Global Connectedness Index 2016: Keine Hinweise auf Entglobalisierung

Die Niederlande sind laut DHL-Bericht das am besten vernetzte Land der Welt.
Der GCI 2016 gibt einen Überblick über den Grad der Globalisierung und liefert auch Einblicke in die Vernetzung von Ländern und Regionen: (Foto: psdesign1/ Fotolia)
Der GCI 2016 gibt einen Überblick über den Grad der Globalisierung und liefert auch Einblicke in die Vernetzung von Ländern und Regionen: (Foto: psdesign1/ Fotolia)
Matthias Pieringer

Die globale Vernetzung hat, was den grenzüberschreitenden Austausch von Waren und Dienstleistungen, Kapital, Informationen und Personen betrifft, im Jahresverlauf 2014 ihren Vorkrisen-Höchststand von 2007 übertroffen. Dies geht aus der vierten Ausgabe des „DHL Global Connectedness Index (GCI)“ vor, die der Logistikdienstleister am 15. November präsentiert hat.

Welt acht Prozent stärker vernetzt

2015 habe die globale Vernetzung zwar etwas an Dynamik verloren. Für eine „Entglobalisierung“ gibt es aber laut DHL keine Hinweise. Die derzeit verfügbaren Daten – die zum Teil noch vorläufig sind – signalisieren dem Logistikdienstleister zufolge, dass die Welt im Jahr 2015 etwa acht Prozent stärker vernetzt war als im Jahr 2005.

Im Berichtszeitraum (2013 bis 2015) hat der weltweite Austausch von Informationen – gemessen am internationalen Internetverkehr, Telefonverbindungen und dem Handel von Printpublikationen – am stärksten zugenommen. Die Zunahme des internationalen Kapital- und Personenverkehrs war moderater, während sich der 2012 eingesetzte Rückgang des Anteils grenzüberschreitend gehandelter Waren 2015 weiter beschleunigt hat, so die Analyse.

Schwellenländer haben Nachholbedarf

Der Globalisierungsexperte Pankaj Ghemawat, der für die Entwicklung des GCI verantwortlich ist, wies auf den geringeren Grad der internationalen Vernetzung von Schwellenländern hin: „Die Einbindung der entwickelten Volkswirtschaften in die internationalen Kapital-, Personen- und Informationsströme ist vier bis neun Mal so intensiv wie die der aufstrebenden Volkswirtschaften“, so Ghemawat. Wie der GCI zudem feststellt, würde die globale Vernetzung insgesamt deutlich zunehmen, wenn die Schwellenländer einen ähnlichen Grad der Vernetzung wie die Industrieländer erreichen würden.

Länderranking: Niederlande auf Platz eins

Neben dem Überblick über den Grad der Globalisierung liefert der GCI 2016 auch Einblicke in die Vernetzung von Ländern und Regionen: Der Index stuft die Länder nach der Intensität ihrer internationalen Interaktionen sowie deren geografischer Reichweite ein. Im Länderranking des GCI 2016 verteidigten die Niederlande ihren Spitzenplatz, vor Singapur und Irland. Deutschland kommt unter den 140 Ländern auf den siebten Rang und hat sich damit im Vergleich zum vorangegangenen Bericht um einen Platz verbessert.

Europa führt imRegionen-Vergleich

Europa ist dem GCI 2016 zufolge erneut die am stärksten vernetzte Region der Welt. Bis auf die Vereinigten Arabischen Emirate und Singapur liegen die zehn am stärksten globalisierten Länder alle in Europa. Nordamerika rangiert im Vergleich der Regionen auf Platz zwei und führt in den Kategorien Kapital und Informationen. Das am besten vernetzte amerikanische Land sind die Vereinigten Staaten, die unter allen 140 im GCI erfassten Ländern auf Platz 27 kommen. Der stärkste Zuwachs in der globalen Vernetzung in den letzten zwei Jahren wurde in Nordamerika verzeichnet, gefolgt von Süd- und Zentralamerika sowie der Karibik. In den Ländern Süd- und Zentralasiens sowie in Subsahara Afrika nahm die Vernetzung im Schnitt ab. Der DHL Global Connectedness Index 2016 basiert auf mehr als 1,8 Millionen Datenpunkten zum internationalen Handels-, Kapital-, Informations- und Personenaustausch.

Der Bericht wurde von DHL in Auftrag gegeben und von Pankaj Ghemawat (Professor an der Stern School of Business der New York University sowie an der IESE Business School in Barcelona, Spanien) zusammen mit Steven A. Altman (Senior Research Scholar und Executive Director am Center for the Globalization of Education and Management, Stern School of Business der New York University), erstellt.