Brexit: Schweizer Logistik könnte leiden

GS1 erwartet für 2016 nur ein Wachstum von 1,1 Prozent.
Raus aus der EU: Nach der Entscheidung der Briten fürchten Schweizer Logistiker ein geringeres Wachstum im deutschen Nachbarland. (Foto: Eisenhans / Fotolia.com)
Raus aus der EU: Nach der Entscheidung der Briten fürchten Schweizer Logistiker ein geringeres Wachstum im deutschen Nachbarland. (Foto: Eisenhans / Fotolia.com)
Thilo Jörgl

Mit knapper Mehrheit haben sich die Briten für den Brexit entschieden. Damit haben sich laut einer Pressemitteilung der Standardisierungsorganisation GS1 Switzerland auch die Aussichten für die Schweizer Wirtschaft schlagartig verändert. So sei zum einen mit einer weiteren Stärkung des Frankens zu rechnen, die vor allem exportorientierte Unternehmen empfindlich treffe. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) musste bereits in den Devisenmarkt eingreifen, um eine weitere Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro abzuwenden. Ob die Maßnahmen der SNB die Flucht von Anlegern in den Franken mittel- und längerfristig abwenden können, ist laut GS1 fraglich.

Kämpfen um Aufmerksamkeit

Außerdem hat die Organisation Angst davor, dass Schweizer Diplomaten künftig noch mehr um die Aufmerksamkeit der EU kämpfen müssen. So sei nicht davon auszugehen, dass die EU während den sich abzeichnenden Austrittsverhandlungen mit Großbritannien substanzielle Konzessionen an die Schweiz machen werde, beispielsweise bei der Personenfreizügigkeit. Eine nicht abgestimmte Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative hätte womöglich unabsehbare Konsequenzen für die helvetische Wirtschaft („Guillotine-Klausel“). Auch der Schweizer Logistikmarkt kann sich laut der Mitteilung den Folgen des Brexits nicht entziehen. Nach einem Rückgang des wertmäßigen Marktvolumens 2015 aufgrund des Frankenschocks um 0,3 Prozent auf 38,9 Milliarden Schweizer Franken (CHF) hätten die Zeichen im 1. Halbjahr 2016 zunächst auf eine Erholung hingedeutet. „Für die zweite Jahreshälfte sind die Aussichten jedoch getrübt durch die starke Verunsicherung hinsichtlich der weiteren politischen und wirtschaftlichen Entwicklung der EU“, schreibt GS1. Dementsprechend sei für das gesamte Jahr 2016 nur mit einem leichten Wachstum von etwa 1,1 Prozent auf 39,3 Milliarden CHF zu rechnen.

Auch Aussicht 2017 nicht rosig

Wegen der momentan prognostizierten Zunahme des Schweizer Bruttoinlandprodukts (BIP) für 2017 wird auch im kommenden Jahr ein leichter Anstieg des Logistikmarktvolumens erwartet, wenngleich auf einem niedrigen Niveau. Berücksichtigt man eine gewisse Prognoseunschärfe, wird sich das Logistikmarktvolumen GS1 zufolge voraussichtlich zwischen 39,6 und 39,8 Milliarden CHF einpendeln. Das würde einem Wachstum zwischen 0,8 Prozent und 1,3 Prozent entsprechen. In Anbetracht der zu erwartenden negativen Auswirkungen des britischen EU-Austritts sowie der Masseneinwanderungsinitiative auf die Schweizer Konjunktur sei für den eidgenössischen Logistikmarkt jedoch eher ein Wachstum im unteren Bereich der Schwankungsbreite, also 0,8 Prozent, zu erwarten.