Industrieroboter: Weiterhin zweistelliges Wachstum

Experten auf der US-Messe Automate raten kleinen Unternehmen, auf Automatisierung zu setzen.
Hersteller von Industrie-Robotern auf der Fachmesse Automate 2017 in Chicago: Experten zufolge können sie mit steigendem Wachstum 2017 und 2018 rechnen. Foto: Thilo Jörgl
Hersteller von Industrie-Robotern auf der Fachmesse Automate 2017 in Chicago: Experten zufolge können sie mit steigendem Wachstum 2017 und 2018 rechnen. Foto: Thilo Jörgl
Thilo Jörgl

Die Zukunft für Hersteller von Industrierobotern sieht rosig aus. Darf man der International Federation of Robotics (IFR) glauben, wird die Zahl weltweit verkaufter Geräte 2017 im Vergleich zu 2016 um mindestens zwölf Prozent auf rund 322.000 steigen. 2016 war die Zahl im Vergleich zum Vorjahr sogar um 14 Prozent auf 290.000 Einheiten geklettert. Auch für 2018 geht die IFR von einem ähnlichen Wachstum aus. Das sagte IFR-Chef Joe Gemma bei der Vorstellung der Global Sales Data of Industrial Robots auf der Fachmesse Automate in Chicago. Die Robotik-Leistungsschau sowie die Intralogistikmesse ProMAT finden parallel vom 3. bis 6. April im McCormick Place statt.

Chance für kleine Firmen

Prof. Dr. Howie Choset vom Advanced Robotics Manufacturing Institute (ARM) betonte auf dem World Robotics IFR CEO Roundtable, dass kleine Unternehmen sich mithilfe von Robotern gegenüber dem Wettbewerb gute Chancen schaffen können. Seiner Meinung nach wird für US-Firmen mit weniger als 500 Mitarbeitern künftig im Markt die Regel gelten: „automate or evaporate“ (automatisieren oder verschwinden). Leichte Bedienbarkeit, Kollaboration zwischen Mensch und Maschine sowie relativ kurzer Return on Investment seien gute Argumente für Firmenlenker, zu automatisieren. In die gleiche Kerbe schlug auch Per Vegard Nerseth, Group Senior Vice President beim Roboterspezialisten ABB. Er kennt eine Zehn-Mann-Pizzaria in San Franzisco, die mithilfe von Robotern Pizzen in großem Stil herstelle. Der ABB-Manager ist zudem der Ansicht, dass das Zurückholen von Produzierendem Gewerbe (Re-Shoring) in die USA nur mithilfe von Automatisierung in vielen Bereichen möglich und wirtschaftlich sei.

Roboter lernen selbstständig

Intensiv diskutierten die Technologie-Experten auch über künftige Trends: Einige waren sich die sechs Fachleute, dass mobile Roboter, Kollaboration zwischen Menschen und Maschine, selbstlernende Roboter und Cloud Computing wichtige Zukunftsthemen sind. Mark Franks, Director Global Automation and North America Vehicle Launch beim Autobauer General Motors, berichtete, dass sein Konzern bereits 8.000 Roboter in der Cloud habe. Mithilfe der ausgewerteten Daten aus diesen Geräten sei vorhersagende Wartung einfacher geworden. Außerdem habe man Bestände bei Ersatzteilen senken können. Jon Battles, Director WW Engineering Advanced Technologies beim Onlineriesen Amazon, betonte, dass für sein Unternehmen auch das Thema 3D-Druck immer wichtiger werde.

Kein Jobabbau

Einigkeit herrscht auf dem Podium zudem darüber, dass der Einsatz von Robotern keinen generellen Jobabbau bedeutet. ABB-Manager Nerseth zitierte Studien aus dem Automotive-Bereich, die besagen, dass für jeden installierten Roboter zwei neue Stellen aufgebaut wurden. Außerdem seien schwere Tätigkeiten durch den Einsatz der Geräte vereinfacht worden. Amazon-Vertreter Battles berichtete, dass der Online-Riese in den USA inzwischen 45.000 Roboter, unter anderem Kommissionierroboter von Kiva Systems, in insgesamt 20 Lagern installiert habe. Gleichzeitig wolle das Unternehmen dieses Jahr 100.000 neue Stellen schaffen. Neben der Standardisierung von Robotern nannten die Vertreter auf dem Podium vor allem die Suche und die Ausbildung von Werkern und Ingenieuren als die großen Herausforderungen für die Zukunft.

35.000 Besucher erwartet

An der Automate 2017 beteiligen sich rund 350 Aussteller. Auf der ProMAT mehr als 950. Letztere wird von der Material Handling Industry (MHI) alle zwei Jahre organisiert. Die US-Organisation zählt mehr als 800 Mitglieder aus dem Wirtschaftsbereich Intralogistik. Die Messemacher erwarten an vier Tagen rund 35.000 Besucher.