Studie: Bis zu 100 Milliarden Euro Mehrwert in der Logistik

McKinsey & Company sieht positiv in die Zukunft - aber mit Herausforderungen.
Autonomes Fahren als Zukunftsmodell: Hier Platoon aus drei Lkw auf der Autobahn. (Foto: Daimler AG)
Autonomes Fahren als Zukunftsmodell: Hier Platoon aus drei Lkw auf der Autobahn. (Foto: Daimler AG)
Redaktion (allg.)

Die Unternehmensberatung McKinsey & Company hat in ihrer Studie „Delivering change“ weltweit mehr als 3.000 Personen in Deutschland, USA und China sowie 250 Entscheider aus der Lastwagen- und Logistikindustrie zu ihren Zukunftsprognosen befragt. Weltweit und auf lange Sicht will die Unternehmensberatung dabei einen wirtschaftlichen Mehrwert in der Logistik von bis zu 100 Milliarden Euro pro Jahr ausgemacht haben. Wer allerdings davon letzten Endes profitiert, das kann Matthias Kässer, Ko-Autor der Studie, noch nicht sagen: „Ob dieser Mehrwert den Herstellern, Logistikdienstleistern oder den Kunden durch niedrigere Lieferkosten zu Gute kommt, ist noch nicht entschieden.“ Der Verbraucher jedenfalls, auch das ein Ergebnis der Studie, würde es begrüßen, wenn selbstfahrende Lieferfahrzeuge die Lieferkosten senken.

Die neuen Kundenansprüche

Veränderungen unterliegen aber auch die Ansprüche der Kunden. Längst haben sie sich hierzulande an schnelle und kostenlose Lieferungen im E-Commerce gewöhnt. Neue Angebote wie „Same day delivery“ oder sogar „instant delivery“ – Liefern sofort nach der Bestellung – setzen leistungsfähige und dynamische Logistikketten mit innerstädtischen Verteilzentren voraus. Außerdem werden der Studie zufolge alternative Liefertechnologien an Bedeutung gewinnen. Jeder fünfte der befragten Experten will in den nächsten Jahren in Drohnen, Lieferroboter oder Anderes investieren.

Die Macht der Daten

Laut der McKinsey-Studie wird zudem die Vernetzung weiter zunehmen. In Zukunft wird die Konnektivität sogar zum entscheidenden Kontrollpunkt, ist Kässer überzeugt: „Wer die Datenschnittstelle beherrscht, hat die Chance, neue Geschäftsmodelle zu etablieren.“ Für Lkw-Hersteller könne das die ‚Capacity as a service‘ sein – also das flexible Bereitstellen von Transportkapazitäten und das direkte Management von Fahrzeugflotten.

Gegen Konkurrenz wappnen

Was die Elektromobilität angeht, erwarten laut der McKinsey-Studie knapp 70 Prozent der befragten Industrieentscheider, dass 2025 ein Drittel der leichten Nutzfahrzeuge elektrisch fahren wird. Und noch mehr – vier von fünf Befragten – gehen davon aus, dass Innenstädte nach 2030 für die altgedienten Diesel-Lieferfahrzeuge gesperrt sein werden. Andreas Tschiesner, ebenfalls Ko-Autor, glaubt, dass sich dadurch auch Chancen für branchenfremde Konkurrenz ergeben. Lkw-Herstellern und Logistikdienstleistern empfiehlt er, ihre Geschäftsmodelle entsprechend anzupassen. Für mehr als die Hälfte der befragten Entscheider seien Kooperationen oder Fusionen entlang der Wertschöpfungskette eine mögliche Option.

Zukunftstrend autonomes Fahren

Die Nutzfahrzeugindustrie kann laut Studie aber beruhigt in die Zukunft blicken: Der Weltmarkt für Lkw über sechs Tonnen soll bis 2025 um knapp die Hälfte auf bis zu 240 Milliarden Umsatz pro Jahr steigen. Zuletzt waren es 150 Milliarden Euro. Zugleich steige der Gesamtgewinn von neun auf knapp 15 Milliarden Euro an. Die Umsätze im Van-Segment werden bis 2025 von zuletzt 130 auf bis zu 200 Milliarden Euro wachsen. Der Profit der Nutzfahrzeugindustrie entstammt jedoch nicht gestiegenen Verkaufszahlen, sondern neuen Technologien wie dem autonomen Fahren - einem der wichtigsten Trends. So soll laut Studie jedes dritte verkaufte Nutzfahrzeug in Europa im Jahr 2025 in bestimmten Fahrsituationen – beispielsweis auf der Autobahn – vollautonom fahren können. Das würde sich auch auf dieKosten auswirken: Heute verursache der Fahrer beim Betrieb schwerer Nutzfahrzeuge rund 30 bis 40 Prozent der Gesamtkosten, bei leichteren Lieferfahrzeugen rund 60 Prozent. Durch selbstfahrende Lieferfahrzeuge könnten diese Gesamtkosten um bis zu 50 Prozent sinken, bei gleichzeitig geringeren Standzeiten und einer höheren Auslastung , meint McKinsey. (ha)