Entscheidungskompetenz immer höher - Universitäre Weiterbildung wird wichtiger

Redaktion (allg.)

Führungskräfte der mittleren und unteren Führungsebene müssen mit immer höherer Entscheidungskompetenz umgehen.

Die Logistik nimmt in den heute üblichen vielgliedrigen Wertschöpfungsketten mit zahlreichen beteiligten Unternehmen eine Schlüsselrolle ein. Dies gilt auf der Beschaffungsseite für eine effizientere Versorgung der Produktion genauso wie auf der Distributionsseite für die flexible und termingerechte Belieferung der Kunden. Zugleich sind nicht nur die Wertschöpfungsketten immer internationaler geworden, sondern auch die Wettbewerber. Deutsche Logistikanbieter können sich in diesem Wettbewerbsumfeld nur mit innovativen Geschäftsideen, überzeugender Leistung und höchster Qualität positionieren. Um dies auch in der Zukunft zu gewährleisten, muss in Deutschland in Zukunft verstärkt auf universitäre Qualifikation gesetzt werden.


Internationale Unternehmen verfügen oft über einen hohen Prozentsatz akademisch qualifizierter Fach- und Führungskräfte. Zurückzuführen ist dies darauf, dass viele Länder keine so exzellenten Möglichkeiten der Berufsausbildung haben, wie dies in Deutschland der Fall ist. Demgegenüber fördern universitäre Studiengänge aber eher ein ganzheitliches Gestaltungswissen. Dies wiederum ist nötig, wenn gemeinsam mit Kunden innovative Geschäftsmodelle entwickelt und zunehmend komplexe Prozesse und Systeme gestaltet und beherrscht werden müssen. Auch in der Logistik müssen also künftig mehr Mitarbeiter qualifiziert werden – und zwar auch jene, die bereits im Beruf stehen. Hier können persönlich gesammeltes Erfahrungswissen und an der Universität vermitteltes, aktuelles Methodenwissen eine exzellente Kombination zum Nutzen von Unternehmen und Kunden bilden.


Um den neuen Ansprüchen des Marktes gerecht zu werden, haben viele Logistikbetriebe in den letzten Jahren organisatorische Veränderungen vornehmen müssen. Für verantwortliche Führungskräfte in Logistikorganisationen kommt es dadurch zu deutlich veränderten und gestiegenen Anforderungen. Umstrukturierte, zeitkritische Abläufe, zusätzliche EDV-Systeme sowie neue und flexible Arbeitszeitmodelle erhöhen die Komplexität für alle Beteiligten. Anzahl und Gewicht der im Tagesgeschäft zu treffenden Entscheidungen nehmen zu und verlangen von Mitarbeitern höhere Leistungen bei gleichzeitiger größerer zeitlicher Flexibilität. Spezialisierung und Arbeitsteilung sind die Folgen, die zwangsläufig mit einem Wandel der Aufgabenprofile verbunden sind. Dies bedeutet beispielsweise, dass Führungskräfte der oberen Führungsebene sukzessiv mehr Entscheidungskompetenz an die Führungskräfte vor Ort übertragen und Führungskräfte der mittleren und unteren Führungsebene zunehmend eigenverantwortlich handeln müssen. Dabei werden diese gegebenenfalls mit neuen oder erweiterten Führungsanforderungen konfrontiert, auf die sie nicht vorbereitet sind.


Bedeutungszuwachs der Führungskräfteausbildung

Die veränderten Rahmenbedingungen lassen die zukünftigen Anforderungen an die Fähigkeit und das Wissen der Führungskräfte also nicht unberührt. Diese beschränken sich nicht länger auf praktische Erfahrung und theoretisches Fachwissen. Prozessverständnis, ethische und Sozialkompetenz werden neben Charisma sowie kommunikativen und analytischen Fähigkeiten zunehmend von den Nachwuchsmanagern verlangt. Der in der deutschen Logistikbranche traditionelle Werdegang – mit Berufsausbildung, gestützt durch Erfahrung zur Führungskraft – wird den komplexen Anforderungen der Praxis nicht mehr gerecht und könnte im internationalen Vergleich zur Wachstumsbremse werden.

Inzwischen ist in Deutschland eine Vielzahl von Ausbildungs- und Weiterbildungsangeboten für Führungskräfte in der Logistik entstanden, die jedoch meist vorrangig auf fachliche Aspekte der Logistik eingehen und die wichtigen Management Skills vernachlässigen. Aus diesem Grund haben die ersten Hochschulen und Weiterbildungsinstitutionen auf den Bedeutungszuwachs einer Führungskräfteausbildung reagiert und bieten entsprechende logistische Weiterbildungsmaßnahmen an. Neben der umfassenden Vermittlung von logistischem und betriebswirtschaftlichem Fachwissen wird hier auch eine Förderung von Management Skills angeboten. Einer der Weiterbildungsanbieter, der in Form eines berufsbegleitenden MBA- Programmes mit Schwerpunkt Logistikmanagement auf die neuen Anforderungen des Marktes reagiert hat, ist die HSL Hamburg School of Logistics, die als Public-Private-Partnership zwischen der Technischen Universität Hamburg-Harburg und der Kühne Stiftung (Schindellegi, Schweiz) gegründet wurde. Vermittelt wird eine Gesamtsicht der Logistik, die sowohl Perspektiven von Logistikdienstleistern als auch von Industrieunternehmen abbildet. Dies ist eine wesentliche Basis für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.

Autorin:
Meike Schröder, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der HSL Hamburg School of Logistics, www.hslog.de

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