Seehäfen: Hafenwirtschaft fordert Vertiefungen von Weser und Elbe für 18.000-/19.000-TEU-Schiffe

Prof. Dr. Frank Ordemann, Institut für Logistikmanagement an der Ostfalia HAW, Salzgitter (Foto: Ann-Kathrin Marx)
Prof. Dr. Frank Ordemann, Institut für Logistikmanagement an der Ostfalia HAW, Salzgitter (Foto: Ann-Kathrin Marx)
Redaktion (allg.)
GASTKOMMENTAR

Als eine wesentliche Voraussetzung zur zukünftigen Absicherung der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den Westhäfen fordern die Verantwortlichen der Hafenwirtschaft die Vertiefungen von Weser und Elbe. Es geht dabei um rund einen Meter mehr Tiefgang. Schiffe mit Tiefgängen bis circa 13,5 Meter (tideunabhängig) beziehungsweise 14,5 Meter (tideabhängig mit zeitlichen Hindernissen), sollen Bremerhaven und Hamburg anlaufen können. Der Fokus liegt dabei auf Containerschiffen, die auf der Relation Asien – Nordeuropa unterwegs sind. Dort werden bereits heute 18.000- beziehungsweise 19.000-TEU-Schiffe eingesetzt, wobei die weitere Entwicklung offen ist. 22.000-TEU-Schiffe könnten bereits heute gebaut werden und bald ist der Bau von 24.000-TEU-Schiffen möglich. 18.000-TEU-Schiffe weisen regelmäßig konstruktive Tiefgänge von 16,0 Meter auf, sodass es auch nach den Flussvertiefungen für die beiden Häfen unmöglich sein wird, diese Abladetiefen zu bedienen. Der Europäische Gerichtshof hat in seinem Urteil zu dem langjährigen Streit um die Weservertiefung die hohe Bedeutung des Naturschutzes bekräftigt, sodass perspektivisch klar ist, dass der Wettbewerb zwischen immer weiter steigenden Schiffsgrößen von weiteren Flussvertiefungen nicht gewonnen werden kann.

Der Seetransport ist nach wie vor der kostengünstigste Transportmodus. Aufgrund der Kostendegressionseffekte ist dieser umso günstiger, je größer das Schiff ist. Die Reeder werden daher trotz dieser Restriktionen weiterhin bemüht bleiben, die deutschen Seehäfen anzulaufen. Ein Feedern, zum Beispiel über Rotterdam, anstatt eines Direktanlaufs in Hamburg, ist wirtschaftlich nicht sinnvoll. Genau das oder alternativ die Steigerung der Hinterlandtransporte wird aber mittelfristig ohne Seehafenkooperation die Folge sein – mit der Konsequenz höherer Kosten für zumindest einen Teil der Container. Unter Einbeziehung des Tiefwasserhafens JadeWeserPort ist ein Kooperationsszenario mit größerer Wirkung für alle drei Seehäfen vorstellbar, als es Flussvertiefungen haben können. Meine Meinung: Nicht die Flüsse müssen, sondern die Kooperation der deutschen Seehäfen muss vertieft werden!

Unter logistik-heute.de im Bereich „Logistik-Know-how“ findet sich eine detailliertere Analyse des Autors (PDF-Download) dazu.

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