LogiMAT 2015: Fachforum zu Industrie 4.0

Experten diskutierten in Stuttgart neue Ansätze zum Umgang mit Komplexität.
Redaktion (allg.)

Wenn von „Industrie 4.0“ die Rede ist, geht es um die „wissensbasierte Optimierung von Produktionssystemen in Echtzeit durch intelligente Vernetzung“. Das erklärte Anja Schatz, Abteilungsleiterin Auftragsmanagement und Wertschöpfungsnetze beim Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA in Stuttgart, im LogiMAT-Fachforum „Realisierungsstand Industrie 4.0 - Ansätze zum Umgang mit Komplexität in Produktion und Logistik“.

Multimodale Schnittstellen nötig

Für die Vernetzung in einer dezentralen, autonomen Organisation seien neben der unmittelbaren Erfassung physikalischer Daten mit Sensoren auch weltweit verfügbare Daten und Dienste nötig. Ebenfalls relevant seien digitale Kommunikationstechnologien sowie multimodale Mensch-Maschine-Schnittstellen. Als bereits heute verfügbare Beispiele nannte Schatz Touch-Displays sowie die Sprach- oder die Gestensteuerung. Darüber hinaus lassen sich der Wissenschaftlerin zufolge cyber-physische Systeme in Geräten, Gebäuden, Verkehrsmitteln und -wegen, Produktionsanlagen, Logistik-, Koordinations- und Managementprozessen einbetten.

Eine weitere wichtige Voraussetzung sei die Rechnerleistung, die sich derzeit etwa alle 18 Monate verdopple, so Schatz. Nach Bedarf in Echtzeit und während des laufenden Betriebs über webbasierte Dienste im „Internet der Dinge“ abrufbare Informationen („Everything as a Service“) ermöglichen dann eine „Smart Production“ sowie „Smart Logistics“, erläuterte die Forscherin.

Smarte Aufträge für selbst organisierte Teams

Ihr Kollege Oliver Schöllhammer, Gruppenleiter Lean Indirekt beim Fraunhofer IPA, stellte beispielhaft das Tool „MyOrder“ vor. Die Idee: „Smarte Aufträge“ sollen komplexe Arbeitsprozesse in indirekten Unternehmensbereichen intelligent steuern. Die Arbeitslast wird dabei dynamisch unter Berücksichtigung der Kompetenzen einzelner Mitarbeiter verteilt, die in Teams organisiert sind und bei Bedarf Unterstützung anfordern können. Ein Kennzahlenboard sorgt für Transparenz über Durchlaufzeiten, Fehler und Störungen pro Auftrag, Kategorie oder Arbeitsplatz. Das ermögliche eine kontinuierliche Verbesserung und eine bessere Selbstorganisation der Mitarbeiter, betonte Schöllhammer.

Wesentlicher Treiber für Industrie 4.0 ist für Ralf Feulner das Software as a Service (SaaS)-Modell. „Mobiles Arbeiten ermöglicht schnellere Rückmeldungen und eine höhere Transparenz über wichtige Kennzahlen und den Arbeitsfortschritt“, erklärte der Geschäftsführende Gesellschafter der Mehrwerk AG in Karlsruhe. Das Unternehmen entwickelt modulare, cloudbasierte Planungstools für die unternehmensübergreifende Produkteinführung. „Eine vollkommene Automatisierung wird es hier aber nicht geben“, betonte Feulner in Stuttgart.

(akw)