Seefracht: Es knirscht im Containerverkehr

Verzögerungen haben bei Containern 2016 zugenommen.
Deutsche Unternehemen mussten im Containerschiffsvekehr 2016 mit mehr Verspätungen leben als im Vorjahr. (Symbolbild: Kara/Fotolia)
Deutsche Unternehemen mussten im Containerschiffsvekehr 2016 mit mehr Verspätungen leben als im Vorjahr. (Symbolbild: Kara/Fotolia)
László Dobos

Beim Buchen und Versenden von Gütern über den Seeweg kam es 2016 nach einer Umfrage des Deutschen Seeverladerkomittees im Bundesverband der Deutschen Industrie vermehrt zu Verzögerungen. Das Deutsche Seeverladerkomitee vertritt Unternehmen, die ihre Güter auf dem Seeweg und den Binnenwasserstraßen transportieren. Die Umfrage ergab eine deutliche Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr. In Einzelfällen mussten Verzögerungen von bis zu drei Wochen in Kauf genommen werden. Das sind die Ergebnisse der Umfrage:

  • Über die Hälfte der befragten Verlader gab 2016 an, insbesondere bei Transporten nach Fernost Probleme – zeitweise auch wegen knappem Schiffsraum – zu haben. Im Vorjahr sagten die Befragten, dass das Buchen und Versenden in fast 100 Prozent der Fälle zeitnah und problemlos möglich war.
  • Über die Hälfte der befragten Verlader (55 Prozent) waren von Verspätungen von bis zu drei Wochen betroffen. Verzögerungen gab es, auch im Zusammenhang mit der Hanjin-Insolvenz, bei Sendungsbuchungen von Europa nach Asien. Wegen teilweise verzögerter Buchungen konnten beispielsweise geplante Schiffe nicht erreicht werden, so dass Verspätungen von etwa einer Woche in Kauf genommen werden mussten. In der Umfrage 2015 berichteten 40 Prozent von Verzögerungen.
  • 20 Prozent berichteten 2016 von zeitweiligen bis regelmäßigen Verspätungen während der Schiffsreise. Im Vergleich zum Vorjahr tauchten insbesondere beim Vor- und Nachlauf vermehrt Probleme auf, die zu Verzögerungen führten: 45 Prozent gaben an, von Verspätungen beim Vor- und Nachlauf sowie wegen fehlender Leercontainer, Terminalverstopfungen oder Problemen beim Transshipment in den Häfen betroffen zu sein. Als besonderes auffällige Häfen wurden vor allem Manila, USA GCT Bayonne und Santos in Brasilien genannt. In der Umfrage 2015 berichteten nur 20 Prozent der Befragten von Verspätungen bei der Verschiffung von Exportsendungen. Zehn Prozent der Befragten gaben 2015 an, von Verspätungen im Vor- beziehungsweise Nachlauf und von Verspätungen in den Häfen stark betroffen zu sein. Als besonders auffällige Häfen wurden 2015 Rotterdam sowie Häfen in Brasilien und Asien genannt.
  • Bei der Abfertigung von Binnenschiffen in den ARA-Häfen gab es – wie im Vorjahr auch - nach Angaben von 90 Prozent der Befragten keine Verspätungen zu vermelden. Die zu Beginn des Jahres 2016 aufgetretenen Abwicklungsstaus bei Binnenschiffen im Hafen Rotterdam scheinen behoben zu sein.
  • Optimierungsbedarf gibt es aus Sicht der verladenden Unternehmen bei der Gestellung von Leercontainern. 55 Prozent der befragten Verlader berichteten von Problemen wegen fehlender Leercontainer oder schlechter Qualität der Container. Ein Lichtblick in 2016 ist, dass die Befragten keine Defizite bei der Abnahme mit Binnenschiff oder Bahn erfuhren. Im Vorjahr berichteten 30 Prozent von Problemen, hauptsächlich bei der Abnahme mit Binnenschiff oder Bahn.

Kommunikationsprobleme

Die Geschäftsführerin des Deutschen Seeverladerkomittees, Susanne Hoffmann, sieht die Gründe für die vermehrten Verzögerungen in der Hanjin-Insolvenz und in Problemen beim Vor- und Nachlauf. Sie fordert eine bessere Kommunikation zwischen Reedern und Verladern: „Um die Situation zu entschärfen, ist eine bessere Abstimmung und Koordination der Abläufe mit allen an der Versorgungskette Beteiligten wichtig. Noch besser genutzt werden könnten beispielsweise auch die Möglichkeiten bei der Fracht- und Containerortung.“

Fehlende Standards

Die Befragten sehen auch Kommunikationsprobleme entlang der maritimen Lieferkette. 36 Prozent gaben an, bei Verspätung nur schleppend bis selten Informationen darüber zu bekommen. Viele Verlader kritisieren zudem, dass es keine einheitlichen Datenstandards entlang der maritimen Lieferkette gibt.