe ermöglicht.

Fokus auf Supply Chain Management

Die klassische Einteilung in operativen und strategischen Einkauf bietet sich deshalb heutzutage nicht mehr an. Was historisch als operativer Einkauf bezeichnet wurde – wie das Schreiben von Bestellungen, Abrufe und Lieferterminkoordina­tion –, wird heute durch Rahmenvereinbarungen und automatisierte Abrufe von intelligenten IT-Systemen übernommen. Oft sind diese Aufgaben in die Logistik ver­lagert und werden dort von ausgebildeten Materialdisponenten ausgeführt. Die Fokussierung des Einkaufs ist deshalb heutzutage auf das Supply Management gerichtet. Hier müssen Wertschöpfungsprozesse analysiert und verstanden sowie optimale Fertigungstiefen definiert und Lieferanten entwickelt werden. Die Gestaltung und Absicherung dieser Wertschöpfungsketten, die intelligente Inte­gration der Wertschöpfungspartner, der Abschluss von Rahmenverträgen sowie der Austausch von Plandaten und Prognosen rücken in den Mittelpunkt – gerade auch als Basis erfolgreicher Preis- und Kondi­tionsverhandlungen.

Technische Kompetenz erwünscht

Die Analyse der Stellenanzeigen von Industrieunternehmen zeigt, dass Arbeitgeber von Einkäufern neben der spezifischen Einkaufskompetenz, zum Beispiel als Facheinkäufer oder diplomierter Einkaufsexperte, vermehrt technische Kompetenz fordern. Eine fundierte technische Ausbildung oder ein Studium als Ingenieur in Elektrotechnik, Maschinenbau oder als Wirtschaftsingenieur wird bei vielen Unternehmen deshalb immer häufiger als unbedingt erforderliche Basis gesehen, um zu gewährleisten, dass die komplexen Fertigungsprozesse und Wertschöpfungsketten verstanden werden. War es früher möglich, sich in ein Beschaffungsport­folio „einzuarbeiten“, also die Produktkompetenz in der Praxis zu erlangen, ist dies heute kaum noch möglich.

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Erfahrungen im Produktionsumfeld

Wunschkandidaten sollen nicht nur einen allgemeinen Industriehintergrund haben, sondern vielmehr Erfahrungen in genau dem Produktionsumfeld besitzen, in dem sie später auch arbeiten werden. Eher projektorientierte Unternehmen wie Anlagenbauer oder Serienhersteller erwarten von ihren Einkaufsspezialisten deshalb exakt die Erfahrungen und Kenntnisse, die in dem entsprechenden Bereich täglich gebraucht werden. Gesucht wird daher nicht der „strategische Einkäufer“, sondern beispielsweise der „strategische Einkäufer Dreh- und Frästeile Automo­tive“ mit Erfahrungen in Osteuropa, oder der „Projekteinkäufer Kunststoffteile im Anlagenbau“.

Neue Stellenbezeichnungen

Ähnlich verhält es sich im Bereich Konsumgüter und Handel – auch hier wird von Einkäufern spezifisches Branchen-Know-how erwartet. Eine adäquate Stellenbezeichnung lautet daher nicht mehr nur „strategische Einkäufer“, sondern zum Beispiel „Lead Buyer Aromen“. Für einen Kandidaten aus der Lebensmittelindustrie ist also eine einschlägige Ausbildung beziehungsweise ein Studium als Lebensmittelingenieur oder Chemiker Pflicht. Wie die aktuellen Berufsbezeichnungen zeigen, haben sich in kaum einer anderen Unternehmensfunktion so viele verschiedene Spezialisierungen herausgebildet wie im Einkauf. Zu eher klassischen Termini wie Einkäufer und operativer, technischer, strategischer oder Projekteinkäufer kommen modernere und häufig auch englischsprachige Bezeichnungen, wie Procurement Engineer, Commodity Buyer oder Category Buyer. Anhand der Vielfalt dieser Bezeichnungen erkennt man sehr gut die Komplexität der Aufgabenstellung. Kandidaten, die diese Anforderungen abdecken, werden vermehrt gesucht. Haben Bewerber gleichzeitig einen sogenannten Track Record, können also belastbare Erfahrungen in der Branche vorweisen und verfügen zusätzlich über ein internationales Profil, sprich Sprachkompetenz und Auslandserfahrung, können sie ihre Karrierechancen erheblich steigern. Wie die Praxis zeigt, werden diese gestiegenen Anforderungen auch honoriert. Unternehmen können gerade im Bereich Einkauf interessante Aufgaben und Perspektiven bieten. Auch was die Vergütung angeht, wird den höheren Anforderungen Rechnung getragen. In den vergangenen Jahren konnte eine deutliche Steigerung der Gehälter im Bereich Einkauf beobachtet werden. Branchenwechsel indes stellen sich hier zunehmend als Hürde heraus und können sich mitunter als Karrierehindernis erweisen. Steht eine berufliche Veränderung an, sollten Bewerber deshalb Angebote aus verwandten Industrien und Handelsunternehmen in die engere Wahl ziehen. sln

Autor: Sven Martin, Senior Partner Logjob AG, Konstanz.

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