Fachkonferenz: Supply Chain Management treibt Digitalisierung voran

Experten diskutieren auf der EXCHAiNGE über Auswirkungen von Industrie 4.0.
Prof. Dr. Dieter Kempf riet den Zuhörern in seinem Vortrag mehr Mut im Umgang mit IT-Megatrends wie Big-Data-Analytics zu zeigen. (Foto: Baschlakow)
Prof. Dr. Dieter Kempf riet den Zuhörern in seinem Vortrag mehr Mut im Umgang mit IT-Megatrends wie Big-Data-Analytics zu zeigen. (Foto: Baschlakow)
Sandra Lehmann

Das Supply Chain Management ist einer der wesentlichen Treiber beim Wandel hin zur Digitalisierung – das ist das Fazit der Internationalen Fachkonferenz „EXCHAiNGE – The Supply Chainers’ Conference“, die am 25. und 26. Juni 2015 im Frankfurter House of Logistics and Mobility stattfand. Rund 180 Supply-Chain-Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft diskutierten zwei Tage lang über die Auswirkungen der Industrie 4.0 und des Internets der Dinge auf logistische Netze, neue Ansätze zur Bestandsoptimierung in kollaborativen Netzen, Optimierungspotenziale von Cloud-Lösungen sowie die Etablierung zuverlässiger Riskmanagement-Strategien und entwickelten erfolgreiche Handlungsstrategien für die zukunftsfähige Gestaltung logistischer Netze.

Wellen reiten statt am Strand liegen

In seiner Auftakt-Keynote zur dritten Welle der Digitalisierung betonte Professor Dieter Kempf, Präsident BITKOM und Vorsitzender des Vorstands DATEV, dass IT- Megatrends das Wachstum befeuern würden. Als Beispiel für eine Anwendung nannte er Big-Data-Analytics, wobei es um das Erkennen von Zusammenhängen und Mustern sowie um Vorhersagemodelle gehe. In Deutschland stehe im Umgang mit Daten die „Sparsamkeit“ im Vordergrund, das werde aber als Prinzip in Zukunft nicht mehr funktionieren, sagte Kempf. Der BITKOM-Präsident und DATEV- Vorstandsvorsitzende brachte einen bildlichen Vergleich. Es gehe darum zu entscheiden, am Strand liegen zu bleiben und sich überrollen zu lassen oder aber auf der Welle zu surfen. „Die Welle kommt auf uns zu, wir müssen entscheiden, was wir tun wollen“, so Kempf.

Kein Fortschritt ohne Veränderung

„Industrie 4.0 und Digitalisierung müssen mit Change Management beginnen, anders geht es nicht“, betonte auch Prof. Dr. Michael Henke, Institutsleiter am Fraunhofer- Institut für Materialfluss und Logistik IML, der die Konferenz an beiden Tagen moderierte. „Der Mindset der Mitarbeiter wird so für den Einsatz neuer Technologien geöffnet. Diese so genannten cyber-physischen Systeme müssen einerseits auf dem Shopfloor migriert, also mit bereits bestehenden Technologien kombiniert werden – so genannten „Retro-Fitting“. Zusätzlich zu den technologischen Neuerungen muss aber auch das Management darauf vorbereitet werden, was nicht weniger bedeutet als die Transformation von Organisationen.“

Nicht warten, starten

„Einfach anfangen“ lautete das Credo von Dr. Frank Kühn und Marion King, beide Partner der Integrated Consulting Group, die als ausgewiesene Change Management-Experten die Konferenzteilnehmer neben ihrem Vortrag auch mit regelmäßigen Brainstormings begleiteten. „Die Erfahrungen bestätigen: Warten hilft nicht, man muss jetzt anfangen“, so Kühn. „Dabei müssen die Veränderungsprozesse gut moderiert und die Menschen von Anfang an mit auf die Reise genommen werden.“ Die beiden „Change Agents“ der Konferenz boten den Teilnehmern denn auch gleich die Möglichkeit, in kurzen Brainstormings und persönlichen Coachings mit den Experten herauszufinden, wie sich die auf der EXCHAiNGE vorgestellten Inhalte in ihren konkreten Arbeitsalltag integrieren lassen.

Auszeichnung für Nokia Networks

Im Rahmen der EXCHAiNGE wurde in diesem Jahr zum zehnten Mal der Supply Chain Management Award verliehen. Ausgezeichnet wurde Nokia Networks für eine beispielhafte Supply-Chain-Lösung. Beim weltweit größten Anbieter von Hardware- und Softwareprodukten sowie Serviceleistungen für die Telekommunikationsbranche wurden die Supply-Chain-Strategie und das Supply Chain Management durch drei aufeinanderfolgende Schocks zu einer existenziellen Transformation gezwungen. Bei der daraus folgenden ganzheitlichen Supply-Chain-Lösung standen Wachstum und Agilität, Kostenmanagement, Flexibilität und Produktivität in der Produktion sowie Lieferfähigkeit an vorderster Stelle. Anhand von sieben Initiativen wurde ein nachhaltiger Turnaround erreicht und die Profitabilität bei deutlicher Leistungssteigerung signifikant erhöht. Der Preisträger sowie die ebenfalls prämierten Finalisten Sky Deutschland, Continental Automotive und Rohde & Schwarz präsentierten ihre Konzepte bei der Award-Night am ersten Konferenztag.