Seefracht: Niedrige Schwefelgrenze belastet Reedereien

Schiffsbetreiber diskutieren Klimamaßnahme auf der mariLOG 2015.
Alle Güter- und Containerschiffe, die Teile der Nord- und Ostsee befahren, müssen seit 1. Januar 2015 die strengere Grenzwerte für den Ausstoß von Schwefeldioxid einhalten. (Foto: Dietmar Hasenpusch)
Alle Güter- und Containerschiffe, die Teile der Nord- und Ostsee befahren, müssen seit 1. Januar 2015 die strengere Grenzwerte für den Ausstoß von Schwefeldioxid einhalten. (Foto: Dietmar Hasenpusch)
Sandra Lehmann

Wie geht die europäische Schifffahrt mit der seit Beginn des Jahres geltenden Schwefelgrenze von 0,1 Prozent in den sogenannten Schwefelsondergebieten (SECA) in der Nord- und Ostsee um? Diese Frage stand im Mittelpunkt der achten internationalen Konferenz für maritime Logistik (mariLOG), die im Rahmen der transport logistic am 5. Mai 2015 stattfand. Die Maßnahme bedeutet für die Reedereien, dass sie die Seca-Gebiete nur noch mit kostenintensiveren, schwefelarmen Treibstoffen befahren dürfen oder in technische Maßnahmen wie Gaswäscher (Scrubber), die den Schwefelanteil im Treibstoff reduzieren, investieren müssen.

Sinnvoll für den Klimaschutz, belastend für die Reedereien

Prof. Dr. Sebastian Jürgens, Geschäftsführer der Lübecker Hafengesellschaft (LHG), führte in seinem Impulsvortrag zum Thema aus, dass die Reduzierung des Schwefelausstoßes in der Nord- und Ostsee aus Sicht des Klimaschutzes zwar eine sinnvolle Maßnahme sei, es bei der Implementierung aber Fehler geben hätte. So sei die Umsetzung der Richtlinie allein Aufgabe der Reedereien gewesen, Öl- und Treibstoffproduzenten wären nicht in die Pflicht genommen worden. Zudem fehle eine ausführliche Analyse zu den Effekten und Folgen der Regulierung.

Alle müssen mit ins Boot

Das die Senkung des Schwefelgehalts allein die Nord- und Ostsee sowie einige Gebiete in Nordamerika beträfe, stelle darüber hinaus eine Verzerrung des Wettbewerbs da, kritisierte Jens Knudsen, Gesellschafter des Schifffahrtsunternehmens Sartori und Berger, Kiel. Er halte eine effektvolle Umsetzung nur für möglich, wenn auch die Mittelmeerhäfen, die derzeit nicht zu den Seca-Zonen zählen, die Schwefelgrenze senken.

Schifffahrt 2.0

Mit welchen Maßnahmen man der Regelung am besten begegnen könnte, darüber waren sich die Teilnehmer der Diskussionsrunde nicht einig. Sowohl der Umstieg auf schwefelarmen Kraftstoff als auch die technische Umrüstung der Schiffe mit Scrubbern werden jedoch mehrheitlich als Zwischenlösungen betrachtet. Eine zukunftsfähige Güterschifffahrt muss sich laut Torsten Westphal, Geschäftsführer der Arkon Shipping GmbH, Haren/Ems, technologisch neu orientieren: „Wir brauchen eine Schifffahrt 2.0 und müssen uns von Schweröl als Treibstoff endgültig lösen. Das können wir aber nur gemeinsam mit der Politik, Ingenieuren, Treibstoffexperten und den Reedereien schaffen.“