Zukunftskongress Logistik: Keine App, kein Geschäft

Experten diskutierten in Dortmund, wie die Digitalisierung Geschäftsmodelle verändert.
Zukunftskongress Logistik: Digitalisierung und Big Data waren unter anderem Themen auf dem Kongress in Dortmund. (Foto: Jörgl)
Zukunftskongress Logistik: Digitalisierung und Big Data waren unter anderem Themen auf dem Kongress in Dortmund. (Foto: Jörgl)
Thilo Jörgl

"Keine App, kein Geschäft." Mit diesen plakativen Worten fasste Prof. Dr. Michael ten Hompel die künftige Entwicklung der Geschäftsmodelle in der Logistik zusammen. Der Chef des Dortmunder Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik IML diskutierte beim Zukunftskongress Logistik mit Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft, welche Chancen und Herausforderungen sich für Logistiker durch den digitalen Wandel ergeben. Insgesamt besuchten 450 Fachleute den zweitägigen Kongress, den das Fraunhofer IML und der EffizienzCluster LogistikRuhr auf die Beine stellten. Forscher ten Hompel ist davon überzeugt, dass die Zukunft der Logistik digital ist. Seiner Meinung nach ist derzeit noch nicht genau klar, wie das Industrie-4.0-Zeitalter genau aussieht, aber der Wandel werde kommen. Drei Argumente führte der Wissenschaftler an, warum die industrielle Revolution früher oder später Realität werde.

Zum einen seien nun alle Basistechnologien vorhanden, um Dinge zu massentauglichen Preisen intelligent zu vernetzen. Zum anderen lasse sich die wachsende Komplexität von Prozessen nur durch Industrie-4.0-Technologien beherrschen. Drittes Argument: Schon bald werde es erfolgreiche neue Geschäftsmodelle geben. In der Logistik kommen ten Hompel zufolge künftig vermehrt hybride Dienstleistungen auf den Markt. Der Dortmunder Forscher geht davon aus, dass die vierte industrielle Revolution mehr als 50 Prozent der Logistikunternehmen in „existenzieller Weise“ treffen wird, wenn sie nicht auf den Industrie-4.0-Zug aufspringen.

Mehrere Vorträge auf dem Kongress beschäftigten sich mit zentralen Fragen rund um digitale Geschäftsmodelle aus den Bereichen „Software“, „Industrie und Handel“ sowie „Dienstleistung“. Experten machten deutlich, dass bereits kleine Innovationen beachtliche Erfolge bringen können. Als Beispiele wurden etwa der Dash Button von Amazon, die sogenannte Beacon-Technologie sowie Apps nach dem Vorbild von Uber oder Pinterest genannt.

Wie sich deutsche Unternehmen wie etwa der Pumpenspezialist Wilo und die Robert Bosch GmbH auf den digitalen Wandel eingestellt haben, zeigten Vertreter der Firmen detailliert auf. Bosch bekommt beispielsweise zahlreiche Anfragen wegen seines neuen Tracking-Tools „TrackQ“.

Dass auf dem Weg ins Industrie-4.0-Zeitalter zahlreiche Hürden überwunden werden müssen, betonte Prof. Dr. Reimund Neugebauer in seinem Vortrag. Die größten Herausforderungen liegen nach der Meinung des Präsidenten der Fraunhofer-Gesellschaft in den Bereichen Standardisierung, dem Ausbau des Breitbandnetzes, der Reduzierung der sogenannten Latenzzeiten sowie der IT-Sicherheit. Nach Ansicht Neugebauers werden zentrale Datenlager, die von einem Anbieter kontrolliert werden, keine Lösung sein. Die Alternative sei sogenannter Industrial Data Space. Hier bleiben die Daten im Besitz eines Unternehmens und werden nur auf Verlangen (On-Demand-Vernetzung) herausgegeben.