Digitalisierung, Komplexität, Kostendruck und Individualisierung prägen aktuell und zukünftig die Logistik - so eine Studie der BVL. (Symbolbild: Peshkova/Fotolia)
Sandra Lehmann

Kostendruck, Individualisierung und Komplexität sind die wichtigsten Herausforderungen, mit denen sich Unternehmen im Zeitalter zunehmender Digitalisierung auseinandersetzen müssen. Das geht aus einer Studie der Bundesvereinigung Logistik e.V. (BVL) hervor. Darin wurden 15 exogene und innerbetriebliche Trends identifiziert, die Strategie und Praxis in der Logistik maßgeblich beeinflussen.

Exogene Trends:

  • Kostendruck
  • Individualisierung
  • Komplexität
  • Nachfrageschwankungen
  • Personalmangel
  • Nachhaltigkeit
  • Staatliche Regulierung/Compliance
  • Risiken/Unterbrechungen
  • Verändertes Käuferverhalten

Endogene Trends:

  • Digitalisierung der Geschäftsprozesse
  • Transparenz der Wertschöpfungskette
  • Vernetzung/Zusammenarbeit
  • Business Analytics
  • Automatisierung
  • Dezentralisierung

Getrieben würden diese Entwicklungen laut der Studie allerdings nicht nur durch die Wirtschaftszweige und Branchen selbst, sondern vor allem durch den Endkunden. Dieser mache sich mit seinen Wünschen in Handel, Industrie und Dienstleistung zunehmend als Wettbewerbsentscheider bemerkbar. Diesen Herausforderungen können Unternehmen den Studienmachern zufolge nur mit der Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse und einer verbesserten Transparenz in der Supply Chain begegnen.

Digitalisierung essenziell

Anforderungen, die Vertreter aus Logistik und Industrie bereits als essenziell ansehen. Wie die Erhebung belegt, schätzen knapp drei Viertel der 1.351 befragten Experten die Chancen, die sich durch eine digitale Transformation ergeben als sehr hoch oder hoch ein. Mehr als die Hälfte der Unternehmen möchte mit eigenen Projekten jedoch abwarten bis erprobte Lösungen vorliegen. Das liegt aus Sicht der Studienmacher auch am hohen Risiko, das viele mit einer Digitalisierung im eigenen Unternehmen verbinden.

Hürden bei der Transformation

Erforderliche Sachinvestitionen, Personalmangel und vor allem die notwendige Qualifizierung der eigenen Mitarbeiter werden als häufigste Hürden von den Befragten genannt. Deshalb stehe für die meisten Studienteilnehmer laut Autorenteam die Förderung von IT-Kompetenzen sowie eine Kultur des Lernens und Ausprobierens im Vordergrund.

Jetzt oder nie

Wie Studienleiter Prof. Dr. Wolfgang Kersten von der Technischen Universität Hamburg betont, belegt die Erhebung auch, dass Unternehmen so schnell wie möglich Schritte in Richtung Digitalisierung und Vernetzung unternehmen müssen: „Der späteste Zeitpunkt, um in die Digitalisierung einzusteigen, ist jetzt.“ Aus Kerstens Sicht sei es für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit unerlässlich, innovative Technologiekonzepte und Geschäftsmodelle zu entwickeln sowie die Veränderungen in der Wertschöpfungskette und die notwendigen Kompetenzanforderungen im Blick zu behalten. Für die betroffenen Firmen bedeute dies konkret, die digitale Transformation zum Bestandteil der eigenen Geschäftsstrategie zu machen.

Die Studie beruht nach Angaben der BVL auf 38 Experteninterviews mit Vertretern aus Industrie, Handel und Logistik sowie einer Onlinebefragung mit 1.351 Teilnehmern, die 2016 stattfand. Erstellt wurde die Erhebung von einem Forscherteam unter Leitung von Prof. Wolfgang Kersten (TU Hamburg) und Prof. Mischa Seiter (International Performance Research Institute IPRI) unter weiterer Mitwirkung von Lufthansa Industry Solutions sowie der Unternehmensberatung Horváth & Partners.