Teilautonomes Fahren: Startschuss für Platoons

Zwei Fahrzeuge machen sich auf den Weg in die Niederlande.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (rechts) schickte gemeinsam mit dem CEO von Volkswagen Truck & Bus, Andreas Renschler (Mitte), und dem CEO von MAN Truck & Bus, Joachim Drees, den MAN-Platoon auf die Reise nach Rotterdam zum European Truck Platooning Challenge 2016. (Foto: MAN)
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (rechts) schickte gemeinsam mit dem CEO von Volkswagen Truck & Bus, Andreas Renschler (Mitte), und dem CEO von MAN Truck & Bus, Joachim Drees, den MAN-Platoon auf die Reise nach Rotterdam zum European Truck Platooning Challenge 2016. (Foto: MAN)
Redaktion (allg.)

Der Fahrzeug- und Maschinenbaukonzern MAN SE mit Sitz in München nimmt an der Demonstrationsfahrt „European Truck Platooning Challenge“ teil. Bundesverkehrsminister Dobrindt startete die Fahrt von München nach Rotterdam. Zwei oder mehr digital gekoppelte Sattelzüge könnten in Zukunft den Gütertransport auf Autobahnen effizienter und sicherer machen. Um dies zu demonstrieren, nehmen MAN und andere große europäische Lkw-Hersteller an der von der niederländischen Regierung initiierten „European Truck Platooning Challenge“ teil.

Windschatten nutzen

Es handelt sich um eine Erprobungsfahrt von Lkw, die per digitaler Datenübertragung zu sogenannten Platoons verbundenen sind. Dabei fahren zwei oder mehr Lkw mit nur geringem Abstand (zehn bis 15 Meter) hintereinander, um den Windschatten des vorausfahrenden Fahrzeugs optimal auszunutzen. Der Fahrer im ersten Fahrzeug gibt Geschwindigkeit und Richtung vor. Die anderen Lkw folgen teilautomatisiert. Dieselverbrauch und Kohlenstoffdioxidausstoß lassen sich dadurch um bis zu zehn Prozent reduzieren.

Sicherheit erhöhen

Bei MAN in München gab nun Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) das Startsignal für zwei Platooning-Fahrzeuge, die sich um 14:00 Uhr am 4. April 2016 auf den Weg von der bayerischen Landeshauptstadt nach Rotterdam in den Niederlanden machten. „Platooning ist ein gutes Beispiel für die Symbiose aus Automatisierung und Vernetzung. Das Zusammenspiel von Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation mit innovativen Funktionen wie der automatischen Abstandsregelung wird die Verkehrssicherheit erhöhen, den Verkehrsfluss deutlich verbessern und gleichzeitig die Kapazitäten steigern“, sagte Dobrindt in München. Vor der nun gestarteten Demonstrationsfahrt hatte MAN seine digital gekoppelten Lkw auf dem auf Initiative des Bundesverkehrsministeriums eingeführten „Digitalen Testfeld Autobahn“ auf der A9 getestet. „Durch die Vernetzung mehrerer Lkw zu einem intelligenten Platoon wird der Straßenverkehr effizienter und sicherer – für Lkw und für Pkw“, erklärte in München Andreas Renschler, Mitglied des Vorstandes der Volkswagen AG und CEO der Volkswagen Truck & Bus GmbH.

Entwicklung vorantreiben

Durch die Teilnahme an der Sternfahrt nach Rotterdam wolle man wichtige Erfahrungen sammeln und neue Erkenntnisse gewinnen. Renschler: „Gleichzeitig wollen wir damit einen gezielten Impuls geben, um die Entwicklung dieser Technologie konsequent voranzutreiben. Ich bin persönlich davon überzeugt: Bis 2020 ist die Einführung von Platooning in Europa technisch denkbar und machbar.“ Auch Joachim Drees, Vorsitzender des Vorstands MAN SE/MAN Truck & Bus AG, gab in München ein klares Votum für die Digitalisierung des Lkw: „Auch in Zukunft werden Güterströme voll vernetzt sein, Transporte durch eine optimale Steuerung hoch effizient unterwegs sein. Mit dem neuen Geschäftsfeld ‚Telematics and Digital Solutions‘ haben wir vor Monaten hierzu die Weichen gestellt. Das Zukunftsfeld der digitalen Innovationen rücken wir ganz klar in unseren strategischen Fokus.“

Unfälle: 90 Prozent menschliches Versagen

Beim Platooning würden die Potenziale nicht nur in der Reduktion des Verbrauchs liegen. Der Fahrer werde in seiner Fahraufgabe entlastet, gleichzeitig werde die Verkehrssicherheit gesteigert. Drees sagte: „Denn alleine 90 Prozent der Verkehrsunfälle gehen auf menschliches Versagen zurück. Auffahrunfälle im Güterverkehr machen dabei mit fast 70 Prozent den Löwenanteil aus.“ Da innovative Fahrzeugkonzepte wie Platooning nicht alleine von der Industrie umgesetzt werden können, begrüße Drees die Initiative der niederländischen Regierung. „Denn die Realisierung bedarf eines starken politischen Willens“, so Drees.