Handel: Filialen müssen sich weiter digitalisieren

Experten setzen auf Location Based Tracking – auch in der Logistik.
Marco Pannicke von Chep sprach auf der LOCA Conference in München über die Verquickung zwischen Filialhandel und Logistik. (Foto: Lehmann)
Marco Pannicke von Chep sprach auf der LOCA Conference in München über die Verquickung zwischen Filialhandel und Logistik. (Foto: Lehmann)
Sandra Lehmann

Der stationäre Handel steht auch 2017 unter Druck und muss neue Lösungsansätze entwickeln, um sich gegen den weiterhin wachsenden E-Commerce zu behaupten. Experten aus Handel und Marketing diskutierten am 15. und 16. Februar 2017 auf der dritten LOCA Conference in München Wege zur Vernetzung von digitaler und stationärer Verkaufsfläche sowie aktuelle Trends des Wirtschaftszweigs.

Einsatz großer Datenmengen

Wie Carsten Szameitat, Vorstandsvorsitzender der Location Based Marketing Association (LMBA) DACH und Organisator der Veranstaltung betonte, müssen Händler in Deutschland noch mehr als zuvor auf Technologien und den Einsatz großer Datenmengen setzen, um erfolgreich zu sein. Dazu gehöre etwa der vermehrte Einsatz von digitalen Preisschildern und Umkleidekabinen, die Nutzung von Pushnachrichten im Filialumfeld sowie die Verbreitung von Internet-of-Things (IoT)-Technologien. Momentan werden diese Innovationen im größeren Stil nur in Supermärkten und Elektronikgeschäften in Deutschland genutzt, so Szameitat.

Nutzung standortbezogener Dienste

Dabei liege im sogenannten Location Based Tracking, also der Nutzung standortbezogener Dienste, eine große Chance für die gesamte Wertschöpfungskette in Handel und Logistik, so Asif Khan, Gründer und Präsident der LBMA. Weil digitaler Einfluss sich längst nicht mehr nur auf die Nutzung mobiler Endgeräte bezieht, sondern auch über andere Medien und an fast allen Standorten funktioniere, müsse in Deutschland zukünftig massiv in entsprechende Technologien investiert werden. Im Jahr 2016 ist der Anteil an IoT-Technologien etwa um elf Prozent gewachsen, Tendenz steigend, erklärte Khan. Die Nutzung sogenannter Beacons etwa sei um fünf Prozent gestiegen und liege nun bei insgesamt 37 Prozent.

Promotion hoch drei

Die Verwendung solcher Sender ist jedoch nicht nur zum Tracking von Kundendaten geeignet, sondern auch, um die Handelslogistik zu optimieren, wie Marco Pannicke, Manager Projects Innovation beim Palettenhersteller Chep, dem Publikum erläuterte. „Die Erfolgsformel von heute heißt Promotion hoch drei: Wir müssen standortabhängige Daten nicht nur nutzen, um den Käufer zum Point of Sale zu locken und um nachzuvollziehen, was Konsumenten tatsächlich anspricht, sondern auch um die Logistik hinter den Waren zu optimieren.“

Umsatzsteigerung durch Beacons

Im Rahmen eines gemeinsamen Projektes mit der Handelskette Real, dem Lebensmittelhersteller Mondelez sowie dem Bezahlmethodenanbieter Payback (LOGISTIK HEUTE berichtete), habe Chep in einem Testlauf in drei Supermärkten in Nordrhein-Westfalen gezeigt, dass nachverfolgbare Viertelpaletten die Lieferkette transparenter machen und die Umsätze steigern können. So konnten die Testmärkte durch den Einsatz von Paletten, die einen Beacon trugen, ein Umsatzwachstum von 103 Prozent für die beworbene Ware verzeichnen. Die Neukundengewinnung sei um 184 Prozent gestiegen. „Zudem haben wir an den drei Beispielen sehr gut ablesen können, ob die Mitarbeiter in den Filialen korrekt mit Promotionsware umgehen beziehungsweise ob es noch Nachholbedarf gibt“, so Pannicke . Diesen sieht der Palettenexperte etwa, wenn es darum geht, dass die Paletten pünktlich in den Märkten sind und rechtzeitig auf die Verkaufsfläche gelangen.

Chep lässt Paletten in Serie gehen

Nach Unternehmensangaben ist geplant, die Paletten noch im laufenden Jahr in Serie gehen zu lassen und weitere Kooperationen mit neuen Partnern zu schließen. Außerdem soll das Produkt um einen Gewichtsensor erweitert werden, durch den der Abverkauf der Ware prognostiziert werden kann.