KEP: Teure Auslandspakete schrecken Onlinekäufer ab

EU-Kommission will E-Commerce-Potenziale heben und Pakete günstiger machen.
Die Kosten für Pakete sind stark davon abhängig, ob die Sendung ins eigene Land (blau) oder in ein anderes EU-Land (rot) geschickt wird. (Grafik: Europäische Union)
Die Kosten für Pakete sind stark davon abhängig, ob die Sendung ins eigene Land (blau) oder in ein anderes EU-Land (rot) geschickt wird. (Grafik: Europäische Union)

Die Preise für Paketzustellungen ins Ausland durch nationale Postdienste sind fast fünfmal höher als für Paketzustellungen im Inland. Das ergab eine Studie, die die Europäische Kommission am 22. Dezember 2015 veröffentlicht hat. Verbraucher und Einzelhändler werden demnach immer noch durch die hohen Kosten für grenzüberschreitende Zusendungen und die Probleme bei der Onlinebestellung in einem anderen Land abgeschreckt.

Mehr Transparenz und Wettbewerb

EU-Kommissionsvizepräsident Andrus Ansip, zuständig für den digitalen Binnenmarkt, wies darauf hin, dass das Potenzial des E-Commerce bisher nicht ausgenutzt wird. Binnenmarktkommissarin Elżbieta Bieńkowska fügte hinzu: „Unser Ziel ist es, die grenzüberschreitende Versendung von Paketen sowohl für den Einzelnen als auch für kleine und mittlere Unternehmen reibungslos und kostengünstiger zu machen – nicht über Preisregulierung oder Preisobergrenzen, sondern durch mehr Transparenz und Wettbewerb.“

Nur 15 Prozent kaufen in anderem EU-Land

Zurzeit kaufen 44 Prozent der Verbraucher online in ihrem Land, nur 15 Prozent kaufen in einem anderen EU-Land ein. Der Umfang des elektronischen Handels variiert stark je nach Mitgliedstaat. Während im Jahr 2012 im Vereinigten Königreich 82 Prozent der Internetnutzer Online-Einkäufe getätigt haben, machten in Rumänien nur elf Prozent der Internetnutzer von dieser Möglichkeit Gebrauch. In Deutschland, dem Vereinigten Königreich und in Frankreich werden 60 Prozent des EU-weiten Onlinehandels getätigt. Der grenzüberschreitende elektronische Handel wächst in der EU aber langsamer als der Handel innerhalb der Inlandsmärkte.

Hauptbeschwerde: Zustellprobleme

Die Erwartungen der Verbraucher und Online-Einzelhändler in Bezug auf Schnelligkeit, Qualität, Zuverlässigkeit und Kosten der Zustellung werden jedoch nicht immer erfüllt, so die Kommission. Probleme mit der Zustellung machen den Löwenanteil der beim Netzwerk der Europäischen Verbraucherzentren eingehenden Verbraucherbeschwerden über grenzüberschreitende Online-Geschäfte aus. Zustellungsprobleme sind ein wichtiger Faktor für die Entscheidung des Verbrauchers, seinen Online-Kauf abzuschließen oder abzubrechen. Gleichzeitig sind Zustellungen an Verbraucher im elektronischen Handel ein Wachstumsmotor für den europäischen Paketzustellungsmarkt.

Preisgünstigere EU-Pakete

Diese Einschränkungen wolle die Kommission beheben und habe daher die Öffentlichkeit bereits in einem Grünbuch über einen integrierten Zustellungsmarkt um Stellungnahmen gebeten. Zusätzlich habe sie einen Fahrplan für die Vollendung des Binnenmarkts für die Paketzustellung vorgelegt. In ihrer Strategie für den digitalen Binnenmarkt hat die Kommission in diesem Jahr zudem angekündigt, dass sie die Versendung von grenzüberschreitenden Paketen preisgünstiger machen will und im Frühjahr 2016 vorstellen wird, wie Preistransparenz und Regulierung im grenzüberschreitenden Paketmarkts verbessert werden können.