Citylogistik: Nanostores prägen weiter Megacities

Handel und Hersteller sollten Bedeutung von Tante-Emma-Läden nicht unterschätzen.
Thilo Jörgl

Ob Mexico City oder Kalkutta: Sowohl Hersteller von Konsumgütern als auch Händler und Logistikdienstleister sollten sich mehr mit dem Thema Nanostores und deren Belieferung beschäftigen. Das betonte Prof. Dr. Edgar E. Blanco bei der Supply Chain Conference 2014 des Consumer Goods Forum vor 130 Teilnehmern am 25. September in München.

Der Research Director des MIT Center for Transportation & Logistics beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit der Logistik in Megacities. Obwohl große Discounter auch in Megacities (Städte mit mehr als fünf Millionen Einwohnern) zunehmend Fuß fassen, besteht die Handelslandschaft in solchen Metropolen oft zur Hälfte aus Tante-Emma-Läden (Nanostores). Diese Situation wird sich laut Blanco langfristig nicht ändern. Denn die winzigen Geschäfte haben für die Kunden viele Vorteile: Die Wege zum Shop sind kurz, man kann Kleinstmengen kaufen und oft gewähren die Ladeninhaber der Kundschaft kleine Kredite. Zudem seien die Konsumgüterhersteller daran interessiert, dass die Nanostores weiter florieren: Denn bei der Abnahme von Kleinstmengen sind die Margen für die Produzenten der Konsumgüter höher als bei den Großmengen, die Supermärkte bestellen.

Megacities stehen Blanco zufolge aber zunehmend vor Belieferungsproblemen der Nanostores aufgrund der zunehmenden Siedlungs- und Verkehrsdichte. Hersteller und Händler von Brot, Bier & Co. sollten sich nach Ansicht von Blanco, der sich unter anderem mit Routenoptimierungen in Mexico City und Rio de Janeiro beschäftigt hat, künftig stärker mit dem Wachstum von Megacities beschäftigen. Zudem sollten sie aktiv mit den Behörden kommunizieren, wenn es darum geht, neue Belieferungskonzepte zu entwickeln. Einer der Schlüssel für die Zukunft sei auch die Analyse von Big Data. Außerdem sollten die an der Distribution beteiligten Akteure bereit sein, vermehrt Daten und Erkenntnisse aus der Citylogistik zu teilen.