Insolvenz: Food Express fehlt die nötige Liquidität

Operatives Geschäft geht weiter – Gesellschafter gründet Konkurrenz-Firma. /aktualisiert
(Symbolbild: Fotolia/lafaiet)
(Symbolbild: Fotolia/lafaiet)

Das Berliner Logistik-Unternehmen Food Express (MyLorry GmbH) hat am 9. November 2015 beim Amtsgericht Charlottenburg Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Grund für diesen Schritt ist laut einer Pressemitteilung die fehlende Liquidität des Unternehmens. Bei der letzten Finanzierungsrunde sei ein wichtiger Gesellschafter nicht mehr bereit gewesen, dem Unternehmen zusätzliches Kapital zur Finanzierung des Wachstums zur Verfügung zu stellen. Grund für den Ausstieg war laut Food-Express-CEO Max von Waldenfels, dass im Oktober „eine sehr hohe Marke – Vervierfachung der Auslieferungen – verfehlt“ wurde.

Insolvenzverwalter führt Geschäft fort - zunächst bis Jahresende

Das operative Geschäft und die Arbeitsplätze seien vom Insolvenzantrag allerdings nicht betroffen.

„Nach meinem ersten Eindruck bietet das junge, dynamische Unternehmen im Markt für innerstädtische Logistik gute Chancen. Besonders interessant sind die einzigartige Software zur Steuerung der Auslieferungen von Waren und die über 1.000 Fahrer. Deshalb führe ich das Unternehmen gemeinsam mit der Geschäftsführung zunächst bis Ende des Jahres voraussichtlich mit allen 1.300 Mitarbeitern fort, davon rund 350 in Berlin.", wird der vorläufige Insolvenzverwalter Jesko Stark in einer Pressemitteilung vom 18. November 2015 zitiert.

Investoren gesucht

Von Waldenfels teilte bereits Anfang November mit, dass man das vorläufige Insolvenzverfahren nutze, um einen verlässlichen Investor zu finden, mit dem der auf Profit ausgerichtete Wachstumskurs fortgesetzt werden könne. Das bestätigte nun auch Rechtsanwalt Stark: „Gegenwärtig suchen wir nach einem Investor, der den Geschäftsbetrieb erwirbt oder Geld für einen Insolvenzplan zur Verfügung stellt. Intensive Gespräche mit Strategen aus der Retail- und Logistikbranche werden bereits geführt. Der Investorenprozess soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden."

Food Express-Gründer: Unternehmensstrategie ist richtig

Laut von Waldenfels beweist das starke Wachstum des Berliner Startups sowie die aktuelle Erweiterung auf den Service Sofort-Auslieferung, dass die Strategie des Unternehmens richtig ist. Die Unternehmensgründer von Waldenfels und Benjamin Pochhammer (COO) seien zuversichtlich, die Firma in eine profitable Zukunft führen zu können.

Umsatzwachstum von 30 Prozent

Food Express arbeitet mit mehr als 600 Partnerrestaurants und Systemgastronomen in acht Städten Deutschlands zusammen und liefert die Speisen der Gastronomen bis an die Haustür des Endkunden. Das Umsatzwachstum der vergangenen Monate betrug nach Unternehmensangaben im Schnitt mehr als 30 Prozent pro Monat.

Von Delivery Hero "brutal fallen gelassen"

Dass der Food Express-Gesellschafter Delivery Hero kürzlich ein Startup mit einem vergleichbaren Logistik-Service gegründet hat, stieß bei den Gründern auf wenig Verständnis. Von Waldenfels sagte dazu: „Das hätte ich in der Tat von einer Partnerschaft mit einem Gesellschafter nicht erwartet. Es hat einen Beigeschmack. Wir wollten gemeinsam einen Markt erobern. Nun werden wir plötzlich brutal fallen gelassen.“ Dabei hätte man bewiesen, dass man ein wachsendes Geschäft aufbauen könne. „Delivery Hero startet nun einen fast identischen Logistik-Service mit einer hundertprozentigen Tochter. Ein solches Verhalten finde ich höchst zweifelhaft“, sagte von Waldenfels. Delivery Hero hatte sich erst Ende März für einen zweistelligen Millionenbetrag eine Minderheitsbeteiligung an MyLorry gesichert.