Onlinehandel: Grenzüberschreitender Paketversand in EU soll günstiger werden

Mitgliedsstaaten könnten sich im Sinne des digitalen Binnenmarkts noch 2017 einigen.
Das Onlineshopping bei Händlern in anderen Mitgliedsstaaten soll nach Plänen der EU-Kommission attraktiver werden. (Foto: eugenesergeev/ Fotolia)
Das Onlineshopping bei Händlern in anderen Mitgliedsstaaten soll nach Plänen der EU-Kommission attraktiver werden. (Foto: eugenesergeev/ Fotolia)
Matthias Pieringer

Die EU-Kommission hat die am 9. Juni getroffene Entscheidung der Mitgliedstaaten begrüßt, grenzüberschreitende Paketzustellungen günstiger zu machen. Im Mai vergangenen Jahres hatte die Kommission neue E-Commerce-Regeln ins Spiel gebracht, darunter auch einen Legislativvorschlag, der die Preistransparenz im Bereich des Mitgliedsländer übergreifenden Paketversands fördern und die regulatorische Aufsicht verbessern soll.

Digitaler Binnenmarkt im Fokus

„Ich danke dem maltesischen Ratsvorsitz herzlich für die Fortschritte bezüglich unserer Vorschläge zur Schaffung eines digitalen Binnenmarkts“, teilte Andrus Ansip, Vizepräsident für den digitalen Binnenmarkt, kürzlich gegenüber der Presse mit. Das sei eine gute Nachricht für den Onlinehandel in der EU. Er hoffe, dass man die Verhandlungen über den Vorschlag im Laufe des bevorstehenden estnischen Ratsvorsitzes mit einer endgültigen Einigung werde abschließen können, sagte der Este Ansip.

Wie Elżbieta Bieńkowska, Kommissarin für Binnenmarkt, Industrie und Unternehmertum betonte, schrecken „hohe Versandkosten und komplizierte Rücksenderegeln“ Konsumenten davon ab, online in anderen Mitgliedsstaaten einzukaufen. Wenn man die Verbaucher und die Unternehmen, insbesondere die kleinen und mittelständischen, unterstützen wolle, die Vorteile des EU-Binnenmarktes voll auszunutzen, müsse man diese Probleme unbedingt lösen, sagte sie.

18 Prozent kaufen online im EU-Ausland

Wie die EU-Kommission unter Berufung auf eine Studie der Brüsseler Universität St. Louis weiter mitteilte, seien die Preise für den Paketversand in ein anderes Mitgliedsland häufig bis zu fünfmal höher als für eine inländische Zustellung. Der Statistikbehörde Eurostat zufolge lag 2016 der Anteil der Verbraucher, die online in anderen EU-Ländern shoppen, bei 18 Prozent.

„Transparenz dringend erforderlich"

„Aus Sicht des Marktes ist das Bestreben der EU grundsätzlich zu begrüßen, da in diesem Bereich Transparenz dringend erforderlich ist", sagte Horst Manner-Romberg, Geschäftsführer der auf den KEP-Markt spezialisierten Hamburger Unternehmensberatung MRU, gegenüber LOGISTIKHEUTE. „Zudem ist das Preisniveau – im Vergleich zu Inlandssendungen – auf einigen Relationen viel zu hoch." Allerdings werde bis zur Einigung erwartungsgemäß noch viel Zeit vergehen. Zudem seien noch zahlreiche Fragen zu klären.

Zugang zu Netzwerken

„Grenzüberschreitender E-Commerce funktioniert mithin nur, wenn auch Retouren effizient abgewickelt werden können; dies setzt einen einfachen Zugang der Endkunden zu den jeweiligen Netzwerken voraus – einer der Hauptgründe, weshalb etwa die Deutsche Post DHL derzeit stark in den Auf- und Ausbau ihrer nationalen Paketnetzwerke außerhalb Deutschlands investiert“, sagte Dr. Steffen Wagner, der die globalen Aktivitäten der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG im Bereich Transport & Tourismus leitet, auf Anfrage von LOGISTIK HEUTE. Ein Hemmschuh liegt nach Wagners Ansicht noch in den grenzüberschreitenden Zahlungssystemen: „Diese sollten einfach und vor allem sicher sein. Ich denke, dass nicht alle Konsumenten in der EU zum Beispiel bei Kreditkartenzahlungen vollstes Vertrauen haben.“