Schienengüterverkehr: DB Cargo will 215 Bahnhöfe nicht mehr anfahren

Laut Südwestrundfunk sind weitere 154 Bahnhöfe gefährdet.
Symbolbild: Deutsche Bahn
Symbolbild: Deutsche Bahn
Redaktion (allg.)

Wie der Südwestrundfunk (SWR) in einer aktuellen Pressemitteilung berichtet, plant die zur Deutschen Bahn gehörende Gütertochter DB Cargo, 215 Güterbahnhöfe in Deutschland nicht mehr zu bedienen. Das gehe aus einer geheimen Streichliste hervor, die dem SWR exklusiv vorliege. Weitere 154 Güterbahnhöfe seien gefährdet. Insgesamt sei von den geplanten Sparmaßnahmen rund jeder vierte Güterbahnhof betroffen. Als Alternative nenne die Deutsche Bahn unter anderem eine "Verlagerung auf Lkw".

Insgesamt 1.500 Güterbahnhöfe in Betrieb

In der Streichliste von DB Cargo heißt es laut SWR im Einzelnen, dass bundesweit an 215 Güterbahnhöfen "die Bedienung eingestellt werden soll", an 101 "die Bedienzeit und/oder -frequenz geändert werden soll", und dass an 53 "nur noch im Sonderdienst, das heißt bei positiver Ressourcenprüfung angefahren werden" soll. Insgesamt hat DB Cargo (früher DB Schenker Rail) derzeit noch rund 1.500 Güterbahnhöfe in Betrieb.

Erste Kündigung

Gegenüber dem SWR bestreitet die Deutsche Bahn AG, dass bereits Entscheidungen gefallen seien. Dies erwarte man erst im Juni. Nach SWR-Informationen liege allerdings bereits eine erste Kündigung vor: Ausgerechnet ein Steinbruch-Unternehmen im Schwarzwald, das seit 90 Jahren Gleisschotter produziert, müsse zehntausende von Tonnen Schotter künftig per Lkw transportieren. Abzusehen ist insgesamt, dass als Ergebnis der Streichliste zukünftig mehr Güter auf die Straße verlagert werden. Der Betriebsrat der Bahntochter befürchtet darüber hinaus, dass bald jeder fünfte Arbeitsplatz bei DB Cargo gestrichen werden könnte.

Bahn: Kein Schrumpfkurs

Wie aus einer Pressemitteilung der Deutschen Bahn vom 18. Mai 2016 anlässlich der SWR-Berichterstattung hervorgeht, will DB Cargo ab 2018 wieder ein Prozent über dem europäischen Marktniveau im Schienengüterverkehr zu wachsen. „Wir wollen wachsen. Um zukünftig wieder mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen und dabei schwarze Zahlen zu schreiben, müssen wir jetzt unsere Qualität und Produktivität enorm verbessern“, sagt Jürgen Wilder, Vorstandsvorsitzender von DB Cargo. Dazu gehöre auch, dass DB Cargo seine Nahbereichsbedienung in Deutschland eingehend überprüft. Das bedeutet laut Bahn, dass 215 aufkommensschwache Güterverkehrsstellen von insgesamt 1.500 nicht mehr bedient werden sollen. "Diese 215 Güterverkehrsstellen machen im Gesamtumsatz von DB Cargo lediglich 0,4 Prozent aus und bedeuten somit in keiner Weise einen Rückzug aus der Fläche oder einen Schrumpfkurs der Güterbahn", heißt es in der Mitteilung weiter.