Logistik-Forschung: Zweiter Platz beim Otto von Guericke-Preis 2016

„FTS-Wegenetz“ zählt zu den drei Top-IGF-Projekten des Jahres 2016.
Preisverleihung in Berlin: Die Finalisten Professor Dr. Ludger Overmeyer (rechts) und Sarah Uttendorf vom Institut für Integrierte Produktion Hannover (IPH) mit Moderator Jan-Martin Wiarda. (Foto: AiF)
Preisverleihung in Berlin: Die Finalisten Professor Dr. Ludger Overmeyer (rechts) und Sarah Uttendorf vom Institut für Integrierte Produktion Hannover (IPH) mit Moderator Jan-Martin Wiarda. (Foto: AiF)
Matthias Pieringer

Ein Logistik-Forschungsprojekt hat im Wettbewerb um den Otto von Guericke-Preis 2016 unter rund 1.500 Projekten der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) den zweiten Rang belegt: Professor Dr. Ludger Overmeyer und Sarah Uttendorf vom Institut für Integrierte Produktion Hannover (IPH) haben eine Software entwickelt, die Wegenetze für Fahrerlose Transportfahrzeuge (FTS) vollautomatisch auslegt und dafür lediglich Minuten benötigt.

Mit den Leistungen, die sie im Rahmen eines Projektes der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) erzielt haben, schafften es die beiden Forscher ins Finale um den Otto von Guericke-Preis der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF), der am 15. Dezember in Berlin im Rahmen der AiF-Veranstaltung „FORSCHER Mittelstand“ verliehen wurde. Der erste Platz ging an ein Forscherteam aus München und Wien, den zweiten Platz teilen sich Wissenschaftler der Universität Ulm und das Hannoversche Forscherduo.

Mensch und Computer

„Die wissenschaftliche Herausforderung bei der Wegenetzplanung bestand darin, das Erfahrungswissen des Menschen mit der Leistungsfähigkeit von Computern zu verbinden“, erklärte Professor Ludger Overmeyer am 16. Dezember in einer Pressemitteilung des IPH. „Computer können eine hohe Anzahl stabiler Eingangsgrößen verrechnen“, ergänzte Sarah Uttendorf, „während Menschen Dinge intuitiv erfassen können und ihr Erfahrungswissen einbringen“.

Kürzere Planungszeiten für FTS-Wegenetze

Den beiden Wissenschaftlern aus Hannover ist es gelungen, Wegenetz-Algorithmen mit menschlichen Erfahrungswissen zu kombinieren, das in Form einer sogenannten Fuzzy-Logik gespeichert ist. Die entwickelte Lösung ist laut dem IPH in der Lage, selbst Entscheidungen zu treffen und das Wegenetz variabel zu optimieren. Mithilfe des entwickelten Systems werde die Planungsphase künftig kürzer und zuverlässiger ausfallen. Bei komplexen Anlagen reduziere sich der zeitliche Aufwand sogar von mehreren Wochen auf einige Stunden, so das IPH. Die Forschungsergebnisse könnten sowohl von FTS-Herstellern als auch von FTS-Planern sowie von Herstellern logistischer Software und von FTS-Anwendern genutzt werden, hieß es weiter.

„Mit den Ergebnissen des Projekts können wir als FTS-Hersteller unseren Kunden eine effektive und kostengünstige Lösung vorschlagen. Wir sind jetzt dazu in der Lage, mit geringem Aufwand mehrere Varianten des Wegenetzes auszulegen und simultativ vor Ort beim Kunden zu visualisieren“, erklärte Jürgen Kirf, Leiter des Bereichs Engineering der E&K Automation GmbH, in der IPH-Pressemitteilung. Das Unternehmen war im Projektbegleitenden Ausschuss des IGF-Projektes aktiv.

Schritt zu Industrie 4.0 für kleine und mittlere Unternehmen

Professor Dr. Thomas Wimmer, Geschäftsführer der Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V., die das Projekt „FTS-Wegenetz“ koordiniert hat, lobte die Arbeit der beiden Ingenieure aus Hannover: „Das Projekt ist ein Musterbeispiel für die IGF, denn neben der hervorragenden wissenschaftlichen Arbeit ist das Ergebnis auch bestens für die Praxis geeignet. Mithilfe der neuen Technologie können KMU einen Schritt in Richtung Industrie 4.0 machen – das stärkt diese Unternehmen und sichert ihre Wettbewerbsfähigkeit“, sagte Wimmer.