Neues Handelsgesetzbuch: Logistikdienstleister müssen Risiken professionell managen: Risiken nicht abzusichern, ist Spekulation!

Prof. Dr. Armin F. Schwolgin, Duale Hochschule Baden-Württemberg ­Lörrach | Bild: Duale Hochschule Baden-Württemberg ­Lörrach
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Redaktion (allg.)
Gast-Kommentar

Das deutsche Handelsrecht kennt die Figur des vorsichtigen Kaufmanns. Seit dem Inkrafttreten des neuen Handelsgesetzbuches stehen die Instrumente der Aufwandsrückstellungen und der Bildung stiller Reserven allerdings nicht mehr zur Verfügung. Deshalb sollten Risiken, wenn sie erkannt worden sind, auf andere Weise professionell gemanagt werden. Grundsätzlich kann man Risiken vermeiden, vermindern oder überwälzen. Das verbleibende Restrisiko muss zwar akzeptiert, dann aber genauestens gesteuert und überwacht werden.
Logistikdienstleister sehen sich einer Reihe von Risiken ausgesetzt. Das Spektrum beginnt bei den politischen und rechtlichen Risiken und geht über die operativen Risiken bis hin zu den Markt- und Finanzrisiken. Ein Teil der Risiken lässt sich heute am Finanzmarkt absichern. Dazu gehören Zinsrisiken, Währungsrisiken (aus der Einbindung in internationale Supply Chains und Risiken aus eingekauften Vorleistungen in der See- und Luftfracht), das Preisänderungsrisiko für Treibstoffe und nicht zuletzt das Risiko stark volatiler Frachtraten.
Untersuchungen zeigen, dass Logistikdienstleister viel zu wenig von den im Finanzmarkt verfügbaren Absicherungsmöglichkeiten Gebrauch machen. Obwohl mehr als 80 Prozent der mittelständischen Unternehmen der Meinung sind, dass die Zinsen mittel- und langfristig steigen werden, spielt nach einer Studie der Deutschen Bank die Absicherung dieser Risiken nur bei einem guten Drittel eine Rolle. Eine Umfrage der Unternehmensberatung Kloepfel Consulting ergab, dass 56 Prozent der Mittelständler ihre Wechselkursrisiken nicht absichern, von den Treibstoff- und Frachtpreisrisiken ganz zu schweigen. Es sieht so aus, als ob alle Logistikdienstleister waschechte Kölner wären, getreu nach dem Motto: „Et hätt noch immer jot jejange.“
Die Zukunft lässt sich zwar nicht genau vorhersagen, Risiken lassen sich aber hedgen, also absichern. Dazu stehen heute verschiedene Formen von Termingeschäften (Forwards, Futures, Optionen) und Swaps (vertragliche Tauschgeschäfte) zur Verfügung. Wer nichts gegen die identifizierten Risiken unternimmt, ist auch ein Spekulant, dem es schnell den Jahresabschluss verhageln kann.

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