Handel: Drogerieartikel sollen in die Kiste

GS1 Germany präsentierte standardisierte Mehrwegbox zur Handelsbelieferung.
Mehrwegtransportverpackungen zur Handelsbelieferung: GS1 Germany stellte kürzlich den Prototypen eines standardisierten Kunststoff-Transportbehälters vor. (Foto: GS1 Germany/Axel Schulten)
Mehrwegtransportverpackungen zur Handelsbelieferung: GS1 Germany stellte kürzlich den Prototypen eines standardisierten Kunststoff-Transportbehälters vor. (Foto: GS1 Germany/Axel Schulten)
Matthias Pieringer

6.000 wiederverwendbare Transportbehälter mit Artikeln aus dem langsamdrehenden Drogeriesortiment ersetzten im vergangenen Jahr vorübergehend die Belieferung des Handels mit Kartons. Das Resultat: Ein Umstieg von Einweg auf Mehrweg könnte die betrachteten logistischen Prozesse inklusive Rückführung um 20 Prozent günstiger machen und zudem die Umwelt schonen, so die Prozess-Optimierungsorganisation GS1 Germany.

Der Testlauf fand im Rahmen des Projekts „Mehrwegtransportverpackungen (MTV) zur Handelsbelieferung“ unter dem Dach von GS1 Germany statt. Von Seiten der Hersteller engagieren sich Beiersdorf, Cosnova Beauty, Henkel, L’Oréal, Procter & Gamble sowie Unilever. Auf Handelsseite machen dm-drogerie markt, Edeka, Kaufhof, Karstadt, Müller, Real und Rossmann mit.

Prototyp eines standardisierten Transportbehälters

Nun stellte GS1 Germany auf dem Handelslogistik Kongress 2017, der am 28. und 29. März in Köln stattfand, das nächste Projektergebnis vor: den Prototypen eines standardisierten Kunststoff-Transportbehälters. Er soll nun in Pilotanwendungen weiter getestet werden. Ab der zweiten Jahreshälfte kann dann laut GS1 Germany der Rollout geplant werden. Hintergrund für das Projekt sind den Angaben zufolge die heute oft umständlichen und verpackungsmüllintensiven Prozesse bei der Belieferung des Handels durch die Industrie. Hersteller verpacken Ware für den Transport in Sekundär- und Tertiärverpackungen aus Karton und Plastik. Transportiert werden diese auf Paletten ins Zentrallager. Dort werden sie abgeladen, ausgepackt und in die händlereigenen Mehrwegboxen umverteilt. Dieser Prozessschritt verursacht laut GS1 Germany einen hohen Ressourcen- und Entsorgungsaufwand der Einwegkartons.

Im Projekt hätten die Unternehmen den Beweis angetreten, dass sich ein unternehmensübergreifendes, standardisiertes Mehrwegtransportsystem lohne. Die Vorteile eines einheitlichen Systems lägen auf der Hand: verschlankte Prozesse, geringere Kosten, weniger Verpackungsmüll, ein hoher Automatisierungsgrad entlang der gesamten Lieferkette und optimale Auslastung von Paletten und Laderaum, damit verbunden auch ein geringerer Kohlenstoffdioxid-Ausstoß. Darüber hinaus könnten Mehrwegtransportbehälter durch den Einsatz von GS1-Standards als Informationsträger für Daten dienen, die in Echtzeit zur Verfügung ständen, hieß es.

Außenmaß 600 mal 400 Millimeter, drei Höhen

In der nächsten Projektphase wurden unterschiedliche Betreibermodelle mit dem Ziel betrachtet, ein effizientes Ladungsträgermanagement zu erreichen. MTV-Anbieter stellten erste Behälterkonzepte vor. Im Ergebnis wurde daraus der Prototyp mit dem Außenmaß 600 mal 400 Millimeter in drei Höhen entwickelt. Die Behälter sind so konzipiert, dass sie sowohl für die in Deutschland üblichen Palettenladehöhen genutzt werden können als auch der EUL-Norm (Efficient Unit Loads) entsprechen.

„Mit einem standardisierten Behälter entfallen nicht nur unnötige Prozessschritte wie das Umpacken in den Zentrallägern des Handels. Auf Sandwichpaletten könnte verzichtet und damit der Laderaum im Lkw besser ausgenutzt werden. Im Endeffekt heißt das auch weniger Rampenkontakte“, zeigte sich Thomas Niebur, Leiter des Competence Center Supply Chain Management bei GS1 Germany, überzeugt.

Auch für weitere Warengruppen nutzen

Die neuen Mehrwegtransportbehälter sollen gemäß GS1-Mitteilung künftig auch für andere Warengruppen wie das Trockensortiment oder Nonfood genutzt werden. GS1 Germany strebt nach eigenen Angaben „nach der Standardisierung in Deutschland in absehbarer Zeit die Umsetzung in zahlreichen weiteren Unternehmen und einen europäischen Standard an“. Interessierte Hersteller und Händler seien eingeladen, sich an den weiteren Projektphasen zu beteiligen und die Behälter in den eigenen Prozessen einzusetzen.