Logistik-IT: ERP- und ME-Systeme sowie die Menschen müssen sich vernetzen

24. Aachener ERP-Tage drehten sich um Potenziale der Digitalisierung.
24. Aachener ERP-Tage: Laut Professor Volker Stich, Geschäftsführer des FIR an der RWTH Aachen, bietet die Digitalisierung von Geschäftsablaufen auch der ERP- und MES-Branche große Chancen. ( Symbolbild; Foto: wladimir1804/Fotolia)
24. Aachener ERP-Tage: Laut Professor Volker Stich, Geschäftsführer des FIR an der RWTH Aachen, bietet die Digitalisierung von Geschäftsablaufen auch der ERP- und MES-Branche große Chancen. ( Symbolbild; Foto: wladimir1804/Fotolia)
Matthias Pieringer

Auf den 24. Aachener ERP-Tagen haben knapp 250 Teilnehmer über die Chancen und Risiken der Integration von Wertschöpfungsprozessen in Unternehmen diskutiert. Die Inhalte der Fachtagung, die vom 20. bis 22. Juni im Cluster Smart Logistik auf dem RWTH Aachen Campus stattfand, gingen dabei laut dem Veranstalter FIR weit über die reine Betrachtung der Systemwelten hinaus. Denn übergreifende Kontexte in den Fokus zu nehmen sei ein Muss.

Über denTellerrand blicken

Professor Volker Stich, Geschäftsführer des FIR an der RWTH Aachen, unterstrich, dass nur derjenige erfolgreich sei, der über den Tellerrand hinausschauen kann und möchte. Dies gelte für Enterprise-Resource-Planning- und Manufacturing-Execution-System-Anbieter und -Nutzer gleichermaßen. Industrie 4.0 und die Digitalisierung von Geschäftsabläufen böten auch der ERP- und MES-Branche große Potenziale – deutlich über die Programmierung hinaus. Im Sinne der Interdisziplinarität und Interaktivität sei nicht mehr ausschließlich das ERP- oder ME-System, sondern die Vernetzung zwischen diesen Systemen und dem Menschen relevant, sagte Stich auf der Veranstaltung. Die 24. Aachener ERP-Tagen standen unter dem Motto „ERP und MES – Intelligente Vernetzung auf dem Weg zu Industrie 4.0“.

Industrie 4.0 und der Reifegrad von Unternehmen

Die Eröffnungsvorträge hielten Professor Günther Schuh, Direktor des FIR, und Johannes Klöcker, CPO & Head Key Account Management des Werkstoffhändlers Klöckner & Co Deutschland. Der von Professor Schuh vorgestellte „Industrie 4.0 Maturity Index“ beurteilt den Reifegrad eines Unternehmens hinsichtlich seiner Industrie 4.0-Fähigkeit und leitet daraus eine digitale Roadmap ab. Agile Unternehmen übertreffen dem Wissenschaftler zufolge heute schon traditionelle Unternehmen mit gravierend kürzeren Latenzzeiten innerhalb der Entscheidungswege. Klöcker sieht Zuge der Digitalisierung die Umwandlung der klassischen Wertschöpfungskette in eine Industrieplattform, die als offener Marktplatz Transparenz schafft, Lieferanten integriert und Preisvergleiche ermöglicht, wie das FIR weiter mitteilte.

Lösungsansätze finden

Der vorgelagerte Praxistag am 20. Juni bot den Teilnehmern nach Veranstalterangaben zusätzlich die Möglichkeit, in drei interaktiven Seminaren Lösungsansätze für das eigene Unternehmen zu diskutieren: Im Workshop „ERP-/MES-Management in der Praxis“ stand die Identifizierung des richtigen Systems für Unternehmen im Mittelpunkt. In „Stammdaten in der Praxis“ lernten die Teilnehmer die Bedeutung des Themas Stammdatenmanagement für den unternehmerischen Erfolg kennen. Und wie man Optimierungspotenziale in den Bereichen Planung und Steuerung von Businessprozessen nutzen kann, war das Kernthema des Seminars „Kennzahlenbasierte Optimierung von Businessprozessen".

Im kommenden Jahr feiert die Veranstaltung Jubiläum: Die 25. Aachener ERP-Tage finden vom 19. bis 21. Juni 2018 statt.

Das FIR ist eine gemeinnützige, branchenübergreifende Forschungseinrichtung an der RWTH Aachen auf dem Gebiet der Betriebsorganisation und Unternehmensentwicklung mit dem Ziel, die organisationalen Grundlagen zu schaffen für das digital vernetzte industrielle Unternehmen der Zukunft.

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