Güterverkehr: Das Prinzip Straßenbahn

Siemens testet elektrifizierten Lkw Verkehr in Europa und den USA.
Mit elektrifiziertem Lkw Verkehr möchte Siemens die Schadstoffkonzentration auf vielbefahrenen Güterverkehrsstrecken reduzieren. (Foto: Siemens)
Mit elektrifiziertem Lkw Verkehr möchte Siemens die Schadstoffkonzentration auf vielbefahrenen Güterverkehrsstrecken reduzieren. (Foto: Siemens)
Sandra Lehmann

Weniger Treibstoff, mehr Strom: so könnte das Motto für den Lkw-Verkehr von übermorgen lauten. Dem Antriebsprinzip von Zügen und Straßenbahnen nachempfunden, testet die Siemens AG, München, derzeit innerhalb des Projekts „eHighway“ den teilweise elektrischen Betrieb von Lkw über herkömmliche stromführende Oberleitungssysteme.

Mit und ohne Strom

Mittels spezieller Stromabnehmer, die sich mit einer Geschwindigkeit von bis zu 90 Stundenkilometer an die Oberleitungen an- und abkoppeln können, möchte Siemens den Gütertransport auf Hauptverkehrsrouten und in Gebieten, wo kein oder wenig Zugverkehr möglich ist, elektrifizieren. Für den Fall, dass das Fahrzeug auf eine Strecke wechselt, auf der keine Oberleitungen zur Verfügung stehen, sind die Lkw zusätzlich mit Diesel- oder Gasmotoren ausgestattet. Wird die Verbindung zum Stromnetz gekappt, übernimmt automatisch der Motor den Antrieb.

Entlastung für die Umwelt

Geplant ist laut Siemens unter anderem auf solchen Strecken vermehrt Oberleitungen zu nutzen, die Distributionszentren und Verkehrsknotenpunkte wie Häfen, Umschlagbahnhöfe und Flughäfen verbinden. So sollen zukünftig vor allen Regionen entlastet werden, die unter starker Schadstoffbelastung durch zunehmenden Güterverkehr leiden.

Teststrecken in Kalifornien und Schweden

In Deutschland erprobt der Technologiekonzern das Konzept des E-Lkw bereits seit ein paar Jahren auf einem stillgelegten Flugplatz in der Nähe von Berlin. Ab Juli diesen Jahres dürfen die umgebauten Güterfahrzeuge auch auf die Straße, allerdings erst einmal nur in den USA. In Kalifornien, zwischen den Häfen von Los Angeles und Long Beach sowie einem Logistikzentrum, betreibt Siemens in Kooperation mit Volvo eine etwa 1,6 Kilometer lange Textstrecke für Hybrid-Lkw mit zusätzlichem Diesel – oder Gasantrieb sowie für rein elektrisch betriebene Nutzfahrzeuge. Mit dem Testbetrieb möchte der Technologiekonzern dem emissionsarmen- und freien Frachtverkehr auf der Straße ein Stück näher kommen.

Derzeit arbeitet Siemens außerdem am Bau einer weiteren Teststrecke in Schweden. Dort sollen circa zwei Kilometer der E16, der Autobahnverbindung zwischen den Industriestädten Dalarma und Gävleborg sowie dem Hafen von Gävle, als Testareal genutzt werden. Hier werden die umgerüsteten Lkw von der Volkswagen Truck Sparte Scania AB, Södertälje, gestellt.

Die ersten Ergebnisse der Teststrecke in den USA werden im Sommer 2016 erwartet.