Autonome Lkw: Daimler fährt erstmals auf der Autobahn

Teilautonomer Lkw absolviert Jungfernfahrt auf der A8 bei Stuttgart.
Auf Jungfernfahrt: Dr. Wolfgang Bernhard (rechts), im Vorstand der Daimler AG verantwortlich für Daimler Trucks & Buses, und Winfried Kretschmann, Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, duften als erste im autonomen Lkw über die A8 fahren. (Foto: Daimler)
Auf Jungfernfahrt: Dr. Wolfgang Bernhard (rechts), im Vorstand der Daimler AG verantwortlich für Daimler Trucks & Buses, und Winfried Kretschmann, Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, duften als erste im autonomen Lkw über die A8 fahren. (Foto: Daimler)

Am 2. Oktober 2015 ist der erste autonom fahrende Serien-Lkw zu Testzwecken auf einer deutschen Autobahn gefahren. Die Jungfernfahrt fand auf der A8 zwischen Denkendorf und Stuttgart statt. Der Mercedes-Benz Actros soll künftig auf bundesweiten Strecken unterwegs sein. Für die Erprobung des autonomen Fahrens auf öffentlichen Straßen ist der Truck mit dem intelligenten System „Highway Pilot“ ausgestattet und gemäß §19/6 StVZO als Versuchsfahrzeug zugelassen. Der TÜV Rheinland hatte das Fahrzeug überprüft und eine gutachterliche Stellungnahme erstellt. Auf dieser Grundlage erteilte das Regierungspräsidium Baden-Württemberg eine Ausnahmegenehmigung gemäß §70 StVZO (LOGISTIK HEUTE berichtete).

Aufbruch in ein neues Zeitalter

Die erste Fahrt absolvierten Dr. Wolfgang Bernhard, im Vorstand der Daimler AG verantwortlich für Daimler Trucks & Buses, und Winfried Kretschmann, Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg. Als Pilot und Co-Pilot überwachten sie den autonom fahrenden Actros über das kurze Teilstück in Richtung Stuttgart. „Das teilautonome und autonome Fahren ist ein Signal für den Aufbruch in ein neues Mobilitätszeitalter“, so Ministerpräsident Kretschmann. „Wir gehen damit einen wichtigen Schritt in Richtung einer intelligenteren und vor allem effizienteren Nutzung der vorhandenen Infrastruktur.“

Baden-Württemberg ist auf den Geschmack gekommen

Die Landesregierung Baden-Württemberg plant derzeit die Einrichtung eines ganzen Testfelds für autonomes und teilautonomes Fahren. Das Projekt soll dazu dienen, die notwendige Technik und Infrastruktur auf Autobahnen, Überlandstraßen und innerorts zu erforschen. Auch der rechtliche Rahmen soll weiter entwickelt werden.

[pagebreak] Für den Daimler-Vorstand Dr. Bernhard ist die Premiere „ein weiterer wichtiger Schritt hin zur Marktreife autonom fahrender Lkw“. In den USA testet Daimler bereits seit Mai mit dem Freightliner Inspiration Truck ein ähnliches Fahrzeug. Der Highway Pilot, wie er im heutigen Weltpremieren-Actros eingebaut ist, ermöglicht teilautonomes Fahren. Das bedeutet: Das System kann den Lkw auf Autobahnen zwar selbst steuern – der Fahrer bleibt aber voll verantwortlich. Er muss den Verkehr jederzeit überwachen und auch jederzeit eingreifen können. Der Highway Pilot sei vergleichbar mit einem Autopiloten, wie er in Flugzeugen üblich ist. Das System beinhaltet ein Frontradar und eine Stereokamera sowie Assistenzsysteme wie einen Abstands-Regeltempomat („Adaptive Cruise Control+“). Die Technologie sei für den Einsatz auf öffentlichen Straßen angepasst worden.

In drei Jahren zur Serienreife

Das Zusammenspiel der Komponenten wurde bereits etwa 20.000 Kilometer auf Teststrecken in Deutschland und in den USA erprobt. Sollte sich das Wetter oder auch die Fahrbahnmarkierung zu sehr verschlechtern, so fordert das System den Fahrer auf, wieder selbst zu lenken. Der Fahrer soll dazu laut Hersteller ausreichend Zeit haben. Reagiere er auf die akustischen und optischen Signale nicht, so bringe sich der Lkw selbstständig zum Stillstand, erklärt Daimler. Der Hersteller kündigte über den Testlauf hinaus an, man wolle "teilautomatisierte" Lkw bis in drei Jahren zur Serienreife entwickeln.