Studie: Schwere Elektro-Lkw haben regional großes Potenzial

Unternehmen rechnen erst mittelfristig mit wirtschaftlichem Betrieb.

Das Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und die Hochschule Heilbronn haben am 15. Dezember 2014 die Ergebnisse der Projektstudie „Elektrischer Schwerlastverkehr im urbanen Raum“ vorgestellt. Sie waren beauftragt worden, typische Transportströme im innerstädtischen Schwerlastverkehr am Beispiel der Stadt Mannheim näher zu untersuchen und diese hinsichtlich ihres Elektrifizierungspotenzials zu bewerten.

Grundsätzlich wurde in der Studie ein hohes Elektrifizierungspotenzial für schwere Lkw (von zwölf bis 40 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht) im regionalen Bereich – im Wirtschaftsraum Mannheim rund ein Drittel der Verkehre – festgestellt. Laut den Forschern zeigen an der Elektrifizierung sowohl die verladende Wirtschaft als auch der Bereich Logistik „generell ein großes Interesse“. Mit einem wirtschaftlichen Betrieb rechnen die Unternehmen allerdings erst mittelfristig. Ein erhebliches Potenzial, um mittelfristig die Wirtschaftlichkeit der E-Lkw spürbar zu erhöhen, seien vor allem sinkende Batteriepreise.

Für die Anwendungsfälle ergaben sich folgende Studienergebnisse:

  • Das derzeit größte, kurzfristig realisierbare Elektrifizierungspotenzial besteht im Verteiler- und Abholverkehr im allgemeinen Sammelgutbereich beziehungsweise bei der Auslieferung an Endkunden im Stadtgebiet. Von den untersuchten Fahrten könnten bereits heute rund 75 Prozent elektrifiziert werden. Dies entspreche rund 310 Lkw-Fahrten in der Woche. Bei Erhöhung der Reichweite der Fahrzeuge sei sogar ein Elektrifizierungsgrad von 85 Prozent denkbar.
  • Aktuell sei hingegen beim Shuttleverkehr mit Sattelzügen eine Elektrifizierung noch nicht möglich, da es keinen passenden E-Lkw (Sattelzug) auf dem Markt gebe. Ein Prototyp soll aber ab dem Jahr 2015 verfügbar sein. Wenn damit eine Reichweite von rund 200 Kilometern erreicht werden kann, wären mittel- bis langfristig bis zu 100 Prozent der in den Fallstudien betrachteten Verkehre elektrifizierbar. Das würde rund 150 Fahrten in der Woche entsprechen.
  • Im Luftfrachtbereich könnten bereits heute rund 25 Prozent der anfallenden Zustell- und Abholfahrten – das entspricht bis zu 20 Lkw-Fahrten in der Woche – elektrifiziert werden. Mit einer batterieelektrischen Sattelzugmaschine, die in der Lage ist, die Distanz zum Flughafen Frankfurt ohne Nachladen zurückzulegen, sei ein Elektrifizierungsgrad von bis zu 100 Prozent denkbar.

Grundsätzlich seien bei einem Großteil der E-Logistik-Anwendungsprofile keine oder nur geringe Anpassungen der bestehenden Logistikprozesse notwendig. Die Batterie könne im Zuge von bereits heute erforderlichen Standzeiten überwiegend am Unternehmensstandort nachgeladen werden. Nur die Voraussetzungen, um extern zwischenzuladen, müssten noch geschaffen werden. Vereinzelt müsste auch die tägliche Tourenplanung etwas angepasst werden, um ein optimales Nachladen beziehungsweise einen Batteriewechsel zu integrieren.