Redaktion (allg.)

Der zunehmende private Konsum, vor allem im Onlinehandel, kurbelt weiter die Nachfrage nach immer kleiner werdenden Versandkartonagen an. Treiber der Entwicklung seien historisch niedrige Zinsen und steigende Realeinkommen, sagten Vertreter des Verbands der Wellpappen-Industrie e.V. (VDW) bei einer Pressekonferenz Mitte Dezember 2014 in Darmstadt. Demnach gehen die deutschen Wellpappenhersteller für das Jahr 2015 von einem arbeitstäglichen Wellpappenabsatz aus, der etwa 1,5 Prozent über dem des Jahres 2014 liegen wird.

Für das scheidende Jahr schätzt der Verband einen Wellpappenabsatz von 9,3 Milliarden Quadratmeter (plus 1,8 Prozent) in Deutschland. Jedoch werde das gesamte Mengenwachstum mit einem arbeitstäglichen Absatzplus von voraussichtlich 1,4 Prozent um ein Drittel niedriger ausfallen als im Vorjahr. Nach plus 0,3 Prozent im Jahr 2013, werden die VDW-Kunden dieses Jahr voraussichtlich mit einer Produktionssteigerung von 2,7 Prozent abschließen. Besonders das Textil- und Bekleidungsgewerbe sowie die Elektrotechnik konnten demnach gegenüber 2013 deutlich zulegen. Wenig bis rückläufige Bewegung gab es dagegen im Ernährungsgewerbe und der Chemischen Industrie, den beiden größten Abnehmerbereichen der Wellpappenhersteller.

Beim Ergebnis prognostiziert der Verband, dass sich die Vorjahreszahlen bestätigen, jedoch über der von relativierten Konjunkturerwartungen geprägten gesamtwirtschaftlichen Entwicklung liegen werden. Von Januar bis Oktober 2014 erwirtschafteten die Hersteller bislang ein Umsatzplus von 2,4 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Trotz einer seit Jahren stabilen Kapazitätsauslastung der Wellpappenfabriken (aktuell 87 Prozent) sanken jedoch - geschuldet dem Wettbewerbsdruck in der Branche - die Erlöse der Wellpappenhersteller von Januar bis Oktober 2014 um durchschnittlich knapp 0,4 Prozent. Derzeit liegen sie etwa 0,2 Prozent über dem Vorjahreswert. Den Wellpappenpreisen bescheinigt der VDW im dritten Jahr in Folge eine stabile Seitwärtsbewegung, während die seit Jahresmitte um durchschnittlich 4,1 Prozent gestiegenen Rohpapierpreise die Ertragssituation der Wellpappenhersteller belasten würden.

Trends und Herausforderungen

Aktuelle Trends sehen VDW-Vertreter, getrieben durch E-Commerce-Vorreiter wie Amazon & Co., bei der zunehmend geforderten Retourenfähigkeit von Wellpappenverpackungen. Der Handel fordere zudem zunehmend die Tauglichkeit der Kartonagen für die Doppelstockbeladung von Lkw. VDW-Präsident Dr. Jan Klingele betonte, dass auch der Diebstahlschutz an Bedeutung gewinne. Laut dem Geschäftsführenden Gesellschafter der Klingele Papierwerke GmbH & Co. KG in Remshalden bei Stuttgart gehe es dabei zum Beispiel um die Anonymisierung von Versandverpackungen, gerade bei hochwertigen Waren wie Elektronikartikel oder Kosmetika.

Um dennoch das Potenzial der Verpackung als Imageträger zu nutzen, würden einzelne B2C-Versender, etwa Douglas, die Innenseite ihrer Versandkartonagen im aufwendigen Firmendesign bedrucken, während sie von außen möglichst unscheinbar sein sollen. In diesem Zusammenhang fordern erste Versender laut Klingele zunehmend auch die Rückverfolgbarkeit auf Verpackungsebene. Dieser Ansatz stecke jedoch noch in den Kinderschuhen.

Kingele berichtete in Darmstadt, dass die Wellpappenhersteller zunehmend auch Logistikdienstleistungen für ihre Kunden erbringen. Beispielsweise liefern sie Kartonagen bereits just-in-time in die Logistikzentren von Großversendern wie Amazon. Dafür sei in den Wellpappenfabriken zunehmend auch personelle Logistikkompetenz gefragt, so der Verbandschef.

Ein weiteres Beispiel: Bereits seit 2010 stellt der Möbelkonzern Ikea in Deutschland auf Ladungsträger aus Wellpappe (LOGISTIK HEUTE berichtete) um. Im kommenden Jahr soll der Prozess abgeschlossen sein. Anders als herkömmliche Europaletten aus Holz sind die Wellpappe-Paletten laut VDW besonders flach und in verschiedenen Größen und Versionen verfügbar. Da zudem der Rücktransport leerer Paletten entfällt, steige die Auslastung der eingesetzten Lkw. Ihre Anzahl wollen die Schweden hierzulande um ein Fünftel senken und den Kohlendioxidausstoß pro Jahr um 75.000 Tonnen verringern.

(akw)