Logistikimmobilien: Wenn das Gebäude auf Reise geht

Studie zum Einfluss der Digitalisierung auf Logistikimmobilien.
Lagergebäude in Rostock. Werden künftig solche Gebäude bei Bedarf zerlegt und an einer anderen Stelle neu aufgebaut? Experten halten es für möglich, dass das sich in Zukunft rechnen könnte. (Symbolbild: Nagel Group)
Lagergebäude in Rostock. Werden künftig solche Gebäude bei Bedarf zerlegt und an einer anderen Stelle neu aufgebaut? Experten halten es für möglich, dass das sich in Zukunft rechnen könnte. (Symbolbild: Nagel Group)
László Dobos

In der Zukunft dürften Lager entstehen, die je nach Bedarf zerlegt und anderer Stelle aufgebaut werden. Dies ist eines der Ergebnisse des sogenannten Herbstdiskurses, die beim Innovationskongress des Zentralen Immobilien Ausschusses Mitte November in Berlin vorgestellt wurden. Für den Herbstdiskurs haben die Autoren Manuel Jahn von GfK GeoMarketing, Prof. Dr. Harald Simons von empirica sowie Andreas Schulten, Alexander Fieback und Tobias Kassner von bulwiengesa eine Studie erstellt. Darin untersuchen sie, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf einzelne Immobilienarten hat und welche digitalen Trends sich identifizieren lassen. Der Zentrale Immobilien Ausschuss ist ein Interessenverband der Immobilienwirtschaft und vertritt 37.000 Unternehmen der Branche.

E-Commerce treibt die Entwicklung in der Logistik voran

Im Bereich der Logistik- und Produktionsimmobilien sind die Autoren Schulten, Fieback und Kassner davon überzeugt, dass sich digitale Trends sowohl auf die Fertigung als auch auf die Logistik auswirken: „In der Logistik wirkt primär die Transformation des Konsums über digitale Vertriebswege durch E-Commerce beziehungsweise M-Commerce (Mobile Commerce) als wesentlicher Treiber. In den vergangenen Jahren hat sich dies hauptsächlich auf den B2C-Bereich ausgewirkt. Zukünftig wird sich auch der B2B-Bereich deutlich stärker durch E-Commerce verändern.“

Produkte kommunizieren mit Gebäuden

Bei der Fertigung ständen cyber-physischen Systeme, also die Verbindungen des physischen Produktes mit dem Internet, im Fokus. Alles sei mit allem und jeder mit jedem digital verbunden, das Internet der Dinge fange bereits während der Fertigung an. „Schon Halbprodukte stehen während des Fertigungsprozesses in vielfachem Austausch mit den Maschinen, dem bedienenden Personal und selbst der umgebenden Immobilie“, schreiben die Autoren.

Experten fordern mehr Breitband und flexibles Baurecht

„Die Vernetzung sämtlicher Prozesse setzt jedoch voraus, dass eine Breitbandanbindung überhaupt vorliegt. Selbst in Kernstädten ist dies nicht zwingend überall gegeben – in den typischen Lagen von Logistikzentren und Fertigungsstätten kann dies durchaus problematisch sein. Hier muss Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern deutlich aufholen.“ Die Verfasser gehen darüber hinaus davon aus, dass sich aufgrund der Digitalisierung neue Gebäudetypologien entwickeln werden, in denen die Flexibilität und die hybride Nutzung besonders in den Fokus rückten. Gefragt seien vor allem Flex Space-Konzepte, die eine flexible Nutzung (beispielsweise heute Büro, morgen Fertigung) ermöglichen. Allerdings seien sie mit dem derzeitigen Baurecht schwer umsetzbar.

Zukunftskonzept bewegliches Lager

Neben Smart Factories und Smart Logistics würden Smart Products und additive Fertigungsverfahren neue Logistikimmobilien-Konzepte hervorbringen. Bei einer auf Modulen basierten Gebäudekonzeption könne sogar die heutige Kerneigenschaft der Immobilie, die Unbeweglichkeit, langfristig aufgehoben werden.