Kommissionierung: Rote Flitzer für Audi

Autobauer testet Fahrerloses Transportsystem - LOGISTIK HEUTE war vor Ort.
Ganz in Weiß: Momentan läuft das Audi-Pilotprojekt noch in einem Zelt auf dem Werksgelände in Ingolstadt. (Foto: Audi AG)
Ganz in Weiß: Momentan läuft das Audi-Pilotprojekt noch in einem Zelt auf dem Werksgelände in Ingolstadt. (Foto: Audi AG)

Von außen wirkt das weiße Zelt auf dem Werksgelände der Audi AG in Ingolstadt eher unscheinbar. Doch was sich darin verbirgt, soll schon bald die Kommissionierung des Autobauers revolutionieren: ein Fahrerloses Transportsystem (FTS). Seit Mitte des Jahres läuft das Pilotprojekt „Supermarkt der Zukunft“ in dem kleinen, weißen Zelt in direkter Nähe zum Audi-Prozesshaus (LOGISTIK HEUTE berichtete darüber in Ausgabe 7-8/2014, S. 10; hier auch eine Bildergalerie).

Im Pilotprojekt fährt „G-Com“

Im Einsatz sind derzeit vier Fahrzeuge des „G-Com“-Systems der Grenzebach Automation GmbH aus Asbach-Bäumenheim. Die G-Com-Anwender BLG Logistics Group AG & Co. KG, Bremen, und Engelbert Strauss GmbH & Co. KG, Biebergemünd, bekamen erst vor Kurzem für den Einsatz des Systems beim Deutschen Logistik-Kongress in Berlin den Deutschen Logistik-Preis 2015 (LOGISTIK HEUTE berichtete in Ausgabe 11/2015, S. 48).

QR-Codes weisen den Weg

Im Audi-Pilotprojekt bringen die G-Com-Fahrzeuge die Regale im Ware-zum-Mann-Prinzip an eine Pickstation – die Koordination übernimmt das Flottenmanagementsystem, wie Claudius Illgen, Leiter Fahrzeugversandsteuerung und -transport, beim Vor-Ort-Termin mit LOGISTIK HEUTE berichtet. Die Carrys selbst orientieren sich an QR-Codes am Boden. An der Station entnimmt der Kommissionierer im Pilotprojekt die Bordliteratur für den Audi A3 – was genau in die Mappe muss und vor allem in welcher Sprache, wird auf einem Bildschirm angezeigt. Die befüllte Mappe kommt dann in einen Just-in-Sequence-Behälter, der insgesamt 120 Fächer hat, erklärt Logistikfachkraft Harald-Josef Hanrieder. Auch hier gibt das System vor, welche Mappe welchen Platz einnehmen soll, um später an der Montagelinie in das richtige Fahrzeug zu kommen. Per Routenzug geht es dann für den Behälter zur Produktion.

Ausschreibung im Januar

So weit das Pilotprojekt – Audi hat aber noch mehr vor. Bereits Mitte 2016 soll ein solches System in Ingolstadt mit sechs Geräten in Serie gehen. Zunächst sollen die Prozesse allerdings parallel laufen, bis die bestehenden alten manuellen Regale ausgeräumt und das neue System eingerichtet ist, sagt Illgen. Welche Firma das FTS schlussendlich liefern wird, ist allerdings noch nicht beschlossen. Audi sei sowohl mit Grenzebach als auch mit der früheren Kiva Systems (heute Amazon Robotics) und der BeeWaTec GmbH, Pfullingen, in Gesprächen. Anfang des Jahres soll eine Ausschreibung für das Projekt erfolgen.

Platz sparen

Audi erhofft sich vom FTS-Einsatz vor allem eine Erhöhung der Flächeneffizienz, berichtet Illgen. Denn eines hat das Werksgelände in Ingolstadt nicht: Platz. Schon jetzt müssten Lager- und Kommissionierbereich etwa 900 Quadratmeter groß sein, aber nur 530 stehen zur Verfügung. Diese gilt es nun optimal zu nutzen und dabei Kommissionierfehler zu eliminieren, wie Illgen erklärt. „Wir setzen mit dem System die Null-Fehler-Strategie um. Jeder Fehler ist einer zu viel.“

Einsatz in anderen Werken

Ein System, das auch andere Audi-Werke neugierig macht, schließlich sollen sich dadurch allein 25 Prozent Fläche einsparen lassen. „Es waren schon Vertreter aus anderen Werken da und haben sich das Pilotprojekt angesehen. Ihr Interesse war sehr groß. Daher werden wir das Konzept auch in anderen Audi-Werken einsetzen“, sagt Henrik Hiddessen, Mitarbeiter in der Logistikkonzeptentwicklung und Projektleiter des „Supermarkts der Zukunft“.

Klicken Sie sich hier durch die Bildergalerie zum Pilotprojekt.

Einen ausführlichen Bericht zum Projekt lesen Sie in der LOGISTIK HEUTE-Ausgabe 1-2/2016, die am 19. Februar 2016 erscheint.