Schienengüterverkehr: Rheintalbahn bis Anfang Oktober gesperrt

Verbände und Experten äußern Kritik am Vorgehen der Deutschen Bahn.
Die Bauarbeiten an der Rheintalbahn sollen sich noch bis 7. Oktober hinziehen. (Foto: DB AG)
Die Bauarbeiten an der Rheintalbahn sollen sich noch bis 7. Oktober hinziehen. (Foto: DB AG)
Sandra Lehmann

Wie die Deutsche Bahn AG am 22. August bekannt gab, wird die Rheintalbahn noch voraussichtlich bis 7. Oktober wegen Reparaturarbeiten gesperrt bleiben. Die Güter- und Personenverkehrsachse zwischen Karlsruhe und Basel kann seit dem 12. August nicht mehr befahren werden, da bei Sanierungsarbeiten die Gleise der bestehenden Strecke abgesunken waren.

Betonplatte soll entlasten

Auf dem insgesamt 160 Meter langen Bauabschnitt sollen der Bahn zufolge in den kommenden Wochen umfangreiche Arbeiten durchgeführt werden. Neben der Verfüllung im Tunnel der Strecke müssten auf 150 Metern Oberleitungen demontiert, Gleise, Schwellen und Schotter ausgebaut, sowie Vorbereitungen für eine 120 Meter lange Betonplatte getroffen werden. Diese soll nach Angaben der DB den Baugrund zukünftig gegen Lasten von oben stabilisieren und als Grundlage für neue Gleise dienen. Allein in diesem Bereich werden die Bauarbeiten rund drei Wochen betragen, so ein Sprecher des Verkehrsunternehmens.

Zeitplan soll eingehalten werden

„Als Deutsche Bahn haben wir uns einen deutlich kürzeren Zeitplan vorgestellt. Doch die Tunnelsicherung und der sichere Betrieb auf der Rheintalbahn stehen ganz klar im Vordergrund“, sagte Prof. Dr. Dirk Rompf, Vorstand Großprojekte bei der DB Netz AG. „Wir sind überzeugt, dass dieser Zeitplan eingehalten wird. Wir wollen, dass der Personen- und Güterverkehr auf dieser stark frequentierten Strecke wieder rollen kann.“

Kritik von Politik und Verbänden

Indes wird am Vorgehen der DB hinsichtlich der Sanierungsarbeiten an der Rheintalbahn und dem Umgang mit der Sperrung Kritik von Politikern, Unternehmen und Verbänden laut. So bemängelte etwa der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Herrmann am 22. August gegenüber der Zeitung „Mannheimer Morgen“ das Krisenmanagement und den fehlenden Ausweichplan der Deutschen Bahn. Auch der Verkehrsclub Deutschland (VCD) warf der DB mangelnde Weitsicht bei der Bauplanung vor. Der VCD-Bundesvorsitzende Wasilis von Rauch sagte gegenüber dem Radiosender SWR: „Es zeigt sich aber hier besonders drastisch, wie schlecht die Notfallpläne sind und wie wenig doppelter Boden da ist. Wenn man die Wichtigkeit der Rheintalbahn für die Verbindung zwischen den Nordsee-Häfen und Genua sieht, dann ist es gerade der Supergau für den Schienenverkehr und im Sinne einer Transport-Verlagerung auf die Schiene eine totale Katastrophe.“ Laut SWR sei aus Sicht des Experten auch an den Ausbau von Alternativstrecken nicht rechtzeitig gedacht worden.

Verlagerung auf die Straße

Die Befahrung zwischen Rastatt und Basel ist eine der wichtigsten europäischen Nord-Süd-Hauptstrecken überhaupt. Im Vollbetrieb passieren bis zu 200 Güterzüge am Tag die Achse. Logistikdienstleister und Verkehrsunternehmen arbeiten derzeit mit Hochdruck an der Umleitung ihrer Güterbahnen (LOGISTIK HEUTE berichtete) oder steigen auf andere Verkehrsmittel wie Lkw und Binnenschiff um. Dabei liegt laut Dr. Martin Henke, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), derzeit die Straße klar im Vorteil. Eine Situation, die einigen Unternehmen zum Verhängnis werden könnte. „Es gibt praktisch keine Verkehrsrelation, auf der die umzuleitenden Verkehre wirtschaftlich durchgeführt werden könnten. In der Folge wird der Verkehr auf andere Verkehrsträger abwandern, vor allem auf die Straße, und die Eisenbahnunternehmen verlieren massiv Kunden und bleiben auf den Fixkosten sitzen“, so Henke.