Nebenberufliche Logistik-Qualifikation: Netzwerk fürs Leben - BVL Kompakt Studium Logistik

Bild: BVL
Bild: BVL
Redaktion (allg.)

Seit einem Vierteljahrhundert können sich Praktiker im „Kompakt Studium Logistik“ der BVL neben dem Beruf weiter qualifizieren. Die Absolventen gewinnen nicht nur Fachwissen, sondern auch wichtige Kontakte.

Nach diversen Internetrecherchen entschied sich Katja Papentin, Bestandsplanerin der Webasto Neubrandenburg GmbH, Neubrandenburg, im vergangenen Jahr, das „Kompakt Studium Logistik“ (KSL) der Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V. zu absolvieren. Die Wirtschaftswissenschaftlerin hatte zuvor jahrelang in verschiedenen Bereichen der Logistik gearbeitet. Das Wissen aus der Praxis wollte sie nun auch auf dem theoretischen Gebiet um Methoden- und Fachkompetenz ergänzen und weitere Aufgabengebiete der Logistik näher kennenlernen.

Wie sie nutzten bereits viele Logistiker vor ihr das Kursangebot. Es existiert bereits seit 25 Jahren. In Zusammenarbeit mit der BVL führte die Deutsche Außenhandels- und Verkehrsschule (DAV) in Bremen von August bis Oktober 1987 die erste knapp zwölfwöchige Vollzeitmaßnahme durch. Den ersten zwölf Absolventen wurden beim Deutschen Logistik-Kongress 1987 in Berlin ihre Zertifikate mit dem Titel „Logistiker (DAV)“ übergeben. In LOGISTIK HEUTE 11/1987 hieß es damals: „Der Schwerpunkt des Studiums liegt in der Befähigung zur Übernahme von Leitungsfunktionen in der ganzheitlichen Logistik. Es wendet sich vor allem an Praktiker unterschiedlicher Tätigkeitsfelder, die aufbauend auf die Berufspraxis zusätzlich Logistikspezifi ka lernen müssen.“

16 Teilnehmer

Damals mit auf dem Titelbild: Hans-Josef Goebel. Heute ist er Niederlassungsleiter des neuen Distributionslagers Werne der NextPharma Pharbil Waltrop GmbH, Waltrop. 1987 wurde er gerade zum Abteilungsleiter für den Bereich Verkaufsabwicklung/ Versand bei der damaligen Thiermann Arzneimittel GmbH, befördert. Für seine neue Aufgabe hatte er bereits an der Abendschule seinen Verkehrsfachwirt gemacht, wollte jedoch sein Wissen um logistische Prozesse erweitern. „Damals war das Kursangebot im Bereich Logistik noch ziemlich übersichtlich“, erinnert sich Goebel.

Zwar bot die DAV bereits seit 1974 zwölf Logistikmanagement-Seminare pro Jahr an, die von zwei Tagen bis zwei Wochen dauerten. Doch erst 1986 einigte sich der Arbeitskreis „DAV/BDI-Logistikseminare“ auf ein Zehn-Wochen-Programm, das sowohl in einem durchgehenden Studiengang als auch in einer berufsbegleitenden Maßnahme mit zehn einzelnen, jeweils durch etwa vier Wochen getrennten Abschnitten, durchgeführt werden sollte. Das war die Geburtsstunde des KSL.

Zielgruppe waren damals wie heute Praktiker und Hochschulabsolventen mit Praxiserfahrung, die Führungsaufgaben im Logistikbereich von Unternehmen übernehmen wollten. In seinen Anfängen umfasste das Programm rund 400 Unterrichtseinheiten in mehreren Fächern.
Die Kenntnisse wurden in Fallstudien, Projektarbeiten sowie in Exkursionen zu Unternehmen vertieft. Das erste berufsbegleitende Programm wurde im Jahr 1991 durchgeführt. Die durchschnittliche Teilnehmerzahl war 16 Personen.
Nach sechs Veranstaltungen ging die Trägerschaft 1995 auf die Deutsche Logistik Akademie (DLA) über, die ein Jahr zuvor von der DAV und der BVL aus der Taufe gehoben worden war. Seit 2001 werden die DLA-Veranstaltungen nicht mehr bei der DAV durchgeführt, sondern im Technologiepark der Universität Bremen.

Werbeinblendung:
Advertorial

GO! – Starke Partnerschaft für Top-Service

Robuste Ladungsträger für extreme Umläufe – Craemer Pooling-Paletten aus Kunststoff

Mit dem Umzug wandelten sich auch die Inhalte und Modulstrukturen der Veranstaltung. Und nach der Übernahme der Gesellschafteranteile der DLA durch die BVL 2002 rückte das KSL wieder näher an das Gründernetzwerk. Heute kann das Programm in acht Präsenzmodulen absolviert werden. In Fallstudien in Betrieben der Region Bremen können die Studierenden die erworbenen fachlichen und methodischen Kenntnisse auf ein reales Logistikproblem in der Praxis anwenden. Daneben setzen die Kursleiter auf Exkursionen zu Best-Practice-Unternehmen sowie auf Gruppenarbeit. „Das Kompaktstudium dauert nur acht Monate und ist gut neben der Arbeit realisierbar, dennoch sehr themenübergreifend und umfangreich“, urteilt Papentin. Die Weiterbildung habe ihr viel gebracht. Ihr Arbeitgeber unterstützte sie mit 50 Prozent der Seminarkosten. Die andere Hälfte sowie die Transport- und Unterbringungskosten trug sie selbst. Zudem stellte Webasto die junge Frau für die Hälfte der Zeit frei, in Summe dreieinhalb Wochen.

Den Rest bestritt Papentin mit Urlaubstagen und Überstunden. „Der zeitliche Aufwand ist nicht zu unterschätzen. Es läuft alles neben und nach der Arbeit und auch am Wochenende. Ich war eine Woche pro Monat weg, zwei Wochenenden fehlten“, berichtet sie. „Man sollte sich aber nicht abschrecken lassen. Es ist alles organisierbar“, fährt sie fort. Goebel bekam seinerzeit sogar die kompletten Weiterbildungskosten von seiner Firma, die mittlerweile als reiner Logistikdienstleister für die Pharmabranche tätig ist, erstattet. Sein Fazit aus heutiger Sicht: „Das Zertifikat an sich ist weniger wichtig, ich bin ja meinem Unternehmen treu geblieben, wobei sich die Tätigkeit über die Jahre grundlegend geändert hat. Aber das Wissen, das ich im KSL erworben habe, hat mir doch sehr geholfen in meinem bisherigen Berufsleben.“

Verbindungen aufbauen

Auch den 43 ihm heute unterstellten Mitarbeiternlegt Goebel das KSL ans Herz, allein schon wegen des Netzwerks, das er selbst auch nach 25 Jahren noch aufrechterhält. „Mit einem Kursteilnehmer, der eine ähnliche Position als Leiter der Gesamtmaterialbeschaffung in einer anderen Firma innehat, tausche ich mich sogar regelmäßig aus“, berichtet der Logistiker. Auch Papentin hält weiter Kontakt zu anderen Teilnehmern und den Dozenten. „Bei Problemen hat man immer
einen Ansprechpartner. Wir tauschen beispielsweise Informationsquellen oder sonstige Tipps aus“, berichtet sie. Sie empfi ehlt daher, sich nicht nur auf das Seminar zu versteifen, sondern auch nach Kursende die Zeit zu nutzen, um die anderen Studenten kennenzulernen und Verbindungen aufzubauen. „Die Sache ernst nehmen, aber nicht zu ernst“, lautet ihr Rat. (akw)

Dieser Facharrtikel erschien in der LOGISTIKHEUTE-Ausgabe 10/2011 auf S. 18-19.

◂ Heft-Navigation ▸

Artikel Nebenberufliche Logistik-Qualifikation: Netzwerk fürs Leben - BVL Kompakt Studium Logistik
Seite | Rubrik