Firmennachfolge: Guter Wille reicht nicht!

Christine Grotz, Beraterin bei Kirsten Baus Institut für Familienstrategie
Christine Grotz, Beraterin bei Kirsten Baus Institut für Familienstrategie
Redaktion (allg.)
Gast-Kommentar

Die Übergabe der Verantwortung ist eine der großen Zäsuren in der Geschichte eines Familienunternehmens, sie ist es auch für Senior und Junior. Zwar ist die operative Nachfolge durch ein Familienmitglied der typische Wunsch in fast allen Familienunternehmen, aber viele verschlafen die Planung. Doch selbst wenn sie steht, ist die eigentliche Übergabe eine vertrackte Sache. Loslassen und Zupacken ist leicht gesagt und schwer getan. Absichtserklärungen, guter Willen und die Verabredung eines ungefähren Zeitplans reichen nicht.
Basis fürs Gelingen ist so oder so eine rechtzeitige und vernünftige Planung. Das gilt für Logistiker genauso wie für andere Unternehmen. Zweitens ist mitzudenken, wie die Übergabe eines Familienunternehmens an die nächste Generation beide Seiten fordert. Wo viele Emotionen im Spiel sind, ist nicht unbedingt damit zu rechnen, dass es immer vernünftig zugeht. Das Verhältnis des Seniors zum Unternehmen ist ungewöhnlich eng, es ist Teil seines Ichs, seiner Geschichte, seiner Selbstverwirklichung, seiner Möglichkeiten, seines Ansehens, seiner Macht – es ist seine Lebenslinie. Das loszulassen fällt außerordentlich schwer und vielen gelingt es nicht. Die Folge: Manch betagter Patriarch vermag die Zügel nicht aus der Hand zu geben und der Nachwuchs hat allenfalls Aussichten, im pensionsreifen Alter ans Ruder zu kommen, wenn die eigenen Kinder schon in den Startlöchern stehen – also die Situation des britischen Thronfolgers Prinz Charles.
Dabei scheint es um die Bereitschaft der Junioren, das Familienunternehmen zu übernehmen und zuzupacken, quantitativ nicht schlecht bestellt zu sein, zumindest in größeren Unternehmen. Hat eine Unternehmerfamilie ihre Stabilität bis zur dritten Generation wahren können, wirken sich die Familientradition, Erfahrungen mit früheren Übergaben und die in größeren Unternehmen professionelle Aus­gestaltung von Organisationsaufbau und -abläufen positiv auf die Bereitschaft zur operativen Nachfolge durch die nachfolgende Generation aus. Für die anderen heißt es: etwas unternehmen – und das bald.

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